Schriesheim im Bild 2023

05.01.2006

Mit dem „Kejz“ auf dem Kopf zum Markt marschiert

Mit dem „Kejz“ auf dem Kopf zum Markt marschiert

„Schriesheimer Jahrbuch 2005“: Wie und womit Frauen Lasten auf den Köpfen trugen, beschreibt Christian Burkhart in seinem Beitrag

Diese Bäuerin balanciert ihre Last im „Kejz“ auf dem „Ring“ auf ihrem Kopf und bindet sich gleichzeitig den Schuh (Zeichnung aus dem Museum der Stadt Weinheim). Repro: D
Von Nadja Müller

Schriesheim. „Unterwegs mit ‘Kejz‘ und ‘Ring‘ von ‘Rug‘ zu ‘Rug‘ ... oder warum der Schriesheimer Ruhweg so heißt“. Das ist der Titel des Artikels von Christian Burkhart im Schriesheimer Jahrbuch 2005. In seinem relativ kurzen Beitrag beschreibt Burkhart, wie Frauen noch bis ins 20. Jahrhundert hinein Lasten weite Strecken auf ihrem Kopf transportierten und welche Hilfsmittel sie dabei verwendeten: Zum einen meist geflochtene Weidenkörbe, in Dossenheim „Kejz“ genannt. Und zum anderen ringförmige Leinenkissen, die die befragten Dossenheimerinnen „Kopf-, Kejzring“ oder einfach „Ring“ nannten. Männer trugen die Körbe auf dem Rücken, Frauen auf dem Kopf. Um die Last gleichmäßig zu verteilen und erträglich zu machen, legten sie deswegen diese gepolsterten oder mit Körnern beziehungsweise Streu gefüllten Kissen unter.

Die Odenwälder Frauen aus Hilsenhain, Bärsbach, Ursenbach und Altenbach kamen bis in das Schriesheimer Tal herunter. Manche legten sogar weite Strecken bis nach Mannheim oder Heidelberg zurück. Die Frauen transportierten in den Körben landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Butter, Eier oder Käse. Einige trugen die Waren zu Märkten, andere verkauften von Haus zu Haus.

Machten die Frauen unterwegs Rast, war es für sie wichtig, die Körbe ohne Hilfe Dritter wieder auf den Kopf setzen zu können. Dazu gab es an Abzweigungen oder Wegbiegungen Tische und Bänke, so genannte „Ruhbänke“ oder „Gruhen“. Auch auf Schriesheimer Gemarkung standen einige, schreibt Burkhart.

Zum einen an den Abzweigungen Dossenheimer Weg und Passein sowie an der Kreuzung Leutershäuser Weg und Wormser Straße, die früher Rugweg hieß. In Schriesheims Nordwesten weist der Ruhweg darauf hin, dass dort wohl einmal eine solche Bank gestanden hat. Ansonsten erklärt Burkhart noch warum die Dossenheimer einmal „Staakejzln“ genannt wurden – sie transportieren in den Körben gebrochene Steine – und beschreibt die vier Abbildungen, die seinen Artikel ergänzen.

Ein Foto der Dossenheimer Hauptstraße, das im Hintergrund zwei Frauen mit ihren Lasten auf dem Kopf zeigt, ein Foto vom Maulbronner Klosterberg mit einer „Ruhbank“. Auf der dritten Abbildung ist ein „Ring“ aus dem Privatbesitz von Ludwig Jäck zu sehen – die einzige Aufnahme aus Schriesheim – und die vierte Abbildung ist die nebenstehende Zeichnung, die die ehemalige Weinheimer Museumsleiterin Elvira Wadin angefertigt hat.

Schade nur, dass der Text wegen vieler einfließender Quellenangaben schwer verständlich wird: Denn die so entstandenen Schachtelsätze machen den Artikel nicht sehr lesefreundlich. Zumal es sich angeboten hätte, Einzelheiten zur Recherche und Kontaktpersonen in den Quellenangaben ausführlich aufzuzählen: Denn dort gehören sie hin, im Fließtext stören sie.

Die Überschrift des Artikels lautet „Unterwegs mit Kejz und Ring von Rug zu Rug“. Was genau „Rug“ nun bedeutet, geht klar aus dem Text allerdings nicht hervor. Außerdem verweist der Autor auf ein Bild, das zum einen nicht abgedruckt ist und zum anderen nur indirekt etwas mit dem Thema zu tun hat: Das schafft keine Klarheit, sondern stiftet Verwirrung. Dem Artikel zufolge scheint das Thema „Kejz und Ring“ im Bezug auf Schriesheim und im Vergleich zu Dossenheim eher unbedeutend, was den Schwerpunkt in Burkharts Darstellung auf Dossenheim begründen mag. Gleichwohl war Schriesheim einer mehrerer Orte, den die Frauen mit ihren Lasten besuchten und wo sie ihre Waren verkauften.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung