Schriesheim im Bild 2023

07.11.2005

Argumente zwischen Bestandspflege und Expansion

RNZ-Wahlfrage: „Chancen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld: Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für Gewerbetreibende in Schriesheim?“
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Um unseren Lesern eine bessere Orientierung über die Ansichten der fünf Bürgermeisterkandidaten Volker Arras, Hansjörg Höfer, Erwin Leuthe, Peter Rosenberger und Karlheinz Würz zu geben, beantworten diese auf der Schriesheimer Seite regelmäßig bis zur Wahl am 27. November die „RNZ-Wahlfragen“. Der achte Teil der Serie thematisiert die Gewerbeentwicklung in Schriesheim. Geht es den Gewerbebetrieben gut, werden nicht nur Arbeits-, sondern auch die Ausbildungsplätze gesichert. Aber: Wie weit kann sich der kommunale Einfluss auf die Gewerbeentwicklung unterstützend auswirken? Wo gibt es Perspektiven für neue Aufträge oder Geschäftsfelder? Sollte die Kommune in ihren Bestrebungen eher auf Bestandspflege oder Expansion setzen (was nicht immer gleichbedeutend ist mit der Ansiedlung großer Betriebe)? Das Gewerbe hat sich noch immer in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zu behaupten – und das geht nicht nur den Schriesheimern so.


Arras: Ansiedlung ist für Größere schwierig
Eine Entwicklungsmöglichkeit für das Gewerbe sehe ich im Ausbau eines sanften Tourismus, der mehr Kurzzeittouristen nach Schriesheim bringt. Meine Ziele, das Schulzentrum attraktiver zu machen und die Strahlenberger Grundschule aufzuwerten, nützen auch dem Gewerbe. Unser Schulzentrum hat in der Vergangenheit viele Menschen nach Schriesheim gelockt. Nur wenn es uns gelingt, Familien in Schriesheim zu halten, werden auch die Gewerbetreibenden erhalten bleiben. Ich werde als Bürgermeister dafür sorgen, dass Schriesheim seine Attraktivität als Wohnstadt behält. Größere Unternehmen über den vorhandenen Bestand hinaus, werden aufgrund der räumlichen Situation nur begrenzt eine Chance zur Ansiedlung haben. Schriesheim ist Wohn- und Schulstadt, das heißt Gewerbe in Schriesheim dient hauptsächlich der Versorgung der Bevölkerung.

Höfer: Gute Voraussetzungen
Die ortsansässigen Gewerbetreibenden und Handwerksbetriebe bieten wohnortnahe Arbeitsplätze. Sie tragen dazu bei, eine lebendige Mischung aus Wohnen und Arbeiten in Schriesheim zu erhalten. Ich werde alles tun, was in der Macht einer Kommune steht, um hier optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Auch kann der hohe Sanierungsbedarf der städtischen Einrichtungen dabei helfen, das Gewerbe in Schriesheim zu stärken. Die entscheidenden Standortfaktoren Schriesheims sind die hohe Attraktivität als Wohn- und Lebensraum und die guten Verkehrsanbindungen an die Metropolregion Rhein-Neckar. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, Investoren aus den Bereichen Dienstleistung und neue Technologien nach Schriesheim zu holen.

Auch will ich mithelfen, ein attraktives Tourismuskonzept zu entwickeln, um Schriesheims Gastronomie und Weinbau zu fördern.

Leuthe: Priorität hat die Bestandspflege
Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage muss der Schwerpunkt der Wirtschaftsförderung in der Erhaltung und Pflege dessen liegen, was wir haben, um die Arbeitsplätze vor Ort zu sichern. Schriesheim ist für mich in erster Linie Wohnstadt. Diese Qualität gilt es zu halten, insbesondere was das Bildungsangebot angeht sowie die Wohnumfeldgestaltung. Diesem Ziel hat sich die Gewerbeentwicklung anzupassen, also nicht Betriebsansiedlungen um jeden Preis. Wir müssen die Betriebe aussuchen, die zu uns passen – und dies ist so wichtig, dass ich es selbst in die Hand nehmen werde. Deshalb kommt für mich eine Gewerbegebietserweiterung nur in Frage, wenn ein wirklich interessanter Investor ernsthaft kommen will. Priorität hat die Bestandspflege. Dazu werde ich einen regelmäßigen Stammtisch aller Gewerbetreibenden einrichten zum Informationsaustausch untereinander und mit der Stadt.

Rosenberger: Keine zusätzliche Belastung
Für das Schriesheimer Gewerbe sehe ich gute Chancen, sich am Markt zu behaupten. Die attraktiven Rahmenbedingungen, wie Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, Vereinsleben und Kultur binden Neubürger an die Stadt. Diese Chancen sollten die örtlichen Gewerbetreibenden nutzen, um neue Kunden zu gewinnen. Hier werde ich persönlich Neubürger direkt auf das lokale Gewerbe hinweisen. Es ist selbstverständlich, dass die Stadt seine Gewerbebetriebe mit Aufträgen versorgt. Jede zusätzliche Belastung des Gewerbes durch die Stadt werde ich vermeiden – von mir wird keine Initiative ausgehen, die Gewerbesteuer zu erhöhen. In Mannheim pflege ich einen intensiven Kontakt zu den örtlichen Gewerbevereinen (BdS); auch künftig baue ich auf gutes Zusammenwirken mit den Gewerbetreibenden, damit sie sich auch weiterhin aktiv im städtischen Leben einbringen.

Würz: Ausbau der Betriebe unterstützen
Mein Bestreben ist es, die lokalen Gewerbetreibenden mit Aufträgen zu unterstützen und so zur Steigerung der Wirtschaftsfähigkeit beizutragen. Als Werbeträger hierfür sollte die Internetpräsenz der Stadt genutzt werden.

Eine sinnvolle Nutzung frei werdender Kapazitäten im Gewerbegebiet ist ebenfalls zwingend erforderlich. Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung als Finanzwirt im Bereich der Vollstreckung kann ich beurteilen, wie schwierig es in Zeiten angespannter Haushaltslagen ist, Gewerbebetriebe zu erweitern und auszubauen. Das ist der Grund für zurückhaltende Investitionen.

Hier ist ein gewisses Maß an Entgegenkommen seitens der Verwaltung nötig, um diese Vorhaben zur realisieren. Dadurch ist auch eine Sicherung von Arbeitsplätzen möglich, was in der heutigen Zeit ein hohes Gut ist. Hier bin ich gerne Vermittler.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung