Schriesheim im Bild 2023

20.02.2007

Will wirklich niemand in Schriesheim reden?

Von Carsten Blaue

Edmund Stoiber hat schon bei der Mittelstandskundgebung im Festzelt des Schriesheimer Mathaisemarkts gesprochen, auch Helmut Kohl, Lothar Späth, Kurt Beck und Rezzo Schlauch, um nur ein paar Polit-Promis zu nennen. Gerne nutzten sie in der Vergangenheit die große Bühne vor rund 2000 Zuhörern für ihren Auftritt, und das besonders in Wahljahren. Insofern hatte der Landesverband des Bundes der Selbstständigen (BdS), der zur Mittelstandskundgebung einlädt, nie große Schwierigkeiten, politische Schwergewichte für den Volksfest-Termin zu begeistern. Dieses Jahr ist das anders. Die Stuttgarter Landeszentrale des BdS tut sich schwer, einen Redner zu finden.

Bis heute ist nicht klar, wer am 5. März in Schriesheim spricht. Entsprechend sauer ist der BdS-Ortsverband der Weinstadt, der die Mittelstandskundgebung vor Ort ausrichtet. Hier glauben einige, dass der Landesverband bei der Rednersuche einfach "zu lasch" war und sie "zu spät" angepackt hat.

Auch macht in Schriesheim das Gerücht die Runde, dass der Landesverband die Mittelstandskundgebung aus Schriesheim abziehen und an einen anderen Ort verlagern will. Bürgermeister Hansjörg Höfer hatte ebenfalls von dem Gerücht gehört und warnte die Stuttgarter Unternehmervertreter vor diesem Schritt: "Der BdS-Landesverband hat der Stadt einiges zu verdanken. Auch dieses Jahr ist es für einen Politiker reizvoll, im Festzelt zu sprechen. Wo hat man schon die Möglichkeit, vor 2000 Leuten zu reden?".

Indirekt widersprach Höfer somit der Darstellung des Geschäftsführers Mittelstandspolitik und Kommunikation des Landes-BdS, Wolfgang Becker. Er begründete die Schwierigkeiten damit, "dass wir kein Wahljahr haben." Aber es sei die Aufgabe des BdS-Landesverbandes, einen adäquaten Redner zu finden. Die Stuttgarter haben bis zum heutigen Dienstagmittag Zeit dafür.

Dann endet die Frist, die ihnen der Schriesheimer BdS-Ortsvorsitzende, Horst Kolb, gesetzt hat: "Wenn der Landesverband bis dahin keinen Redner präsentiert, werden wir selbst aktiv." Offenbar hat Kolb bereits seine Beziehungen spielen lassen, denn er sagte auch: "Wir haben jemanden in der Warteschleife, der gerne nach Schriesheim kommen würde. Die Mittelstandskundgebung wird also auf jeden Fall stattfinden."

Namen nannte Kolb nicht, machte ansonsten aus seinem Herzen aber keine Mördergrube: "So, wie das alles läuft, ist das für den Ortsverband äußerst ärgerlich. Es ist keine Art vom Landesverband, so mit uns umzugehen." Auch in Stuttgart hat man den Schriesheimer Zorn mittlerweile mitbekommen und auch das Abzugsgerücht. Die Mittelstandskundgebung künftig in einer anderen Stadt? Dazu Wolfgang Becker: "Davon habe ich vorher noch nie etwas gehört. Und es gibt auch keine Bestrebungen dafür".

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung