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04.02.2006

Kein Stern wohnt ewig in der Milchstraße

Kein Stern wohnt ewig in der Milchstraße

Ein ständiges Kommen und Gehen: In der Volkssternwarte gab es Einblicke in unsere Galaxie – Zentrum der Milchstraße durchmisst 16000 Lichtjahre

Der etwa sechs Lichtjahre große Crab-Nebel, der durch eine Supernova-Explosion entstanden ist. Foto: NASA/ESA/J. Hester and A. Loll (Arizona State Univ.)
Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Eine Reise durch die Milchstraße. Was heutzutage technisch vollkommen unmöglich erscheint, wird in der Schriesheimer Christian Mayer Sternwarte Wirklichkeit. Leistungsstarke Teleskope auf der Erde und im Weltraum haben nämlich besonders in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass unser Bild von den Ereignissen in den fernen Weiten des Alls immer besser wurde.

„Allerdings können wir mit den Teleskopen nur einen kleinen Ausschnitt aus unserer Galaxie beobachten“, erläutert Stefan Back den Zuhörern. Die Erde befindet sich nämlich in einem von fünf Spiralarmen, die das Zentrum der Milchstraße umkreisen. Da der zentrale Bereich der Milchstraße mit einem Durchmesser von etwa 16000 Lichtjahren aber viel dicker ist als die äußeren Spiralarme, ist es unmöglich auf die gegenüberliegende Seite der Galaxie zu schauen. Hinzu kommt, dass im innersten Teil der Milchstraße sich auf einem etwa 500 Lichtjahre durchmessenden Raum mehr als 10 Milliarden Sonnenmassen ballen. Dadurch überstrahlt der Zentralbereich alles.

Am Ende seiner Lebenszeit ...
Trotzdem gibt es von der Erde aus noch genug zu sehen, wie beispielsweise den Adler-Nebel. Auf den ersten Blick ist bei diesem Gebilde aus heißem, interstellarem Gas nicht ersichtlich, wie es zu seinem Namen gekommen ist. „Manche Astronomen entwickeln bei der Namensgebung viel Phantasie“, erklärt Stefan Back und zeigt auf einen Teil des Nebels, der ein bisschen aussieht wie ein fliegender Adler. Der Adlernebel gilt als ein Gebiet in dem sich aus den heißen Gasen neue Sterne bilden.

Weiter geht die phantastische Reise zum Schlüssellochnebel mit dem Riesenstern Eta Carinae und dann zu den wohl eher bekannten Plejaden. Diese repräsentieren einen weiteren Schritt der Sternenentwicklung. Nachdem sich aus einem Gasnebel Sterne gebildet haben, wird das übrig gebliebene Gas nämlich von den neuen Sternen förmlich weggeblasen. Die jungen Sterne stehen aber immer noch dicht beisammen wie in den Plejaden. Erst im Laufe der Zeit entfernen sie sich zunehmend voneinander. Nach einigen Milliarden Jahren ist aber auch ein Stern am Ende seiner Lebenszeit angelangt. Ist es ein relativ kleiner Stern, so stößt er seine äußere Hülle einfach ab. Es entsteht ein so genannter planetarischer Nebel, wie etwa der Helixnebel NGC 7293 oder der Eskimonebel. In der Milchstraße gibt es etwa 1500 solcher Gebilde, die sich relativ rasch nach ungefähr 3000 bis 5000 Jahren bereits wieder aufgelöst haben. Bei größeren Sternen wird aber nicht die äußere Hülle abgestoßen, sondern es kommt zu einer Supernova. Der Crab-Nebel stellt die Reste einer solchen Sternenexplosion aus dem Jahr 1054 dar. Damals beobachteten die Menschen einen plötzlich hell aufleuchtenden Stern im Sternbild des Stiers. Der Nebel selbst dehnt sich immer weiter aus und zwar mit einer Geschwindigkeit von 1300 Kilometern pro Sekunde.

... explodiert ein großer Stern
Doch im Weltall gibt es nicht nur helle Regionen. Manche Gebiete sind voll mit dicht gepacktem Staub. Und dieser Staub lässt keinerlei Licht hindurch. So entstehen Dunkelregionen, wie etwa der so genannte „Kohlensack“ nahe des berühmten „Kreuz des Südens“. Ein Sternenbild, das nur von der Südhalbkugel aus sichtbar ist.

Über das Zentrum der Milchstraße, das sich mit speziellen Teleskopen, die im Infrarot- und Radiowellenbereich Aufnahmen machen, beobachten lässt, geht die Reise schließlich in die unmittelbare Umgebung der Milchstraße. Hier befinden sich Kugelsternhaufen. Etwa 150 dieser Gebilde umgeben die Milchstraße. Eine Vielzahl von ihnen besteht aus sehr alten Sternen, die schon einige Milliarden Jahre auf dem Buckel haben. Noch weiter entfernt sind auch schon die nächsten Galaxien wie etwa Andromeda oder Magellanschen Wolken zu sehen.

INFO: Wer mehr über Sternenentstehung und Vergehen erfahren sowie Bilder aus dem Sternenleben bestaunen möchte, dem sei das Quartalsthema in der Schriesheimer Sternwarte, am Freitag, 10. Februar um 20 Uhr, empfohlen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung