Schriesheim im Bild 2023

14.01.2006

"Qualität, Qualität, Qualität"

"Qualität, Qualität, Qualität"

Winzer der Region tagten in Schriesheim – Höfers erster Gruß

Winzer aus der ganzen Region waren gestern mit ihrer Bereichsversammlung in Schriesheim zu Gast und lauschten den Referenten. Foto: Dorn

Schriesheim. (pak) Der Einstand war standesgemäß. Zwar musste Hansjörg Höfer, der künftige Schriesheimer Bürgermeister, eine kleine Weile warten, bis er ans Rednerpult durfte. Denn die Badische Weinprinzessin Anke Seidel steht in der Hierarchie der Winzerschar doch noch weiter oben als Behördenchefs. Aber dann konnte der bald erste grüne Bürgermeister des Rhein-Neckar-Kreises (und Hobby-Winzer) gestern mit passenden Worten die Bereichsversammlung von Badischer Bergstraße und Kraichgau begrüßen.

Zweifelsohne: Die Winzer der Region zollen Höfer großen Respekt. „Wo Winzer sind, da scheint die Sonne“, begann er charmant, um gleich fachmännisch („ich komme auch aus der Lebensmittelbranche“) auf die Probleme der Weinbauerei zu kommen. „Qualität wird heute am Geschmack festgemacht“, erklärte der gelernte Bäcker, „aber das ist problematisch, weil man Geschmack heute herstellen kann“. Damit traf Höfer den Nagel durchaus auf den Kopf, weil sich auch später die Vorträge der Weinexperten viel mit dem umstrittenen EU-Handelsabkommen befassten, durch das die amerikanischen Winzer getrickste Weine auf den europäischen Markt bringen können. „Die anderen werden immer billiger sein, da können wir nicht mithalten“, analysierter er. Das einzige Mittel, am Markt zu bestehen, sei: „Qualität, Qualität, Qualität.“ Die Weinexperten nickten zustimmend.

Höfer bekannte sich offen zum Weinbau in seiner Stadt. „Wir sind stolz darauf und wir sorgen uns auch darum, das beste Beispiel ist die Rebflurbereinigung.“ Der künftige Bürgermeister lieferte übrigens das Stichwort für Gerhard Hurst, den Präsidenten des Badischen Weinbauverbandes. „Schriesheim geht mit gutem Beispiel voran, es muss aber noch mehr Rebflurneuordnungen in Baden geben“, forderte der Verbandschef.

Als Reaktion auf das Handelsabkommen forderte Hurst ebenso wie Peter Wohlfahrt vom Staatsweingut Freiburg und Bereichsleiter Peter Haas aus Schriesheim eine bessere Transparenz bei der Vermarktung der Weine, sowie einen weiteren strengen Qualitätskurs. „Achtzig Prozent der Kunden entscheidet spontan am Regal“, berichtete Hurst und wünschte zum Beispiel eine Rückbesinnung auf traditionelle badische Sorten. „Baden Burgunderland“, gehe in die richtige Richtung. „Wir haben Chancen auf dem Markt, wenn wir uns auf unsere Qualitäten besinnen“, rief der Präsident den mehr als 100 Winzern zu, die sich gestern in Schriesheim versammelt hatten.

Auch Peter Haas sieht eine Chance gegen „den US-Wein, der wie Limonade hergestellt wird“. Ein erster Schritt sei eine bessere Kennzeichnung der Flaschen, „damit wir uns besser unterscheiden können“. Auch Peter Wohlfahrt sprach sich, wie andere Referenten, deutlich gegen eine „Cocacolarisierung“ des Weines aus und forderte die Winzer auf, dieser weltweiten Tendenz mit einer „Profilschärfung“ zu begegnen (s. auch Wirtschaftsteil der heutigen Ausgabe).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung