Schriesheim im Bild 2023

26.01.2006

Peter Riehl ist Ehrenbürger Schriesheims

Gemeinderat verabschiedet den Bürgermeister mit höchster Ehrung der Stadt – Appell an die Schriesheimer zum Ende seiner Amtszeit

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Einladung für die öffentliche Gemeinderatssitzung sah so aus wie immer. Die angegebene Tagesordnung beschränkte sich auf „TOP 16“ mit dem nüchternen Einzeiler: „Ehrung und Verabschiedung von Herrn Bürgermeister Peter Riehl aus dem Gemeinderat“. So stoisch formal das Schreiben war, so bedeutungsvoll war sein Hintergrund: Der Gemeinderat verabschiedete Peter Riehl gestern Abend im Großen Sitzzungssaal des Rathauses und verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt.

Die Abschieds- und Ehrungssitzung für Riehl verfolgten viele Schriesheimerinnen und Schriesheimer – darunter einige ehemalige Stadträte – sowie der Karlsruher Landrat Claus Kretz und der Heddesheimer Bürgermeister, Riehls „Ersatzsohn“, Michael Kessler. Riehl ist neben seinem Ziehvater Peter Hartmann der zweite Ehrenbürger Schriesheims.

Erster Stellvertretender Bürgermeister Siegfried Schlüter nahm die Verleihung der Ehrenbürgerwürde vor, die musikalisch von Musikschulleiter Richard Trares und Schülerin Luise Rummel eindrucksvoll umrahmt wurde.
„Wertvollste Auszeichnung“

Es sei mit Abstand die schönste Aufgabe in seiner gesamten Zeit als Stellvertreter, so Schlüter bei der Übergabe der Urkunde. Der Gemeinderat hatte den Beschluss, Riehl die Ehrenbürgerwürde zu verleihen, am 26. Oktober 2005 gefasst. Die Stadträte schenkten Riehl zum Abschied den vierbeinigen Nachwuchs, der bald die Familie erweitern soll – allerdings zunächst in Form eines Fotos des Cocker-Spaniel-Pärchens, auf dem jetzt die „guten Hoffnungen“ ruhen.

Riehl dankte dem Gemeinderat „aus tiefstem Herzen“ für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Es sei ein Moment, der ihn berühre. Die Ehrenbürgerschaft sei für ihn die wertvollste Auszeichnung für ein „Leben voller Arbeit“. Es habe aber nicht nur schöne Stunden gegeben in den 32 Jahren, erinnerte Riehl an schwere menschliche Verluste aus den Reihen der Verwaltung, des Freundeskreises aber auch der Familie. Auch daran denke er in diesem Moment. „Mit Herz und Verstand, mit Leib und Seele“ sei sein Grundsatz bis zum heutigen Tage gewesen, so Riehl. Dabei habe er immer „sehr vollmundig und laut“ seine Meinung gesagt.

„Mit Leib und Seele“

In Zukunft, so Riehl, werde er die „Kommunalpolitik erleben, ertragen, mich daran erfreuen – ‘mit Leib und Seele‘. Aber der Mund wird geschlossen bleiben. Das wird eine schwierige Aufgabe sein. Das ist aber einer meiner wenigen Vorsätze“.

Riehl sagte, er habe immer andere Meinungen angehört, akzeptiert und „mich mit ihnen beschäftigt“. Aber er habe um Mehrheiten für seine Meinungen gekämpft, „weil sie auf Sachverstand und langer Arbeit der Verwaltung gestützt waren“. Für ihn habe es nie Feinde gegeben, unterstrich Riehl zudem.

Auch auf seine Aussagen in einer Veranstaltung der Mannheimer GdS, in denen er Höfers Wahl kürzlich als einen Fehler bezeichnete, ging Riehl ein. Jeder Mensch habe ein Recht auf freie Meinungsäußerung, das in seiner Zeit als Bürgermeister aber am meisten eingeschränkt gewesen sei. Im Amt habe er immer die mehrheitsfähigen Meinungen vertreten müssen. Riehl appellierte an die Schriesheimer, die Bürger aus dem Öko-Quartier „Solaris“ in der Stadt aufzunehmen. Er warb bei den Gegnern um Zustimmung zur Rebflurbereinigung und forderte den Zusammenhalt aller Seiten in Sachen Branichtunnel. Die Haushaltslage sei die schwierigste Herausforderung der Zukunft, die in den Kommunen ein neues Denken verlange: „Wir müssen Aufgaben zusammenlegen ohne die Eigenständigkeit zu verlieren“, so Riehl. So müsse es in Zukunft etwa möglich sein, Bauhöfe zusammen zu legen oder andere Verwaltungsaufgaben interkommunal zu erledigen. Nach Riehls Dank an den Gemeinderat und die Laudatoren erhoben sich die Anwesenden von den Stühlen und spendeten dem neuen Ehrenbürger, Peter Riehl, einen langen Applaus.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung