Schriesheim im Bild 2023

05.02.2007

Weinkunde stand auf dem Stundenplan

Weinkunde stand auf dem Stundenplan

Harald Weiss kam beim Erzählen vom Hölzchen aufs Weinstöckchen. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Die Kuhbergstube wurde zum Klassenzimmer und der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Harald Weiss, zum Klassenlehrer. Über vier Stunden (!) dauerte der Unterricht im Fach "Schriesheimer Weinkunde". Und das ganz ohne Abschlussprüfung, dafür aber mit acht Proben von Weinen, die allesamt Raritäten und Goldmedaillenträger des Badischen Weinbauverbands sind – mal abgesehen von der Spätburgunder Weißherbst Auslese des Jahrgangs 2005. Da war man doch gerne Schüler. Zumal der Unterrichtsstoff, sieht man von den Weinen ab, zuvor gar nicht genau feststand. "Fragen Sie einfach", meinte Weiss. Seine Klasse kam übrigens aus der Volkshochschule. Klar, dass deren Leiter, Frank Röger, auch dabei war. Er bedankte sich bei Weiss, dem Hausherren, und verwies schon mal auf die Teller mit den sieben Käse-Varianten für zwischendurch.

Dieses Mal gab es erst die Roten und dann die Weißen. Weil die Edelsüßen, also neben der genannten Auslese auch noch die Gewürztraminer Spätlese von 2003, den Abschluss bildeten. "Und danach wären Rotweine problematisch", sagte Weiss.

Also kam zuerst der im Barrique ausgebaute St. Laurent des Jahrgangs 2005 in die Gläser. Von dieser Rebsorte gibt es nur ganze 13 Hektar in ganz Baden – und in Schriesheim ein Zehntel davon. Es sei eben keine ganz einfache Sorte, meinte Weiss. Aber es sollte auch mal was anderes in die Weinberge kommen, "nachdem wir beim Spätburgunder unsere Hausaufgaben gemacht hatten".

Davon überzeugte sich das Seminar in den nächsten zwei Proben, der Spätburgunder Spätlese trocken von 2001 und der im Barrique ausgebauten Spätlese von 1999. Von den 130 Hektar, die die rund 200 Schriesheimer Genossenschaftswinzer pflegen, ist etwa ein Drittel Spätburgunder. "Das ist eine Verpflichtung für uns", sagte der Geschäftsführer. Entsprechend akribisch achtet er auf die Qualität der Trauben. Weiss kam beim Erzählen vom Hölzchen aufs Weinstöckchen, unterstrich die Notwendigkeit der Rebflurbereinigung für die Zukunft des Weinbaus in Schriesheim, schob die Infos hinterher, dass die Winzergenossenschaft in jedem Herbst gut eine Million Liter Wein aus den Weinbergen holt und etwa 40 Einzelprodukte anbietet. Zwischen den Proben ging es um die Herstellung von Naturkorken und Klonen, um die gewissen Vorzüge von Magnum-Flaschen für die Lagerung und auch darum, dass der Barrique-Ausbau in Deutschland keine Tradition hat. Und es ging immer wieder um die Qualität, die im Weinberg entsteht. Dass die Winzergenossenschaft hier längst den richtigen Weg eingeschlagen hat, zeigen die Preise und Auszeichnungen in Serie. "Wir wollen eben nicht, dass unser Wein aus Mitleid getrunken wird", grinste Weiss.

Das taten auch die Seminar-Teilnehmer nicht und ließen sich Proben vom Sauvignon Blanc aus dem Jahr 2005, von der Spätlese des Weißen Burgunders von 2005 sowie von der Chardonnay Spätlese trocken aus dem Barrique von 2003 schmecken. Allesamt übrigens Weine aus der Exclusiv-Serie der Genossenschaft.

Soweit war also alles Harmonie. Allerdings wies ein Weinfreund südbadischer Herkunft darauf hin, dass dem Badischen Winzerkeller Breisach in seiner Heimat ein eher schlechter Ruf nachhänge. Wie man denn in Schriesheim die Qualität – vor allem die eigene – sicherstelle, die aus Südbaden zurück an die Bergstraße kommt, wollte er daher wissen. Hier verwies Weiss auf die inszwischen 40-jährige Kooperation der Winzergenossenschaft mit dem Badischen Winzerkeller. Dieser werde von einem der "Top-Önologen in Deutschland" geführt. Die Vertrauensbasis sei stark und der Kontakt zwischen Schriesheim und Breisach eng. Schriesheims Weine würden "bei Freunden" ausgebaut. Man hatte an diesem Abend den Eindruck, als hätten die meisten das auch geschmeckt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung