Schriesheim im Bild 2023

08.02.2006

Ein sensibles Thema ehrlich umgesetzt

Drogenmissbrauch und Jugendkriminalität: Die Jugendbuchautorin Jana Frey las aus ihren Büchern

Jana Frey las vor ihren jungen Zuhörern aus ihren beiden Büchern „Höhenflug abwärts“ und „Die vergitterte Welt“ – beide handeln vom Schicksal Jugendlicher.


Schriesheim. (anzi) Die in Nordrhein-Westfalen geborene Autorin Jana Frey hat schon als Fünfjährige mit dem Schreiben begonnen. Inzwischen ist die heute 37-Jährige eine mehrfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuchautorin, deren Werke in vielen Sprachen übersetzt wurden. Ihre Bücher erzählen meist Schicksale Jugendlicher. Die Hauptpersonen haben die Geschichten selbst erlebt – es sind reale Erlebnisse, die Frey zu halb-dokumentarischen Romanen verarbeitet, nachdem sie sich mit den Betroffenen viele Male persönlich getroffen hat. Sensibel verbindet sie Reales mit Fiktion. Das zeigt auch ihr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiertes Buch „Höhenflug abwärts“, das Frey vor kurzem in der Stadtbibliothek den drei siebten Klassen des Kurpfalz-Gymnasiums vorstellte.

Bibliotheksleiter Thomas Michael hatte Frey zu einer Lesung eingeladen, „weil sie Themen in ihren Büchern behandelt, die vor allem Jugendliche ansprechen“. Die meisten Autoren, die auf Lesereise gehen, sind nur für ein Publikum im Grundschulalter geeignet, „und ich wollte endlich mal wieder ein jugendliches Publikum in der Bücherei begrüßen“, so Michael. Die drei Klassen des Gymnasiums kamen mit ihren Deutschlehrerinnen Hildegard Hoock, Ursula Dorn und Elgard Wolf sowie dem Ethiklehrer Egbert Otte. Frey hatte neben „Höhenflug abwärts“ auch ein zweites Buch mitgebracht, „Die vergitterte Welt“. Es handelt von dem 16-jährigen „Juli“, der im Jugendstrafgefängnis sitzt, nachdem er einen Klassenkameraden niedergestochen hat. Frey las einige Abschnitte aus „Höhenflug abwärts“ vor, das von der 14-jährigen Marie erzählt. Maries Leben ist ganz normal, bis Friederike neu in die Klasse kommt. Dann hat Maries bester Freund Leon nur noch Augen für Friederike. Für Marie bricht die Welt zusammen. Sie zieht sich von den alten Freunden zurück, findet Aufnahme in eine neue Clique: Auf einer Party nimmt sie eine ihr angebotene Pille. Doch bei dieser einen Ecstasypille bleibt es nicht. Auch der erste Horrortrip hält Marie nicht von weiterem Konsum ab. Erst als sie körperlich zusammenbricht und in eine Klinik eingeliefert wird, beginnt der Weg zurück in ein drogenfreies Leben.

Anschaulich und ergreifend schildert Frey Maries Geschichte und verarbeitet so ein aktuelles Thema: Partydrogen, die Jugendliche gerne verharmlosen. Dass das „nur einmal probieren“ aber zur Sucht werden kann und dass es schwer, manchmal unmöglich ist, wieder davon wegzukommen, das sehen viele nicht. Frey greift das sensible Thema auf, verarbeitet auch die Probleme der Eltern und Freunde, die den Drogenmissbrauch häufig erst spät erkennen und im Umgang damit hilflos sind. Nach der Lesung hatten die Schüler die Gelegenheit, bei einer offenen und ausführlichen Diskussion Fragen an die Autorin zu stellen. Die Schüler waren auf das Thema gut vorbereitet und wollten viele Details wissen, so auch ob Frey selbst einmal Drogen genommen habe. Die Autorin antwortete ehrlich, dass sie mit 20 Jahren mal einen Joint geraucht habe. Härtere Drogen oder Alkohol und Zigaretten habe sie nie angerührt, denn auch letztere können Einstiegsdrogen sein.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung