Schriesheim im Bild 2023

26.05.2007

„Keine Gelegenheit zur Vorsorge auslassen"

(mas) Was es in vielen europäischen Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden oder den Skandinavischen Ländern seit Jahren gibt, wird auch in Deutschland eingeführt: eine regelmäßige Mammographie für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. In den nächsten Wochen werden in Schriesheim alle Frauen dieser Altersgruppe eine Einladung zur Reihenuntersuchung, dem "Mammographie-Screening", erhalten.

"Das Programm beruht auf einem Gesetz, das der Bundestag bereits 2002 verabschiedet hat", erklärte Dr. Dieter Alt, Geschäftsführer und Mitbegründer des Vereins "Aktion: Bewusstsein für Brustkrebs", der zusammen mit dem programmverantwortlichen Arzt für das Gebiet Rhein-Neckar und Leiter des Radiologiezentrums in Mannheim, Dr. Thomas Rahmfeld, im Rathaus über die Reihenuntersuchungen informierte.

Das größte Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, bestehe bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, sagte Alt. Deshalb sollten sie nun alle zwei Jahre eine Mammographie machen lassen. Dadurch sollen kleine Veränderungen, die auf eine Krebserkrankung hindeuten können, so früh wie möglich erkannt werden. Wer eine Einladung erhält, muss diese nicht annehmen. Das Screening ist freiwillig. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Auf der Einladung befindet sich neben einem Terminvorschlag die Adresse der Screening-Einheit, die für die Frau zuständig ist. "Insgesamt gibt es 93 Screening-Einheiten in Deutschland, in unserer Region gibt es Einheiten in Mannheim, Heidelberg, Weinheim und Wiesloch", sagte Rahmfeld. Ab Herbst komme eine weitere Einheit in Mosbach hinzu. Ebenso wie der Termin ist auch die vorgeschlagene Screening-Einheit jedoch nicht verbindlich. Wer einen anderen Termin oder Ort wünscht, kann das unter einer zentralen Hotline angeben.

Wer am Screening teilnimmt, erhält bereits nach sieben Werktagen das Ergebnis der Untersuchung. Je zwei Ärzte begutachten die Röntgenaufnahmen der Brust unabhängig voneinander. Erkennt einer von ihnen eine Auffälligkeit, erhält die Frau eine Einladung zum so genannten "Assessment", bei dem weitere Untersuchungen folgen. "Wir erwarten jedoch, dass wir bei 95 Prozent der Frauen keine Auffälligkeiten finden werden", sagte Rahmfeld. Wer bereits einen Knoten getastet habe, gehöre aber nicht zum Screening, sondern zum behandelnden Facharzt. "Das Screening ersetzt auf keinen Fall den regelmäßigen Besuch beim Frauenarzt", sagte Alt. Noch immer erkrankten in Deutschland jährlich etwa 55 000 Frauen an Brustkrebs, 19 000 sterben an der Krankheit. Da sollte man keine Gelegenheit der Vorsorge auslassen, so Alt.

Eine Mammographie bietet im Gegensatz zur Tastuntersuchung beim Arzt die Möglichkeit, Knoten und Veränderungen in einem viel früheren Stadium zu erkennen. "Bei der Tastuntersuchung kann der Arzt einen Tumor erst ertasten, wenn er schon etwa einen Zentimeter groß ist", sagte Alt. Dann sei er jedoch bereits zwischen acht und zehn Jahren alt. Bei der Mammographie können bereits Knoten von einigen Millimetern erkannt werden.

Eine der meist gestellten Fragen sei die nach der Strahlenbelastung bei der Mammographie, so Rahmfeld. Dazu sagte er: "Die Strahlenbelastung bei einer Mammographie entspricht etwa der eines Fluges in die USA." Auch durch den Druck und die Kompression der Brust werde diese nicht geschädigt.

Dass das Screening einen wichtigen Beitrag dazu leiste, Brustkrebs früh zu erkennen und erfolgreich zu behandeln, darin waren sich Alt und Rahmfeld einig. "Wäre das Screening bereits 1990 eingeführt worden, hätte es bis heute 50 000 krebsbedingte Sterbefälle weniger gegeben", sagte Alt. Ein Screening auf eigenen Wunsch für jüngere oder ältere Frauen sei nicht möglich. "Die Röntgenverordnung erlaubt es nur dann zu röntgen, wenn eine Erkrankung vorliegt, der Verdacht auf eine Erkrankung besteht oder eben im Rahmen des Screenings." Frauen, die in wenigen Wochen 69 Jahre werden und somit aus dem Programm herraus fallen, können sich auch selbst unter der Hotline 0800/0006872 anmelden. Weitere Infos: www.ein-teil-von-mir.de.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung