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06.07.2007

Zwei Varianten für den Neubau des Bahnhofs

Von Carsten Blaue

Die Pläne für den Umbau des OEG-Bahnhofs liegen auf dem Tisch: Gestern stellte die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, RNV, ihr Konzept für Schriesheims zentralen Knoten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Haus der Feuerwehr vor. Etwa 100 Bürger nutzten das Info-Angebot. Zwei Varianten gibt es für den Umbau, die sich im Wesentlichen in der Lage des neuen Bus- und OEG-Bahnhofs unterscheiden. So spricht man von einer "Nord-" und einer "Süd-Variante". Gravierender sind die Unterschiede der Varianten in städtebaulicher Hinsicht und in Bezug auf die Folgen für die ÖPNV-Nutzer. Der Bahnhof wird im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der OEG-Strecke Schriesheim-Weinheim umgebaut. Die RNZ stellt die Planung in Stichworten vor.

Die Planungsziele der Stadt, der RNV und der OEG für den neuen OEG-Bahnhof. Barrierefreier, behindertengerechter Ausbau der Bus- und Bahnsteige; behindertengerechter Zugang zum neuen Bahnhof; kurze Wege beim Umsteigen für die ÖPNV-Kunden; effizienter und wirtschaftlicher Bus- und Bahnbetrieb; ein kompakter Bahnhof, damit die restliche Fläche des OEG-Geländes, die verkauft werden soll, "optimal wirtschaftlich genutzt" werden kann – was die Vermarktungschancen erhöht; Erhalt der Unterführung; kein Eingriff ins Grundstück des Hotels "Zur Pfalz"; der Blick von der Theodor-Körner-Straße zur B3 soll frei bleiben; der OEG-Bahnhof soll ans Stadtzentrum angebunden werden; an der B3 wird nichts verändert.

Die Planung, Variante 1 ("Nord-Variante"). Die Buseinfahrt schließt den Bahnhof nach Norden ab und wird ein Stück nach Süden verlegt. Die Busse fahren genau südlich der Unterführung in den Bahnhof ein. Die Unterführung wird geschlossen, da sie barrierefrei ausgebaut werden müsste. Das gehe östlich der B3 zwar durch eine 80 Meter lange Rampe. Westlich der B3, in der Mannheimer Straße, sei eine Rampe ohne Eingriffe in die Grundstücke aber nicht realisierbar. Hier müsste ein Aufzug gebaut werden, wovon die Planer aus Kosten- und Wartungsgründen absehen wollen.

Die Bushaltestellen werden parallel zu den OEG-Bahnsteigen angeordnet: östlich der Gleise für den Ausstieg aus den Bussen, westlich der Gleise für den Einstieg der Fahrgäste, bevor die Busse wieder auf die B3 fahren. Die Busse fahren in einem langgezogenen Rundverkehr um die Bahnsteige. Die Anordnung der OEG- und der Bushaltestellen macht das Umsteigen leichter. Zeitgewinn für den Busfahrplan: eine Minute.

Östlich von den Haltestellen schließt sich auf einer Länge von etwa 70 Metern eine rund vier Meter hohe Busabstellhalle für acht normale Busse und drei Gelenkzüge an. Darin sollen auch das Stellwerk und die Sozialräume für die Fahrer sein. Die Halle schiebt sich optisch zwischen die Haltestellen und die Schillerstraße und schließt im Süden auf Höhe der Theodor-Körner-Straße ab. Die Gelenkzüge müssen die Halle morgens über die Schillerstraße verlassen, um nach der Kreuzung mit der Theodor-Körner-Straße wieder in den Bahnhofsbereich einzufahren. Es wäre übrigens möglich, dass auf der Wagenhalle noch ein Stockwerk gebaut wird. Wofür, ist offen. Dort könne etwas hin, "was das Umfeld belebt", heißt es von Seiten der Planer.

Östlich der Busabstellhalle ist eine Reihe von Parkplätzen angeordnet. Ein Abstellgleis, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Wartehäuschen an den Gleisen, Zugangsmöglichkeiten zur Bahnhof- und zur Theodor-Körner-Straße sowie ein neuer Fußgängerüberweg über die B3 – als Ersatz für die Unterführung und als barrierefreier Zugang zum Bahnhof – ergänzen die Planung. Die neue Fußgänger-Ampel sei für den Verkehrsfluss auf der Bundesstraße kein Problem, sagen die Planer: "Die Situation auf der B3 wird weder besser noch schlechter". Der jetzige Kiosk am Bahnhof kommt weg. Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus wird die Kreuzung Passein/B3 beschrankt.

Die Planung, Variante 2 ("Süd-Variante"). Die Planung des Bahnhofs deckt sich mit Variante 1. Der Bahnhof wird jedoch um etwa 110 Meter nach Süden verschoben – also weiter weg von der Innenstadt. Die Buseinfahrt ist etwa auf Höhe der Theodor-Körner-Straße. Die Unterführung bleibt offen und muss nicht behindertengerecht ausgebaut werden. Der zusätzliche Fußgängerüberweg über die B3 ist auch in Variante 2 ein Teil der Planung.

RNV für "Nord-Variante". Die RNV bevorzugt für den Bahnhofsneubau die "Nord-Variante". Sie sei städtebaulich kompakter. Der Fahrweg für die Busse wäre kürzer als in der "Süd-Variante". Das spare Fahrzeit und Betriebskosten. Zudem würden sich mit dieser Variante größere Teile der Kernstadt im Einzugsbereich des Bahnhofs und der Haltestelle Zentgrafenstraße befinden.

Höfer für "Süd-Variante". Bürgermeister Hansjörg Höfer ist für die "Süd-Variante". So könne man die Unterführung erhalten, was gerade für Schüler "wünschenswert" sei. Ein wenig genutzter "Angstraum" sei diese nur in den Abendstunden. Zudem entstünde durch die "Süd-Variante" eine größere Fläche zwischen dem Raiffeisenmarkt und der Theodor-Körner-Straße, auf der "städtebaulich etwas Vernünftiges entstehen kann". Laut Bürgermeister gibt es "Signale", dass der Raiffeisenmarkt verlegt werden soll. Nach RNZ-Informationen ist ein Standort im Süden des OEG-Areals im Gespräch, nämlich der Bereich des jetzigen Getränkemarkts.

Was in beiden Varianten fehlt. Toiletten, ein Kiosk (etwa auch als Fahrkartenverkauf) und "Park+Ride"-Möglichkeiten sind nicht Bestandteile der Planung.

Die Größe des neuen Bahnhofs. Der neue Bahnhof zwischen der Schillerstraße und der B3 samt Abstellhalle und Abstellgleis ist etwa 8000 Quadratmeter groß. Darin nicht enthalten sind die Gleise außerhalb des Bahnhofsbereichs.

Die Kosten. Der zweigleisige Ausbau zwischen Bahnhof und Passein, der Ausbau des OEG-Bahnhofs sowie des Busbahnhofs und die Busabstellhalle kosten etwa 4,15 Millionen Euro.

Der Zeitplan. Seit einem Jahr wird an den Entwürfen gefeilt. Der Gemeinderat entscheidet sich am 18. Juli für eine der beiden Varianten. Ende Oktober soll der Antrag auf Planfeststellung beim Regierungspräsidium eingereicht werden. Die RNV hofft auf einen Planfeststellungsbeschluss im September 2008. Baubeginn ist frühestens Anfang 2010, die Bauzeit wird auf sechs bis neun Monate geschätzt. Der neue Bahnhof soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 in Betrieb genommen werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung