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23.12.2005

FDP: Höfers „demokratische Legitimation“ ist schwach

Liberale bilanzieren die Bürgermeisterwahl: Höfers Anzeigenkampagne habe man unterschätzt – Es sei nicht gelungen, Nichtwähler zu mobilisieren
Schriesheim. (cab) Vier Tage nach der Bürgermeisterwahl zieht der Ortsvorstand der FDP gestern eine Bilanz des Wahlkampfs. Die örtlichen Liberalen bedauern das Abschneiden von Peter Rosenberger, den sie gemeinsam mit CDU und Freien Wählern unterstützten.

Rosenberger habe einen enormen Einsatz an den Tag gelegt: „Über 400 Termine in Schriesheim, Altenbach und Ursenbach seit Wahlkampfauftakt sprechen eine deutliche Sprache,“ so FDP-Chef Marc Gnädinger. „Herr Rosenberger kann mit erhobenem Haupt aus diesem Wahlkampf herausgehen. Er hat sich bis zum Schluss korrekt verhalten und ist gegenüber seinen Mitbewerbern immer anständig geblieben.“ Unfinanzierbare Wahlversprechen habe er zu keiner Zeit gemacht. „Auch die anderen politischen Unterstützer-Organisationen haben sich nichts vorzuwerfen“, wie der stellvertretende FDP-Ortsvorsitzende Wolfgang Renkenberger hervorhebt: „Viele Mitglieder und Freunde sowie die Fraktionen der FW und der CDU haben an der Seite von Herrn Rosenberger gekämpft.“ Für dieses aufopferungsvolle, ehrenamtliche Engagement gebühre allen Helfern Respekt und Dank.

Sicher sind sich die örtlichen Liberalen jedoch, dass man die Wirkung der geballten Anzeigenkampagne für Herrn Höfer in den letzten Tagen vor dem zweiten Wahlgang unterschätzt habe. Diese habe in Kombination mit dem straff geführten Wahlkampf zu dem Erfolg Höfers beigetragen. Auch sei es nicht gelungen, die Nichtwähler zu mobilisieren.

„Eine Wahlbeteiligung von knapp 65 Prozent bedeutet eine äußerst schwache demokratische Legitimation für den künftigen Bürgermeister“, resümiert der ehemalige MdL und Altstadtrat der FDP, Dr. Bernhard Scharf.

Traurig sind die Liberalen über die knappe Niederlage des eigenen Kandidaten. „Er wäre eine Bereicherung für unsere Stadt gewesen und wollte in Schriesheim eine Familie gründen und einfach dazugehören. Sein erfrischendes offenherziges Wesen, gepaart mit seinem enormen Verwaltungssachverstand wird uns sehr fehlen“, beschreibt Gnädinger die momentane Gefühlslage in seiner Partei.

Dem Wahlsieger und künftigen Bürgermeister Hansjörg Höfer wollen die Liberalen respektvoll aber bestimmt gegenübertreten: „Als Demokraten erkennen wir das Wählervotum natürlich an, auch wenn wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht hätten. Wir sind gegenüber unserer Stadt in der Pflicht, uns zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger einzusetzen. Politische Grabenkämpfe aus Enttäuschung über das Wahlergebnis wird es mit uns nicht geben“, so Gnädinger. „Wir hoffen, dass Herr Höfer sein Versprechen aus dem Wahlkampf wahr macht und ein Bürgermeister für alle Bürgerinnen und Bürger wird. Dazu wird er sich von seiner politischen Heimat, der Grünen Liste, lösen müssen. Als Bürgermeister ist er dem Wohl aller Bürger verpflichtet“, unterstreicht er.

Für die verbleibende Zeit bis zur Amtseinführung am 1. Februar 2006 gehen die Liberalen davon aus, dass Höfer diese Zeit intensiv nutzt, um sich in das umfangreiche Verwaltungsrecht einzuarbeiten. Hier werde er unter anderem auf die Unterstützung seiner künftigen Schriesheimer Verwaltungsmitarbeiter angewiesen sein, die ihm diesen Beistand gewiss geben, ist sich die FDP sicher. Die Herausforderungen, vor denen Schriesheim steht, seien so gewaltig, „dass wir uns keinen Bürgermeister leisten können, der über diese Kompetenzen nur unzureichend verfügt“, so Gnädinger abschließend.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung