Schriesheim im Bild 2023

19.05.2006

Sie kehren zurück, aber sie kehren nicht heim

Schriesheim. Seine Gebetsgegenstände hat der Schriesheimer Jude Herbert Marx aus Amerika zurückgeschickt

Professor Joachim Maier zeigt VHS-Leiter Frank Röger und Bürgermeister Höfer (von links) die Kostbarkeiten und erklärt ihre Bedeutung.

Von Nadja Müller

Er hat Schriesheim und Deutschland wohl für immer verlassen, aber ein kleiner Teil von ihm kommt wieder zurück: Herbert Marx hat der Stadt seine Gebetsutensilien überlassen, am nächsten Dienstag, 23. Mai, werden sie im Alten Rathaus um 19.30 Uhr offiziell von Dr. Uri Kaufmann eingeführt.

Vor zehn Jahren hat Susanne Röger für ihre Examensarbeit Kontakt mit dem Schriesheimer Juden Herbert Marx aufgenommen, der im Juli 1938 im Alter von 19 Jahren in die USA emigrierte. Nichts durfte er aus der Heimat mitnehmen, außer seinem Gebetsschal, den Gebetsriemen und dem Gebetbuch. Die Dinge verwahrte er in einer blauen Samttasche mit seinen Initialen darauf, die ihm einst die katholische Nähschwester Casildis angefertigt hatte. Und genau diese Gegenstände sind jetzt wieder nach Schriesheim zurückgekehrt. Heimgekehrt sind sie aber nicht, sagt Professor Joachim Maier, denn eine aktive jüdische Gemeinde gibt es in Schriesheim nicht mehr.

Maier hat Marx im August letzten Jahres in den USA besucht. Seit der ersten Anfrage von Susanne Röger hatte sich ein regelmäßiger Briefkontakt entwickelt. Auch ein Bild von Marx hat Maier aus den Staaten mitgebracht – ein hagerer Mann, mit schlohweißen Haaren und tiefliegenden dunklen Augen. Mit 20 Dollar und seinen Gebetsgegenständen floh Marx vor den Nazis aus Deutschland in die USA. ...mehr in der RNZ-Druckausgabe

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung