Schriesheim im Bild 2023

26.11.2005

59,35 Prozent für Riehl – am 02.12.1973

Erinnerungen des Bürgermeisters an seine erste Wahl – Damals gab es nur zwei Kandidaten

Es war ein sonniger Tag, und Horst Schütze erlebte den Moment des Wahlsieges im Bademantel: Bürgermeister Peter Riehl erinnert sich noch gut an seine erste Wahl am 2. Dezember 1973.

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Fragt man Bürgermeister Peter Riehl nach seiner ersten Erinnerung an den 2. Dezember 1973, dann fällt ihm das Wetter ein: "Vier Wochen lang war es eiskalt. Der Schnee war gefroren. Die Straßen waren zwar geräumt, aber wir hatten schon Angst, dass viele Bürger nicht wählen. Aber der Wahlsonntag war dann herrlich und voller Sonnenschein". Und auch die Wahlbeteiligung konnte sich mit 76,15 Prozent sehen lassen. Riehl erinnert sich spontan auch daran, dass er am Wahltag mit seiner Gattin Evelyn in der Kirche war und gegen den "Jäcke-Lui" einen Stier aus Ton ersteigerte.

Das, was man heute "Wahlparty" nennen würde, fand damals zunächst in Riehls Haus statt. Ab 15 Uhr kamen die Freunde und Unterstützer: "Die ganze Wohnung war voll". Horst Schütze habe sich "vor lauter Aufregung" die Hose zerrissen und konnte es nicht abwarten, bis diese genäht war. Also erlebte er den Moment, in dem Riehls Sieg so gut wie feststand, im Bademantel. Riehl erinnert sich: "Gegen 19 Uhr kamen die ersten, die sagten: ‘Du wirst‘s‘". Bis 22 Uhr sei dann "Hektik" im Haus gewesen, "und danach sind wir in die Linde".

Obwohl er im Vorfeld recht sicher gewesen sei, so Riehl, habe er doch gezittert bis zur letzten Minute. Mit dem Wahlsieg sei sein Traum in Erfüllung gegangen. Riehl holte 59,35 Prozent der Stimmen. Einziger Mitbewerber war damals der Oberpostrat bei der Oberpostdirektion Karlsruhe, Franz-Joachim Barth. Auf ihn entfielen 40,48 Prozent. Der 2. Dezember 1973 war übrigens der zweite autofreie Sonntag im Zuge der Ölkrise. Außerdem erblickte an diesem Tag Radprofi Jan Ullrich in Rostock das Licht der Welt.

In seinem ersten Wahlkampf, sagt Riehl, habe in den Sachthemen auch die Frage eines Sportzentrums dominiert: "Da war ja nichts da damals". Auch nicht für den Schulsport. Zudem wurde der Ausbau des Schulzentrums diskutiert. Dazu Riehl: "Seinerzeit war der mittlere Bau fertig, in dem heute die Realschule ist. Der Trakt der Hauptschule war im Rohbau. Das Schulzentrum im Ganzen war höchstens zu einem Drittel fertig". Schon damals ging es in diesem Punkt auch um die Finanzen. Riehl sprach sich dafür aus, Darlehen aufzunehmen: "Ich habe im Wahlkampf immer gesagt: Wir müssen das tun, wenn wir die Schule ausbauen wollen. Wir dürfen das nicht einer Generation aufbürden".

Und auch um Persönliches ging es 1973. Der Bürgermeister erinnert sich: "Die Gegner haben damals gesagt: Einer von außen wäre besser – wegen der Vetterleswirtschaft. Andere haben sich gefragt: ‘Der Peter ist zwar ein lieber Kerl, aber ob der das packt?".

Auch den damaligen Bürgermeister Wilhelm Heeger musste Riehl erstmal überzeugen. "Später aber haben wir ein gutes Verhältnis gehabt", sagt Riehl, der in seinem ersten Wahlkampf auch die Integration Altenbachs und Ursenbachs thematisierte: "Ich wollte die Eigenständigkeit der Ortsteile so gut es ging bewahren". Altenbach war am 1. Januar 1972 eingemeindet worden, Ursenbach genau ein Jahr später.

Den Wahlkampf 2005 hat Riehl entspannter verfolgt, als er zunächst von sich erwartet hatte: "Ich war gespannt, wie ich das überstehe. Aber ich muss sagen: Ich bin ganz ruhig und sehe alles ganz gelassen". Der Wahlkampf sei fair und auch die Kritik größtenteils "okay" gewesen: "Es ist halt Wahlkampf". Nach 32 Jahren wird Riehls Name am Sonntag erstmals nicht mehr auf dem Stimmzettel stehen. Der Gang in die Wahlkabine werde für ihn schon "ein besonderer Moment". Wie es ausgeht, das ist Riehl "natürlich nicht egal. Da habe ich meine Vorstellungen". Mehr sagt er nicht (siehe "Riehls erste Wahl 1973" und "Bürgermeisterwahl 2005").

Das Bild entstand vor Riehls Wiederwahl am 29. November 1981. Repro/Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung