Schriesheim im Bild 2023

09.12.2005

Ortsgeschichte spiegelt die „große Geschichte“

Ursula Abele und das Autorenteam stellten das Jahrbuch 2005 vor
Schriesheim. (nam) Es hat 252 Seiten (32 weniger als das vom vergangenen Jahr), ist das Neunte seiner Art, hat acht Autoren und genauso viele Artikel: Das Schriesheimer Jahrbuch 2005, das die Autoren gestern im Rathaus vorstellten.

Redaktionell betreuen es Ursula Abele, Christian Burkhart, Fritz Hartmann, Emil Meixner und Dr. Gerhard Merkel. Die Struktur des Buches ist die gleiche geblieben, in diesem Jahr gliedert es sich aber zusätzlich in zwei Schwerpunkte: Zum einen 60 Jahre Kriegsende. Monika Stärker-Weineck hat recherchiert, welche Schriesheimer im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 gefallen sind und die 246 Namen auf einer Liste zusammengestellt. Diese wurde am Volkstrauertag zum ersten Mal vorgelesen. Im Jahrbuch ist die Liste nun veröffentlicht, außerdem wird sie durch eine zusätzliche Seite mit weiteren Namen, die im Nachhinein entdeckt wurden, ergänzt. Aufgeführt sind dabei die Namen der Toten, ihre Geburtstage sowie das Datum und der Ort, an dem sie ums Leben kamen.

Professor Joachim Maier hat einen Artikel zum Jahrbuch über die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft beigesteuert. Darin geht es zum einen um die jüdischen Schriesheimer, die deportiert wurden, um vier Schriesheimer, die im Rahmen der „Eu-thanasie-Aktion“ ermordet wurden, um zwei Schriesheimer Widerstandskämpfer und um Zwangsarbeiter, die in Schriesheim eingesetzt wurden. „Unglaublich, welche Geschichte da zutage kommt. Und dennoch bleiben Irrwege und ein Teil davon im Dunkeln“, so Stadtarchivarin Ursula Abele, die Maiers Beitrag als „großen Gewinn“ wertet. Und direkt bedauerte, dass die Schulen die Ortsgeschichte oft nicht aufgriffen. „Dabei spiegelt sich die große Geschichte in der Ortsgeschichte“.

Dieser ist auch Konstantin Groß in seinem Artikel auf der Spur: Er beschreibt die letzten Tage vor dem Kriegsende in Schriesheim und die Ereignisse, als die Amerikaner Schriesheim einnahmen und besetzten. Groß wird außerdem Dr. Hermann Brunns Ortsgeschichte „1200 Jahre Schriesheim“ fortführen. Groß‘ Buch soll in einem gesonderten Band erscheinen.

Zweiter thematischer Schwerpunkt des Jahrbuchs sind die Quellen zur Stadtgeschichte: Gerhard Merkel hat die Passagen über Schriesheim, Altenbach und Ursenbach aus Johann Friedrich Zauhns Zehntbuch aus dem Jahr 1692 transkribiert. „Das Zehntbuch umfasst die wichtigste Periode der Geschichte Schriesheims; es ist die Grundlage, um die Verhältnisse damals zu verstehen“: Abele war die Freude anzusehen. Denn schließlich ist das 160-seitige Originaldokument in alter Schrift verfasst und mit lateinischen Abkürzungen gespickt – die Darstellung im Jahrbuch macht es erst verständlich. Ein Projekt, dass Abele übrigens schon lange vorhatte. „Unterhaltsame Beiträge, die Wissen vermitteln“ runden das Jahrbuch ab. Curt Full setzt seinen ausführlichen Bericht über die Schriesheimer Bergleute aus dem letzten Jahrbuch fort und Henner-Wolfgang Harling, ein begeisterter Postkartensammler, hat „frühe Zeugnisse vom Radwandern in Schriesheim“ zusammengetragen. Wie Bäuerinnen Lasten früher auf dem Kopf trugen und warum der Ruhweg Ruhweg heißt klärt Christian Burkhart. Alle Autoren sind „alte Beiträger“ und schon lange dabei. Wie es im nächsten Jahr weitergehen soll, ist noch nicht klar, denn mit dem Ausscheiden von Bürgermeister Peter Riehl und Stadtarchivarin Ursula Abele ändert sich die Situation. Beide hoffen aber, dass das Jahrbuch fortgesetzt wird. „Es wäre wichtig, das weiterzuführen“, sagte Abele, die sich aber nicht festlegen lassen wollte, ob sie als Autorin auch im nächsten Jahr mitwirken wird: „Das wissen wir noch nicht“.

INFO: Das Schriesheimer Jahrbuch 2005 kostet 14 Euro und ist in allen Buchläden und Schreibwarengeschäften in Schriesheim erhältlich.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung