Schriesheim im Bild 2023

04.04.2006

„Wir sind ja schon fast ein Ausbildungsbetrieb“

Hämmern, grundieren, streichen, bohren: Die Jugendlichen packen auf dem Push-Gelände kräftig an – Die Ergebnisse können sich sehen lassen

Auch die Decke des Jugendhauses ist fertig. Rund zwei Monate haben die Aktiven des Push-Vereins für die 200 Quadratmeter Innenverkleidung gebraucht. Aus den Holzpanelen, die nicht für die Decke gebraucht wurden, machen die Jugendlichen neue Eingangstore für ihr Gelände. Die alten Tor-Rahmen haben sie dafür auf Vordermann gebracht. Am Samstag wurde auch schwer am Beachvolleyball-Feld gearbeitet.
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Das Dach ist jetzt komplett – innen und außen. Bis Ende April muss das Beachvolleyball-Feld fertig sein, damit die Jugendlichen dafür auch die knapp 4000 Euro aus dem Förderprogramm „5000 x Zukunft“ der Aktion Mensch bekommen. Bis Ende Juli soll der Boden im Jugendhaus erneuert sein, vielleicht auch schon der Putz an den Wänden. Die sollen aber spätestens im Winter gut gedämmt sein. Überhaupt wollen die Jugendlichen bis zum Jahresende das Meiste erledigt haben beim Bau ihres Hauses – auch die sanitären Anlagen. Es gibt also noch viel zu tun auf dem Push-Gelände. Und die Jugendlichen packen es an.

Jeden Samstag etwa ab zehn wird auf dem Gelände gearbeitet. Auch am vergangenen Samstag. Rund 25 Jugendliche von Push – und JuTS – sind auf dem Gelände und schaffen. „Über Winter waren wir immer nur so zu sechst“, sagt Christian Baier, der Push-Vorsitzende. Jetzt wird‘s wärmer. Da kommen auch mehr. Am Samstag vor zehn Tagen haben sie die Betonplatte rausgehauen, wo jetzt das Beachvolleyball-Feld entsteht. Baier sagt: „Eigentlich wollte die Stadt das machen. Jetzt haben wir es selbst in die Hand genommen.“

„16 Tonnen Super-Sand“
Mit dem Vorschlaghammer hat Baier den bis zu 20 Zentimeter dicken Beton traktiert und die Platte zu Brocken gemacht. „Aggressionsabbau“, grinst Baier, während die Jugendlichen das Feld mit Flies auslegen, bevor der Sand darüber verteilt wird. Die Unterlage dient sozusagen als Vegetationsstopper: „Damit nicht plötzlich irgendwas rauswächst“. Die Jugendlichen sind stolz auf ihren Volleyball-Sand: „16 Tonnen Super-Sand sind das“, sagt Johannes Scharr, Stadtrat und Zweiter Push-Vorsitzender, während Hans Mayer den grauen Belag in abenteuerlich anmutenden Manövern mit seinem Traktor verteilt. Der Großsachsener hilft den Jugendlichen, die mit Schaufeln schweißtreibende Arbeit leisten. „Ohne seine Hilfe wäre das alles nur schwer möglich“, sagt Push-Pressewart Moritz Baier.

Während draußen also das Volleyball-Feld aufgeschippt wird, werden drinnen im Jugendhaus die neuen Eingangstore gebaut. Die Rahmen glänzen schon in neuem Blau. Darin werden restliche Holzpanele verschraubt, die beim Innenausbau der 200 Quadratmeter großen Decke übrig geblieben sind. Die Jugendlichen hämmern, grundieren, streichen, schrauben, bohren, schippen, isolieren. Alles, was eben anfällt: „Wir sind ja schon fast ein Ausbildungsbetrieb“, sagt Christian Baier bei einer kleinen Führung durchs Haus, die durchaus keinen Seltenheitswert hat – kommen doch oft genug Spaziergänger vorbei, die sich erst vorsichtig auf das Gelände wagen und dann von den Jugendlichen eingeladen werden, sich doch mal alles in Ruhe anzuschauen.

Das Holz für die Decke stamme aus der Konkursmasse von Gschwander: „Durch unsere Eigenleistung haben wir 75 Prozent der Kosten gespart, die man durch Fremdvergabe gebraucht hätte“: Push-Kassenwart Patrick Weise ist es natürlich recht. Er freut sich über die 50000 Euro Zuschuss, die der Gemeinderat im Haushalt 2006 genehmigt hat: „Damit bauen wir die Sanitäranlagen und erledigen eigentlich den Rest am Gebäude, also Putz, Wärmedämmung und den Boden zum Beispiel“. Nach dem Zeitplan soll der Estrich von Mitte Juni bis Mitte Juli trocknen. Daher würde es in dieser Zeit auch keine Partys geben.

Müll zurück an „Absender“
Übrigens: Nachdem für das Dach die Wellblech-Variante bevorzugt wurde und sich Ziegel als ungeeignet erwiesen haben, will der Push-Verein nun seine 2000 Ziegel an „Selbstabholer“ abgeben. Die Dachpfannen stammen vom alten Lidl-Markt und waren eine Spende an die Jugendlichen.

Ein echtes Problem haben sie im Moment eigentlich nur mit dem Müll, der immer wieder auf ihrem Gelände abgeladen wird. Schutt, Elektro-Schrott, Reifen, Hausmüll: Alles ist dabei. Das ist ärgerlich, „zumal uns dadurch natürlich auch Kosten entstehen“, sagt Weise. Einmal wurde der Müll kurzerhand in die Glasmülltonne geworfen. In diesem Abfall fanden die Jugendlichen einen Briefumschlag und hatten so einen Anhaltspunkt, wer den Müll bei ihnen „entsorgt“ hatte: „Also haben wir der Person ihren Müll einfach wieder zurückgebracht“ erzählt Christian Baier.

Was das Thema Container angeht, verweisen die Jugendlichen darauf, dass ein künftiger Jugendsozialarbeiter auf ihrem Gelände auf jeden Fall Lagerräume bräuchte. Aufgrund der Platzverhältnisse sollten es aber nicht mehr als zwei Container sein.



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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung