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28.04.2006

Ausleiherekord trotz neuer Jahresgebühr

Bibliotheksleiter Thomas Michael stellte seinen Jahresbericht 2005 vor – 160707 Ausleihen verzeichnete die Bibliothek im letzten Jahr

Ein junges Publikum zieht die Bibliothek Schriesheim an. Logisch, schließlich gehört sie zum Bildungszentrum der Stadt. Schüler aller Altersklassen recherchieren hier für den Unterricht oder leihen sich Freizeitlektüre aus.

Von Nadja Müller

Schriesheim. Am 31. Dezember 2004 wurde die Stadtbibliothek als GmbH aufgelöst und mit dem 1. Januar 2005 wieder der Stadt als neuem Träger zugeordnet. Das blieb nicht die einzige Neuerung: 2005 wurde zum ersten Mal auch eine Jahresgebühr von zehn Euro für Erwachsene eingeführt. Bibliotheksleiter Thomas Michael hat dem Gemeinderat seinen Jahresbericht vorgelegt. Die RNZ sprach mit ihm über das vergangene Jahr.

„Es war spannend, wie das Publikum darauf reagieren würde“, sagt er. Denn in der Regel gingen bei neuen Gebühren die Ausleihezahlen erst einmal nach unten. „Aber wider Erwarten haben wir 2005 das beste Ausleihergebnis aller Zeiten“ – für möglich gehalten hat er das aber selbst nicht: 160707 Ausleihen, im Jahr davor waren es 138381.

Warum in Schriesheim trotz Gebühr nach wie vor die Ausleihezahlen nach oben gehen, erklärt sich Michael zum einen mit dem Angebot der Bibliothek, zum anderen mit der „persönlichen Atmosphäre“. „Bei manchen Lesern haben wir praktisch die private Entwicklung begleitet. Wir lernen sie kennen als Schüler und plötzlich sind sie verheiratet und haben Kinder“. In Schriesheim kennt man eben die Lesegewohnheiten und hat laut Michael „ein gutes Gefühl dafür, was die Leser brauchen“. Maßnahmen, um die Leser trotz Gebühr bei der Stange zu halten, wurden übrigens bewusst keine ergriffen und waren wie sich zeigte auch gar nicht nötig: „Das war ein Erfahrungsjahr“, sagt Michael. Eine weitere Änderung: Die Karenzzeit wurde vollständig gestrichen. Das heißt, für jeden Tag Verspätung bei der Rückgabe werden Gebühren fällig. Vor allem die Schüler kümmern sich jetzt verantwortungsbewusster um die Verlängerung der Medien.

Für Michael ist es wichtig, eine Bibliothek wie die Schriesheimer auf dem neuesten Stand zu halten. „Ich halte uns für sehr aktuell“, sagt er. 2005 wurden mehr Medien aus dem Bestand gelöscht (3806) als neue eingekauft (3578). „Kassetten sind passé“ und wurden entsprechend aussortiert (119 Stück). In der Regel werde aber mehr eingekauft als aussortiert, so Michael. Von den gut 27000 Medien sind 22247 Bücher. „So muss die Verteilung sein“. Knapp 400 Hörbücher hat die Bibliothek. „Momentan ist das ein Boom“. Jeder Verlag habe mittlerweile eine eigene Hörbuchsparte eingerichtet. „Das hat Zukunft“.

Michael schätzt, dass rund 70 Prozent der Leser aus Schriesheim kommen. Das Gros von außerhalb sind Schüler. „Deutlich jung“ sind die Nutzer: Die größte Gruppe machen 25- bis 40-Jährige aus, danach kommen die Grundschüler, so Michael. „Ich denke, dass zwei Drittel der Grundschüler des Schulzentrums einen Leseausweis haben. Dieses Feld müssen wir beackern: Die Kinder möglichst früh ,kriegen‘ und an die Bücherei binden“. Jedes Jahr würden sich etwa 400 bis 600 neue Leser in der Bibliothek anmelden. Natürlich gibt es auch Abmeldungen. Aber: „Die Leserschaft wächst immer noch“. Am 31. Dezember 2005 waren 5598 Nutzer registriert. 484 neue kamen hinzu, 150 wurden „gelöscht“.

Michael hat auch festgestellt, dass der Samstag der ausleihstärkste Tag der Woche ist: Am 27. August wurden innerhalb von zwei Stunden 726 Medien entliehen. Die Bestätigung, dass es richtig war, die Bibliothek samstags zusätzlich zu öffnen, so Michael. Was die Veranstaltungen angeht: Kleinkunst wird die Bibliothek künftig nicht mehr anbieten. Dafür bleibt aber die kulinarische Lesung erhalten („sehr beliebt“) und auch die Lesenacht gibt es in einer neuen Auflage. Den Schwerpunkt bei Veranstaltungen setzt die Bibliothek im Bereich Kinder und Schule: „Unsere Hauptaufgabe“, so Michael. Autorenlesungen sind da nicht mehr wegzudenken.

Die ersten Statistiken für 2006 sehen viel versprechend aus. „Wir sind vorsichtig optimistisch“, meint Michael mit Blick auf dieses Jahr. Denn die Bibliothek ist von Mittelkürzungen noch nicht unmittelbar bedroht. 2007 wird das anders sein: „Der Haushalt soll deutlich abgespeckt werden und davon ist auch die Bücherei betroffen“, so Michael. Er hofft, dass das mit „Maß und Ziel“ geschehe und die Stadt das Gespräch mit der Bücherei suchen werde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung