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20.12.2005

„Es geht um die Stadt, nicht um Parteien“

„Es geht um die Stadt, nicht um Parteien“

Hansjörg Höfer am Tag nach dem Wahlkrimi um das Bürgermeisteramt

Die Feuerwehr und die Schriesheimer Forst-Profis stellten gestern zu Ehren von Hansjörg Höfer eine zehn Meter hohe Fichte aus dem Weiten Tal in den Vorgarten der Höfers. Schriesheims künftiger Bürgermeister packte auch selbst mit an. Um den Baum aufzustellen, bedurfte es aber schließlich doch der Drehleiter der Feuerwehr. Fotos: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Das Telefon steht gestern zeitweise nicht still bei den Höfers. Viele wollen dem künftigen Bürgermeister zu seiner Wahl gratulieren. Hansjörg Höfer nimmt die Glückwünsche natürlich gerne entgegen. Nach dem Wahlkrimi am Sonntag hatten er und seine Gattin Birgit mit Freunden bis in die Nacht im Hotel „Zur Pfalz“ gefeiert: „Um 1.30 Uhr war ich zuhause“, sagt der Nachfolger von Peter Riehl. Während es draußen ungemütlich schneit, sitzt Höfer bei wohliger Ofenwärme in seinem Esszimmer und wartet auf die Feuerwehr, die sich zum Aufstellen der traditionellen Bürgermeister-Fichte angesagt hat. Zeit, um mit Höfer nochmal über das zu sprechen, was am Sonntag passiert ist.

Nach dem Aufwachen gestern Morgen seien ihm nochmal einzelne Situationen des Wahlabends durch den Kopf gegangen: „Man hat es ja eigentlich erlebt wie einen Film“, sagt Höfer. Er habe Respekt vor der Aufgabe, die vor ihm steht. „Und es ist Neugierde, was jetzt auf mich zukommen wird. Das ist spannend, und ich freue mich auf diesen neuen Lebensabschnitt“. Davor steht jedoch noch der Abschied aus seinem Betrieb, der Heidelberger Bäckerei Mahlzahn. Bis zur Amtsübernahme in Schriesheim müsse er noch einiges klären.

Höfer sagt, dass die vergangenen drei Wochen seit dem ersten Wahlgang entscheidend gewesen seien für seinen Sieg: „Die Bürger haben gewartet, was ich für Aktivitäten zeige. Danach kamen dann einige auf mich zu, die etwas für mich tun wollten.“ Was auch für Höfers Verwurzelung in seiner Heimatstadt spricht. „Diese Verwurzelung hat den Ausschlag gegeben“, ist er sich sicher. Höfer denkt nicht, dass sich CDU und Freie Wähler nach seiner Übernahme der Amtsgeschäfte auf eine Blockadehaltung festlegen: „Dafür sind sie Demokraten genug. Außerdem geht es doch um die Stadt, nicht um Parteien.“ Er werde sich bemühen, Vertrauen zu schaffen und zu bewahren, „denn ich habe schon ein breites Vertrauen.“ Er müsse in Zukunft aber unter Beweis stellen, dass es auch gerechtfertigt ist.

Dass Bürgermeister Riehl noch am Wahlabend bekannt hat, dass ihm Peter Rosenberger als Nachfolger lieber gewesen wäre, stört Höfer nicht: „Riehl hat sich während des Wahlkampfs fair verhalten. Und aus seinem Herzen hat er noch nie eine Mördergrube gemacht.“ Bei ihm, sagt Höfer von sich, seien aus dem Wahlkampf keine Wunden geblieben. Das sei auch ein Verdienst Rosenbergers.

Der künftige Bürgermeister möchte sich nach seiner Vereidigung zuerst mit seinen Mitarbeitern in der Verwaltung zusammensetzen: „Das ist mir ganz wichtig. Ich bin ein Teamspieler, und ich will alles dafür tun, dass wir im Rathaus ein Team sind.“

Sein Ergebnis von 50,6 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von gerade mal 64,7 Prozent nennt Höfer eine „sehr gute Basis, auch wenn es so knapp ist“. Darauf angesprochen, dass es knapp 36 Prozent der Schriesheimer Wahlberechtigten offenbar egal war, wer Bürgermeister wird, sagt Höfer, er müsse versuchen, in den kommenden acht Jahren seiner Amtszeit auch die Nichtwähler durch seine Arbeit zu erreichen. Und auch Rosenbergers Wähler möchte Höfer von sich überzeugen. Sein Fazit: „Die Bürger haben gezeigt, dass sie mündig sind. So eine Wahl macht die Demokratie lebendig.“

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung