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13.04.2006

Osterspaziergang zu den geplanten Anbauflächen für transgenen Mais

Die Bürger für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in der Kurpfalz rufen für den Ostersonntag 15 Uhr zu einem Osterspaziergang in Neubotzheim auf. Ziel sind die beiden Ackerflächen, auf denen das Land Baden-Württemberg Sortenversuche mit gentechnisch verändertem Mais durchführen will. Es handelt sich um die einzigen Flächen in der Kurpfalz, auf denen die erst seit diesem Jahr möglichen Anpflanzungen durchgeführt werden sollen.

 

Gentechnik hat nichts mit Pflanzenzüchtung zu tun. Die Gentechnik hebt die Artengrenze auf. Welche Risiken damit verbunden sind, lässt sich heute noch nicht ausreichend belastbar sagen.

 

Angebaut werden soll mit MON 810-6 eine mit Genen des Bacillus thuringiensis präparierte gegen das Schadinsekt Maiszünsler resistente Maissorte. Im Gegensatz zu einer gezielten Anwendung zum richtigen Zeitpunkt der Entwicklung des Schadinsekts oder bei entsprechendem Schadensdruck und mit eines angemessenen Dosis scheidet diese Pflanze das Toxin über die gesamte Vegetationszeit aus. Wie Untersuchungen zeigen mit negativen Folgen auch für andere Insekten und der Prognose einer zügigen Ausbildung von Resistenzen.

 

Durch die langjährigen Erfahrungen in Nord- und Südamerika mit dem Anbau von gentechnisch verändertem Mais, Raps und Soja ist bekannt, dass die negativen Folgen sich keineswegs auf die Anbaufläche begrenzen lassen. Die Natur kennt keine Schlag- oder Ackergrenzen. Eine Koexistenz d.h. ein unbeeinflusstes Nebeneinader von GVO- und konventionellen Flächen ist nicht möglich.

 

Dies wird auch von der EU-Kommission eingeräumt. Die Frankfurter Rundschau zitiert aus einem Bericht der Kommission, der noch signifikante Wissenslücken in der Realisierung der Koexistenz einräumt. Der Bericht weist insbesondere darauf hin, dass die Einführung der Gentechnik nicht in allen Ländern von verpflichtenden Regeln zur Koexistenz begleitet wurde. So fehlt für Deutschland eine Festlegung der guten fachlichen Praxis, nach der entsprechendes Saatgut ausgebracht werden kann und die Flächen bewirtschaftet werden müssen. Der Bundesumweltminister äußert nach diesem Zeitungsbericht Zweifel, ob wir überhaupt Koexistenz sichern können.

 

Nach einem Bericht der Tageszeitung zeigen dies genau auch die Erfahrungen in Spanien. Hier wurde unter der alten Regierung Aznar der Anbau von Genmais kräftig gefördert und erstreckt sich mittlerweile auf 60.000 Hektar. Nach einer Studie von Greenpeace konnten in fast einem Viertel der untersuchten Fälle ungewollte Verunreinigungen in Feldern von gentechnikfrei wirtschaftenden Betrieben nachgewiesen werden. Es ist ein schleichender Prozess zu erwarten, der zur Existenzgefährdung von konventionell wirtschaftenden, insbesondere aber von Biobetrieben führen kann.

 

Die weit überwiegende Anzahl der Landwirte in Deutschland lehnt den Einsatz von GVO-Saatgut ab. Im Gegenteil wird konventionellen Betrieben mittlerweile sogar Futtermittel angeboten, was garantiert frei von GVO-Mais oder �Sojabohnen ist. Jahre lang war solches Futtermittel für konventionelle Viehhalter nicht zu beziehen. Die Entwicklung weg von der Massenproduktion hin zu einer nachhaltigeren und umweltschonenderen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen wird wesentlich durch uns Verbraucher gestützt.

 

Die beiden einzigen Anbauflächen für GVO-Mais in der Kurpfalz befinden sich in unserer unmittelbarer Nachbarschaft in Neubotzheim. Hier gilt es den Anfängen zu wehren. Machen wir den Landwirten aber auch dem Land Baden-Württemberg unser fehlendes Einverständnis deutlich. Es darf keine landwirtschaftliche Praxis geben, die eine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit darstellen kann.

 

Wir rufen daher am Ostersonntag den 16. April zu einem Osterspaziergang nach Neubotzheim auf. Treffpunkt ist um 15 Uhr der südliche Eingang von Neubotzheim.

Autor: schriese.de-Team