Schriesheim im Bild 2023

27.02.2007

Altenbachs Stärke ist die eigene Identität

Von Stephanie Kuntermann

Seinerzeit als "Vernunftehe" bezeichnet, feiert die Eingemeindung Altenbachs nach Schriesheim nun das 35. Jahr ihres Bestehens. Zeit für einen Rückblick, zu der die Verwaltung der Stadt und des Ortsteils ins Sängerheim eingeladen hatte.

"Sie sind genau heute vor 35 Jahren 21 Jahre alt geworden und waren damit wahlberechtigt", wies Bürgermeister Hansjörg Höfer auf die besondere Bedeutung hin, die dieser Tag für das Geburtstagskind, Ortsvorsteher Alfred Burkhardt, hatte.

Trotz des positiven Rückblicks auf eine langjährige gute Zusammenarbeit sah Höfer auch die künftigen Probleme des "stark expandierten Dorfs": "Wir haben Probleme, die Schulklassen voll zu kriegen, Altenbach muss für junge Familien noch attraktiver werden." Eine Stärke Altenbachs liege in der Besinnung auf die eigene Identität als Odenwaldgemeinde. Es dürfe nicht zur "Schlafstadt" werden.

Der Autor der Ortschronik, Konstantin Groß, ließ den Prozess der Eingemeindung noch einmal Revue passieren (wir haben berichtet). Die Kommunalreform Ende der sechziger Jahre hatte einen Zusammenschluss kleinerer Gemeinden gefordert. Für Schriesheim und Altenbach habe er überwiegend Vorteile gebracht, sei aber auch "historisch und sachlich unvermeidlich" gewesen. Für den damaligen Altenbacher Bürgermeister Peter Gutfleisch brachte die Eingemeindung allerdings das Ende seiner Karriere, das ihm mit Geschenken wie einem Plattenspieler, einer Schreibmaschine und bezeichnenderweise einem Gemälde von Schriesheim bei Sonnenuntergang versüßt wurde. Auch Groß sah für die Zukunft ein Schrumpfen der Bevölkerung und eine drohende Überalterung auf Altenbach zukommen, betonte aber auch die fehlende Zuverlässigkeit solcher Zukunftsszenarien. Dieter Minor, seinerzeit Gemeinderat in Altenbach, erinnerte an die problematische Wasserversorgung des Dorfs, die zeitweise mit dem Einsatz großer Tankwagen aus amerikanischen Beständen behoben werden musste. Auch für seine Frau und ihn war Altenbach vor 46 Jahren, als beide hierher gezogen waren, eine "Schlafstadt": "Wir sind morgens um sechs Uhr mit dem Bus von hier weggefahren und abends um 19 Uhr heimgekommen. Trotzdem haben wir uns immer wohl gefühlt."

Emil Jörder, langjähriger Ortsvorsteher und Vorgänger Burkhardts, wies auf die in seiner Amtszeit erreichten Ziele hin. Dazu gehörten Baumaßnahmen wie die Verlegung von Versorgungsleitungen, der Neubau des Kindergartens und des Sportzentrums "auf der Kipp". Als jüngere "Zeitzeugin" berichtete die Altenbacher Veterinärin, Dr. Margit Kneidel, von ihren Erfahrungen als Neubürgerin Anfang der neunziger Jahre. "Hier rennt einem keiner die Tür ein", erklärte sie rückblickend, bezeichnete den Ortsteil aber auch als idealen Ort, um Kinder großzuziehen. Ihre Familie habe über die Kinder viele Freunde und Bekannte gefunden: "Es liegt vor allem an einem selbst, ob man am Gemeindeleben teilnehmen will oder nicht. Integration ist ein Geben und Nehmen, ein jahrelanger Prozess." An dessen Ende sie den Ortsteil als ihre neue Heimat betrachtete.

Die musikalischen Beiträge des Abends stammten sowohl aus Altenbach als auch aus der Kernstadt. Der Gastgeber, der MGV Liederkranz Altenbach, ließ es sich nicht nehmen, passende Lieder aus dem volkstümlichen Repertoire vorzutragen. Vorsitzender Hans-Peter Pröll freute sich bereits auf den nächsten Auftritt der Sänger: Sie nehmen gemeinsam mit den anderen Gesangvereinen am Krönungsabend der Weinhoheiten teil.

Dabei freute es die Altenbacher besonders, auch eine künftige Weinprinzessin aus den eigenen Reihen, nämlich Sandra Gutfleisch, feiern zu können. Und das, "obwohl wir hier nicht einmal Weinberge haben", wie Pröll bemerkte.

Dass sich auch die Altenbacher am Anblick von Kindern, noch dazu musikalischen, erfreuten, dafür sorgte das Gitarrenensemble der Schriesheimer Musikschule unter Leitung von Hans- Dieter Schotsch. Sieben junge Musiker hatten Stücke von der Barockzeit bis zur Gegenwart mitgebracht.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung