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20.04.2006

Damit Schüler und Schulen wissen, wo sie stehen

Der Direktor des Schriesheimer Kurpfalz-Gymnasiums, Matthias Nortmeyer, widmete sich im „KGS-Forum“ dem Thema Vergleichsarbeiten
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am Ende dieses Schuljahres werden an den Schulen in Baden-Württemberg erstmals die auf den Bildungsstandards basierenden Diagnose- und Vergleichsarbeiten geschrieben. Die Tests sollen überprüfen, inwieweit die Schülerinnen und Schüler im zurückliegenden zweijährigen Bildungsabschnitt die in den Bildungsstandards formulierten Kompetenzen erworben haben. Anders als herkömmliche Klassenarbeiten, die den Lernerfolg aktueller Unterrichtseinheiten ermitteln sollen, überprüfen Diagnose- und Vergleichsarbeiten den Unterricht auf nachhaltige Lernergebnisse. Im ersten „KGS-Forum“ – einer Initiative der Schulleitung und des Elternbeirats des Kurpfalz-Gymnasiums, die in lockerer Reihenfolge unter anderem auch bildungspolitische Themen aufgreifen wird – widmete sich Schulleiter Matthias Nortmeyer kürzlich dem Thema Vergleichsarbeiten. Der Direktor ist übrigens auch Mitarbeiter des Landesinstituts für Schulentwicklung in Stuttgart.

Landesweite Vergleichswerte

Die Diagnose- und Vergleichsarbeiten sind zentrale und systematische Lernstandserhebungen und spielen im Kontext der Schulentwicklung in Deutschland zunehmend eine wichtige Rolle. Die meisten Bundesländer entwerfen eigene Konzeptionen dieser Arbeiten. In Baden-Württembergs Grundschulen heißen sie Diagnosearbeiten, in den weiterführenden Schulen Vergleichsarbeiten. In der Grundschule werden die Arbeiten in der zweiten Klasse geschrieben. Dafür sind die Fächer Deutsch und Mathematik vorgesehen. Die Sechstklässler der Hauptschule schreiben die Vergleichsarbeiten in Deutsch und wahlweise in Mathematik oder Englisch. In der Realschule (Klassen sechs und acht) sind die Kernfächer Deutsch und Mathematik verpflichtend, aus den Fächern EWG und Geschichte ist ein Fach auszuwählen. Im Gymnasium schließlich – hier schreiben nur die sechsten Klassen die Vergleichsarbeiten – sind die Kernfächer Deutsch und Mathematik Pflicht, aus Biologie und GWG muss ein Fach ausgewählt werden.

Wie gesagt: Die Vergleichsarbeiten überprüfen, inwieweit es den Schulen gelungen ist, die Erwartungen der Bildungsstandards zu erreichen. Sie dienen der empirisch gesicherten, systematischen Qualitätsentwicklung in der Schule. Zudem liefern die Arbeiten landesweit Vergleichswerte für die Selbstbewertung der Schulen, sollen aber auch in die Beurteilung von außen einfließen. Die Vergleichsarbeiten der weiterführenden Schulen zählen wie eine zusätzliche Klassenarbeit und werden benotet. Die Gewichtung der Vergleichsarbeit für die Endnote hängt von schulinternen Absprachen zur Notenbildung ab. Der Zeitumfang pro Arbeit beträgt 45 Minuten reine Bearbeitungszeit, in Deutsch sind es 90 Minuten. Nortmeyer bestimmte den Stellenwert der Vergleichsarbeiten für die Schulentwicklung vor Ort: Unterricht wird vorbereitet und gehalten, die Vergleichsarbeiten liefern am Ende der sechsten Klasse profunde Ergebnisse über den Lernerfolg. Diese werden von den Fachlehrern interpretiert und in Form einer „Rückkopplungsspirale“ wieder in den Unterricht eingespeist. Die Ergebnisse der Arbeiten können auf drei Ebenen ausgewiesen werden.

Informationen zum Lernstand

Auf der Aufgabenebene wird angegeben, wie häufig die Aufgaben in der Klasse gelöst wurden. Auf Schülerebene wird für jede Schülerin und jeden Schüler ermittelt, wie viele richtige Lösungen erreicht wurden. Auf Klassenebene werden Mittelwerte für jede Klasse berechnet und landesweiten Vergleichswerten gegenübergestellt. Diagnose- und Vergleichsarbeiten vermitteln den Lehrerinnen und Lehrern, den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern objektive Informationen über den individuellen Lernstand im Hinblick auf Kompetenzen, die im Bildungsplan formuliert sind.

Nortmeyer erläuterte anhand eines Beispiels aus dem Fach Deutsch, wie die Vergleichsarbeiten am Kurpfalz-Gymnasium umgesetzt werden. Hierbei werden etwa Kompetenzen wie Textart-Unterscheidung, Grundbegriffe der Textbeschreibung, adressatenbezogenes Schreiben, Grundregeln der Rechtschreibung und der Zeichensetzung ermittelt. Die Aufgaben für die Diagnose- und Vergleichsarbeiten werden von schulart-, stufen- sowie fachspezifischen Aufgabenfindungsgruppen (AFG) unter der Leitung des Landesinstituts entwickelt. Eine AFG setzt sich aus zwei Schulpraktikern, einem Fachdidaktiker und einem Standardexperten zusammen und wird durch einen Mitarbeiter des Landesinstituts betreut. Die Diskussion nach Nortmeyers Vortrag thematisierte die Benotung der Arbeiten und die Möglichkeiten einer Vorbereitung im Unterricht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung