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23.02.2006

Götz will „Wohnstubencharakter“ vermeiden

Für naturwissenschaftliche Fachräume im Anbau ans Schulzentrum empfehle sich ein „räumliches Labormilieu“ – Planung des Architekten wird umgesetzt

Schriesheim. (cab) Lothar Götz durfte seine Entwürfe für die Fachraum-Erweiterung im Bereich der Realschule überarbeiten. Der Heidelberger Architekt, dem bereits in den 1960ern vertraglich zugesichert wurde, dass ihm sämtliche Planungsleistungen für das Areal des Kurpfalz-Schulzentrums übertragen werden, hatte die ersten Pläne für die Erweiterung als Grundlage für die Ausschreibung gezeichnet – und sich dabei strikt an die Vorgaben der Verwaltung gehalten. Vor allem, was die Kosten anging. Nun erhielt die Stadt aber ein Nebenangebot der Firma Junior Bau. Deren Planung gefiel dem Rathaus besser, obwohl sie teurer gewesen wäre. Das wiederum fand Götz nach Aussage von Stadtbaumeister Volker Rehberger „etwas unfair“. Götz habe sinngemäß gesagt: Wenn die Stadt bereit ist, mehr Geld auszugeben, dann muss ich auch die Chance bekommen, meine Pläne entsprechend anzupassen. Die Gelegenheit bekam er – zumal die Vergabe an einen Generalunternehmer wie Junior Bau nicht gewünscht war, sondern die Ausschreibung nach Einzelgewerken. Gestern hat der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, den neuen Entwurf von Götz zu realisieren. FDP-Einzelstadträtin Dr. Birgit Arnold und CDU-Stadtrat Anselm Löweneck stimmten dagegen.
Viel Holz und Glas

Anders an Götz‘ neuem Konzept ist vor allem die diagonale Anordnung des Fachraum-Trakts. Am Raumprogramm ändert sich aber nichts. Es bleibt bei einem Kunst-Saal, in dem viel Holz und Glas verarbeitet werden soll. Zudem bei drei naturwissenschaftlich ausgerichteten Räumen, zwei Klassenzimmern sowie einem Vorbereitungsraum für die Naturwissenschaften. Götz zieht für den naturwissenschaftlichen Teil übrigens ein, so wörtlich, „räumliches Labormilieu“ einem „Wohnstubencharakter“ vor. Wegen des Bezugs zum Unterrichtsstoff.

Der Anbau soll durch eine Art Halle erschlossen werden. Die soll nicht mehr 112, sondern 175 Quadratmeter groß sein. Da bleibt sogar Platz für ein bisschen Grün. Wenn schon so üppig dimensioniert, meint Götz, dann aber bitte mit zusätzlicher Funktion. Er könnte sich vorstellen, dass zum Beispiel die Ergebnisse des Kunstunterrichts hier dauerhaft ausgestellt werden. Viel Glas und ein durchgehendes Lichtband im Flurbereich (auch das war zuvor aus Kostengründen fraglich) sollen für jede Menge Tageslicht in Anbau sorgen. Götz glaubt, dass 1,4 Millionen Euro für den Bau nach seiner Planung ausreichen. Er liege damit rund 225000 Euro niedriger als Junior Bau.

Arnold erinnerte an die Januar-Sitzung: „Wir wussten doch damals schon alle, dass die Vergaben nach einem erweiterten Entwurf erfolgen sollen. Wir hätten danach neu ausschreiben müssen.“ Sie fragte sich, was wohl die Anbieter-Firmen, die sich noch nach der ersten Planung richteten, zu dem jetzigen Vorgehen sagen. Für die Stadt würden keine Nachteile entstehen, versicherte Bürgermeister Hansjörg Höfer. SPD-Fraktionssprecher und Realschulrektor Hans-Jürgen Krieger meinte, dass Arnold die Schulerweiterung durch ihre formalen Einwände doch nur zum Scheitern bringen wolle. Und das sei auch noch politisch motiviert. „Das weise ich entschieden zurück“, konterte Arnold. Die Stadt könne sich die Erweiterung einfach nicht leisten.

Viel wichtiger war Krieger aber etwas anderes. Er war über die Formulierung in der Vorlage gestolpert, dass es beim Bau der Fachräume die „Option der Kostenminimierung“ gebe, „soweit dies die Belange der Schule nicht gravierend beeinträchtigt.“ Da möchte Krieger doch ein Wörtchen mitreden: Was gravierend sei, sollte in enger Abstimmung mit den Schulleitungen entschieden werden. Das sah auch Gisela Reinhard (GL) so. Alfred Burkhardt (FW) beruhigte: Man könne aus der Kostenspanne eine Menge machen. Die Qualität des Baus müsse nicht unter Kosteneinsparungen leiden. Höfer sicherte Krieger jedenfalls zu, dass die Verwaltung seiner Bitte nachkommen werde.
Riehls Eilentscheidung

Der Gemeinderat nahm anschließend eine Eilentscheidung zur Kenntnis, die noch Peter Riehl in seiner Amtszeit als Bürgermeister getroffen hatte. Dabei ging es um die Folgen des Absturzes von abgehängten Decken in der Kurpfalz-Realschule in den Weihnachtsferien (wir haben berichtet). Um den Schaden reparieren zu können, musste auch die Beleuchtung demontiert werden. Und deren alte Leuchtkörper waren noch mit PCB-haltigen Kondensatoren ausgestattet. Also raus damit, sagte sich die Verwaltung. Der Ersatz der Beleuchtung für 25000 Euro musste schnell gehen, damit die Räume zügig wieder für den Schulbetrieb zur Verfügung stehen konnten. Stadtbaumeister Volker Rehberger kündigte zudem an, dass die Stadt in den Faschingsferien noch ein paar weitere Decken in der Schule baulich verstärken werde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung