Schriesheim im Bild 2023

20.04.2007

Neue Impulse für das Geschäftsleben

(cab) Der Druck wird wohl größer, auf dem Gschwander-Gelände – und nicht nur hier – weitere Supermärkte zu bauen. Jedenfalls bekomme die Verwaltung immer mehr Anfragen in diese Richtung, sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern. Aber er will weder im Gewerbegebiet noch an anderen Stellen in der Stadt weiteren großflächigen Einzelhandel – zumal die Stadt mit großen Lebensmittelmärkten überversorgt sei, wie der Nachbarschaftsverband meint. Jetzt will die Verwaltung ihren Standpunkt festklopfen und ihren Zielen zur Entwicklung des Einzelhandels in Schriesheim eine formale Grundlage geben, und zwar mit einem Einzelhandelskonzept.

Das Büro Dr. Donato Acocella aus Lörrach soll es ausarbeiten. Das schlägt die Verwaltung dem Gemeinderat vor, der in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch darüber zu entscheiden hat, ob es überhaupt ein Einzelhandelskonzept geben soll – Kosten: 16600 Euro netto. Zudem hat das Büro angeboten, ein städtebauliches Entwicklungskonzept zu erstellen, das ein informelles Steuerungsinstrument der Stadtplanung wäre. Höfer will das nicht. Zu viele Festlegungen und Absichtserklärungen seitens der Stadt würden die Grundstücksbesitzer nur beunruhigen, "und das muss nicht sein."

Für das Geld verspricht sich Höfer Erkenntnisse darüber, wie die "Einkaufsstadt Schriesheim" gestärkt werden kann und wie die Versorgungslage an sich ist: "Die Frage ist doch, ob Schriesheim wirklich nur Schriesheim zu versorgen hat?". Höfer bezweifelt das. Zudem würde das Konzept den Geschäftsleuten Sicherheit geben – soll es doch nicht nur zeigen, wo noch welche Art von Einzelhandel entstehen könnte, sondern auch darstellen, in welchen Gebieten der Stadt die vorhandenen Angebote geschützt werden sollten. Und das auch, indem man ähnlichen Einzelhandel außerhalb der vorhandenen Strukturen verbietet. Das Einzelhandelskonzept soll also auch eine Art Bestandsschutz gewähren. Um sich aber darüber im Klaren zu werden, was man will oder auch nicht will, muss man erstmal wissen, was man hat.

Daher wäre eine umfassende Bestandsaufnahme ein wesentlicher Teil des Einzelhandelskonzepts, verbunden mit einer Befragung der Einzelhändler. So soll die Lage der Betriebe, ihre Anzahl nach Branchen, die Verkaufsflächen je Branche und die Sortimente der einzelnen Geschäfte erfasst werden. Auch das Dienstleistungsangebot sowie die Gastronomie und die städtebauliche Situation in den Bereichen des Einzelhandels würden erhoben. Wo die Stadt Stärken und Schwächen in der Einzelhandelsdichte sowie in Bezug auf Leerstände, Brachflächen und zentrale Verkehrsachsen aufweist, soll das Einzelhandelskonzept ebenfalls erheben. Recht wesentlich scheint auch die Abgrenzung des Innenstadtbereichs an sich unter Gesichtspunkten des Einkaufens zu sein. Das hat rechtliche und strategische Relevanz, denn die Verwaltung kann dadurch festlegen, auf welche Stellen der Stadt sie in Zukunft wesentliche Einzelhandelsinvestitionen lenkt – und wo sie diese vermeiden möchte. Schließlich würde in diesem Konzept aus der aktuellen Situation eine Prognose der Bedarfsentwicklung für die nächsten Jahre abgeleitet.

Sind die Erhebungen abgeschlossen, wird das planerische Konzept erstellt, das eine Sortimentenliste beinhaltet, städtebauliche Maßnahmen vorschlägt, Anregungen gibt für Einzelhändler, Gastronomen und andere Akteure in der Innenstadt, und schließlich darlegt, wie das Planungskonzept vom Gemeinderat und der Verwaltung umgesetzt werden kann. In vier bis sechs Monaten könnte das Einzelhandelskonzept fertig sein. Seine Erstellung würde von einer Projektgruppe begleitet, die Höfer "nicht politisch, sondern mit Fachleuten" besetzt wissen möchte. Dabei möchte er den Bund der Selbstständigen (BdS) einbeziehen. Übrigens wäre dem Bürgermeister auf dem Gschwander-Gelände die Ansiedlung von Gewerbe am liebsten, das dem Einzelhandel nicht schadet.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung