Schriesheim im Bild 2023

26.03.2007

Die Bürger nutzten das Angebot

Die Bürger nutzten das Angebot

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Schriesheimer haben die Chance genutzt, sich über die Arbeit der Ämter, der städtischen Einrichtungen und Kooperationspartner sowie der Gremien zu informieren. Um halb vier am gestrigen Nachmittag habe man schon den 600. Bürger gezählt, der zum "Bürgertag" kam, strahlte Bürgermeister Hansjörg Höfer. Sein Ansatz von der neuen Art der Bürgerbeteiligung ging auf.

Die Schriesheimer wurden auf den drei Stockwerken des Rathauses von teils aufwändigen Präsentationen empfangen. Im Erdgeschoss dominierte die Kämmerei, der Bürgerservice und das Soziale, inklusive der Kirchlichen Sozialstation. Bei den Kleinen war die Feuerwehr und der Polizeiposten der Renner.

Im ersten Stock präsentierten sich die Kindergärten und Betreuungseinrichtungen, die VHS und die Jugendkunstschule sowie die Musikschule und die Stadtbibliothek, die von der Grünen Liste gleich zum Auftakt mit Sekt versorgt wurden.

Die stand im Großen Sitzungssaal mit den anderen Fraktionen sowie mit der Jugendsozialarbeit und dem Jugendgemeinderat. Dieser warb für sich und seine jungen Ideen ("Wir sind Weinprinz!"), während die Parteien und Wählervereinigungen ihre Politik und ihr Personal mit allerlei EDV-Unterstützung vorstellten.

Da durfte Schriesecco nicht fehlen – außer bei der SPD. Die schenkte Schriesheimer "Roten" aus. Freier Wähler Dr. Wolfgang Metzger war begeistert von den Gesprächen mit den Bürgern: "Wir haben allerlei Hausaufgaben bekommen". Die FDP stellte die Frage, was der Bürger denn von der Einrichtung eines Weinwanderwegs halte (viel, wie sich herausstellte), und die Grünen amüsierten mit einem lokalen Rätsel. Darin unter anderem die Frage, wann in Ursenbach der letzte städtische Zuchtbulle abgeschafft wurde.

Man konnte eben viel mitnehmen vom "Bürgertag", sei es in Broschüren oder Informationen aus Gesprächen. Davon bot Höfer für die Bürger im Kleinen Sitzungssaal gleich drei an. Beim Thema Finanzen waren noch einige Stühle frei, beim Thema Kinderbetreuung schon kaum noch einer, und als es um die Zukunft des OEG-Geländes ging, mussten viele stehen oder saßen auf dem Boden.

Mit Kämmerer Volker Arras erläuterte Höfer die Haushaltseckdaten und erklärte, wie die Stadt Geld einnimmt, wo sie Ausgaben hat, und wie konjunkturabhängig die städtische Finanzlage ist. Zur Erläuterung gab es den schönen Satz: "Die Stadt ist nur zu geringem Teil Herrin im eigenen Haushalt". Höfer unterstrich, wie wichtig das Ehrenamt zur Entlastung der Finanzen ist.

Zum Thema Kinderbetreuung hatte sich Höfer den Hauptamtsleiter, Edwin Schmitt, zur Seite geholt. Höfer warb für sein Konzept des Ausbaus des Angebots bei steigenden Gebühren, das nach den Sommerferien umgesetzt werden könnte. Zunächst habe der Gemeinderat das Wort. Man unterhielt sich über die Gebührenstaffelung nach Einkommen (Höfer möchte die Gebühren bis zu einem Einkommen von 25000 Euro im Jahr bezuschussen, darüber eine einheitliche Gebühr), über kürzere Schließzeiten (für Schmitt eine Personal- und insofern auch eine Finanzierungsfrage) und über die teurere Betreuung der Zweijährigen. Eine Mutter, die als Erzieherin in Heidelberg arbeitet, sagte: "Wir sind in Schriesheim von den Gebühren her verwöhnt."

Im Gespräch über das OEG-Gelände wurde Höfer von Stadtbaumeister Volker Rehberger unterstützt, dessen Aufgabenbereich sich – neben dem Standesamt – im zweiten OG bürgernah präsentierte. Umweltschutz, Trinkwasserversorgung, Flächenentwicklung, sowie Hoch- und Tiefbauprojekte wurden anhand von Plänen und Info-Tafeln erläutert, dazu allgemeine Fragen nach Sinn und Zweck von Gutachterausschüssen und Bebauungsplänen. Um Bebauungspläne geht es auch bei der Umgestaltung des OEG-Areals. Für einen neuen Bahnhof gebe es erste Skizzen, so Höfer. Für das Forschner-Gelände an der Römerstraße wolle man einen gesonderten Bebauungsplan erstellen: "Das koppeln wir ab, um schneller zu einer Bebauung zu kommen", so Höfer. Dort entstehe wohl eine "Mischung aus Wohnen und Arbeiten".

Bei der Suche nach Ideen für das 20000 Quadratmeter große OEG-Gelände habe er bereits Schriesheimer Architekten eingebunden. Auch Studenten der Uni Stuttgart könnten sich darüber im Rahmen einer Semesterarbeit Gedanken machen. Die Bürger fragten nach der Dimension und Art der möglichen Bebauung, regten eine Verlegung des Busbahnhofs nach Süden an (BdS-Chef Horst Kolb) oder gar dessen Versenkung unter Tage. Selbst ein Ideenwettbewerb in Schulklassen wurde vorgeschlagen, ebenso eine Tiefgarage unter dem Areal. Auch hier zeigte der "Bürgertag", dass sich die Schriesheimer so ihre eigenen Gedanken machen. In einem Jahr soll die Planung für das OEG-Gelände vorliegen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung