Schriesheim im Bild 2023

07.03.2006

Die Tabakbauern fordern faire Marktpreise

Frühjahrsversammlung des Badischen Tabakbau-Verbandes in harten Zeiten – Moritz: Prämiensystem gesellschaftspolitisch untragbar

Schriesheim. (cab) Die Tabakbauern in Baden stecken in einer ihrer schwersten Phasen. In vier Jahren soll Schluss sein mit dem Anbau von Burley, Virgin und Geudertheimer, und zwar europaweit. So sieht es zumindest im Moment aus. Brüssels Beitrag zum gesünderen Leben? Für Wolfgang Moritz, den Geschäftsführer des baden-württembergischen Landesverbandes der Tabakbauern, hat das keine Logik: „Wenn wir nicht mehr produzieren, dann kommt der Tabak eben aus anderen Ländern. Und weltweit sind die Qualitätsstandards ganz andere“. Nämlich schlechtere. Und so gilt für Moritz: „Solange der Staat Tabaksteuer einnimmt, haben wir eine Daseinsberechtigung.“

Apropos Tabaksteuer. In der traditionellen Frühjahrsversammlung der badischen Tabakbauern im Zehntkeller hat Moritz gestern zwei Zahlen parat, die die Schieflagen im ganzen Prämien- und Finanzierungssystem der Branche dokumentieren: Deutschlands Tabakbauern bekamen im vergangenen Jahr rund 35,8 Millionen Euro Prämie. Dagegen war der blaue Dunst aber insgesamt 850 Millionen Euro Steuern wert: „Das sagt alles.“

Genau 40 Prozent der Prämien sind von der Produktion entkoppelt. Das heißt: Tabakbauern, die keine Sorten mehr anbauen, bekommen trotzdem Geld. Für Moritz zwar ein Beitrag zur Grundsicherung – aber ein gesellschaftspolitisch untragbarer Zustand.

Lieber wären ihm anständige Marktpreise, die die lokale Tabakqualität goutieren. Außerdem würde er es bevorzugen, wenn ein höherer Prämienanteil an die Produktion gebunden wäre. Die Politik sei gefordert, den Sektor zu retten und Alternativen für die Tabakbauern zu schaffen. Dabei sei es keine Lösung, der Erzeugung durch entkoppelte Prämien die Anreize zu entziehen. Dennoch rät der Verband gerade seinen etwas älteren Mitgliedern, die Zukunft ihres Betriebes grundsätzlich zu überdenken – damit die jüngeren Tabakpflanzer zumindest noch eine kleine Chance auf eine bessere Zukunft haben. Denn auf sie würde sich die Produktion konzentrieren. Insofern verfolgt der Landesverband der Tabakbauern eine etwas andere Strategie, als sie Bürgermeister Hansjörg Höfer in seinem Grußwort an diesem Vormittag empfiehlt, nämlich in den Betrieben den Nachwuchs zum Weitermachen zu animieren. Es ist aber richtig, dass der Bürgermeister den Tabakbauern Mut macht. Gerade schwierige Zeiten seien Herausforderungen, die man annehmen müsse. Das sage er als ehemaliger Mittelständler, so der Bürgermeister. Höfer unterstreicht, dass die Tabakpflanzer mit dazu beitragen, dass der Mathaisemarkt nicht nur Wein-, sondern auch landwirtschaftlicher Markt sei. Diese Bedeutung des Festes ist dem Bürgermeister (und Nichtraucher) wichtig.

Nach seinem Grußwort übergibt er die Ehrenpreise der diesjährigen Tabakprämierung. Beim Burley gewann Jürgen Treiber aus Eppelheim den ersten, Rolf Hallwachs aus Plankstadt den zweiten Ehrenpreis. Beim Geudertheimer wurde Helmuth Roth aus Neuried-Ichenheim mit dem ersten Ehrenpreis ausgezeichnet, den zweiten erhielt Jürgen Stoll aus Neuried-Altenheim.

Weinkönigin Stefanie II. (Höfer: „Ohne die Weinhoheiten traue ich mich beim Mathaisemarkt gar nicht mehr auf die Straße.“) wünscht den Tabakbauern in ihrem Gruß gutes Wetter und eine erfolgreiche Ernte. Dass deren Wirtschaftlichkeit zum Beispiel nicht nur durch eine vereinfachte Sortierung, sondern auch durch den Einsatz neuer Techniken in der Produktion erhöht werden kann, erläutert Emanuel Uckele in seinem Referat. Zuvor widmet sich Dr. Norbert Billenkamp von der Landesanstalt für Pflanzenbau in Forchheim neuen Burley-Tabaksorten.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung