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10.05.2007

Wirbel um das Parken in der Talstraße

Wirbel um das Parken in der Talstraße

Von Carsten Blaue

Öffentliche Parkplätze gibt es in der Talstraße nicht allzu viele. Sechs Stück sind zum Beispiel an der "Branichstaffel". Die Autos können den Stellplatzstreifen von der Talstraße aus direkt anfahren. Dahinter erhob sich ein verwilderter Grundstücksteil, der bis Februar 2006 zu dem Flurstück gehörte, auf dem die Parkplätze sind. Diesen Geländeabschnitt hinter den Parkplätzen hat die Familie Ehehalt seinerzeit gekauft. Inzwischen sind Baumaschinen angerückt, trugen Erdreich und Fels ab und ebneten dieses Areal ein. Der Grund: Die Ehehalts, die selbst auf dem Branich wohnen, möchten hier drei Parkplätze schaffen – für die Familie, die ihr Haus in der Talstraße 91 gemietet hat.

"Ich weiß nicht, ob wir das Gelände damals verkauft hätten, wenn wir gewusst hätten, dass hier Parkplätze gebaut werden sollen", meinte gestern Stadtbaumeister Volker Rehberger. Die Anwohner sind jedenfalls sauer. Denn die Ehehalts wollen jetzt einen der sechs öffentlichen Stellplätze an der Talstraße kaufen, damit sie überhaupt eine (und die einzig mögliche) Zufahrt haben für ihren geplanten Parkplatz. Einen entsprechenden Antrag hat die Familie Ehehalt gestellt. Der Bauausschuss entscheidet darüber am Montag.

Die Fraktionen haben inzwischen einen von 17 Anwohnern unterschriebenen Brief erhalten, in dem sie ihre Sicht der Dinge darstellen. Roland Ehehalt habe argumentiert, seine Familie schaffe drei neue Parkplätze. Für die Anwohner um Ingo Ewald aus der Talstraße 80 und Claudia Kabbe "eine Milchmädchenrechnung", denn die Zufahrt zu Ehehalts geplantem Parkraum erfordere "bestimmt mehr als einen Parkplatz", heißt es in dem Brief, der der RNZ vorliegt. Bestenfalls würde ein neuer Stellplatz entstehen, der auch nur dessen Eigentümer nütze.

Für die Kritiker drängt sich zudem die Frage auf, ob die Ehehalts mit dem Flachbaggern des Grundstücks nicht Tatsachen geschaffen hätten, um beim Kauf des Parkplatzes für die Zufahrt "leichtes Spiel" zu haben. Sollte die Familie diesen erwerben dürfen, steht für die Anwohner fest, dass die Ehehalts ihr Eigentum abgrenzen, "vielleicht mit Pfosten oder mit großen Steinen, so wie jetzt schon".

Dann seien nicht nur Anwohner betroffen, die auf den öffentlichen Parkraum angewiesen sind, sondern auch diejenigen, die zum Beispiel Heizöl-Lieferungen erhalten würden. Denn der Parkplatz sei die einzige Haltemöglichkeit für Lastwagen ohne den Durchgangsverkehr zu beeinträchtigen. Die Lage verschlimmere sich immens, wenn auch nur ein öffentlicher Stellplatz verloren ginge, so die Unterzeichner. Sie empfehlen den Stadträten, sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. So schlägt auch die Verwaltung dem Bauausschuss eine Ortsbegehung vor. Zudem heißt es in der Vorlage des Rathauses für die Sitzung am Montag: "Aufgrund der Verkehrssituation und der Parkplatzsituation in der Talstraße ist die Verwaltung der Ansicht, dass hier auf keinen öffentlichen Parkplatz verzichtet werden kann." Das spricht gegen die Ehehalts.

Roland Ehehalt nahm gestern auf Anfrage der RNZ Stellung zu den Argumenten gegen das Parkplatz-Vorhaben. Das Thema werde von den Nachbarn "hochgepuscht": "Es lohnt sich nicht, das breit zu treten." Vergangenes Jahr habe seine Familie das Gelände hinter den Parkplätzen gekauft, um einen eigenen Zugang zum Haus in der Talstraße 91 zu schaffen, das bis dahin nur über das Nachbargrundstück zu erreichen war: "Parkplätze hatten wir damals noch nicht im Sinn." Der Aushub und die Einebnung des Areals sei zudem mit der Stadt abgesprochen gewesen: "Das darf man machen", meinte Ehehalt.

Überhaupt war er guter Dinge, dass seine Familie den Platz für die Zufahrt kaufen darf: "Ich habe aus dem Bauausschuss schon positive Rückmeldungen bekommen."

Zumal man für die Zufahrt sicher keine zwei Parkplätze brauche, sondern bestimmt nur einen. "Aber dafür werden mindestens zwei der öffentlichen Stellplätze frei", so Ehehalt. Denn seine Mieter, die dort bisher parken würden, hätten ja dann eigene, wenn seine drei neuen Parkplätze erstmal geschaffen seien. Und über Ingo Ewald sagte Ehehalt: "Herr Ewald hat zwar eine Garage. Aber wo parkt er? Auf den öffentlichen Parkplätzen an der Branichstaffel."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung