Schriesheim im Bild 2023

17.07.2007

„Der Regen hat bei uns keinen Schaden angerichtet"

Von Carsten Blaue

Kürzlich machte mal der Hinweis die Runde, dass dieses Jahr die Weinlese mit dem Straßenfest am ersten September-Wochenende zusammenfallen könnte. So weit voraus ist die Vegetation nach dem milden Winter und dem feuchten Frühjahr. "Die Blüte war Ende Mai vorbei. Bis zur Traubenreife dauert es dann noch 100 Tage", sagt Peter Haas. Das wäre etwa Ende August. "Aber das ist ja nur eine Faustzahl", beruhigt das Vorstandsmitglied der Winzergenossenschaft.

"Es kann noch alles passieren", meint auch Harald Weiss, der Geschäftsführer der Genossenschaft. "Die Witterung kann uns alles abverlangen." Wenn die Temperaturen im August hoch seien und das Wetter feucht, dann erlebe man sowas wie im vergangenen Jahr. Nämlich ein hohes Lesetempo, um die gesunden Trauben zu retten. Wenn es von Mitte August bis in den September hinein trocken wäre, dann stünden die Winzer vor einem idealen Herbst. "Und dann hat man eventuell auch Zeit und kann die Trauben noch etwas hängen lassen", so Weiss. Doch bis dahin dauert’s noch. In den vergangenen Wochen hatten die Winzer erstmal die enormen Niederschlagsmengen zu verkraften. "Aber der Regen hat bei uns keinen Schaden angerichtet", sagt Haas’ Sohn Hartmut, der die lange familiäre Tradition des Weinbaus fortsetzt.

Im Jahr 1756 wurde erstmals ein Weinberg der Familie urkundlich erwähnt. Es war ein Silvaner-Wingert in der damaligen Einzellage "Mönch". Auch die Anfänge der Winzergenossenschaft sind mit der Familie verbunden. Ludwig Rufer, der Großvater von Peter Haas’ Frau Margret, einer geborenen Forschner, war im Jahr 1930 Gründungsmitglied der Winzergenossenschaft und wurde in den ersten Aufsichtsrat gewählt. Peter Haas ist seit 1980 Vorstandsmitglied der "WG" und Träger der Ehrenmedaille in Silber des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes. Seine Frau war übrigens 1969 Weinprinzessin.

Heute umfassen die Weinberge der Familie Haas rund zwei Hektar in den Lagen zwischen Schriesheim und Dossenheim. Darin wachsen Riesling, Silvaner, Cabernet Mitos und seit vergangenem Jahr auch St. Laurent. Hauptsorte ist jedoch der Grauburgunder. Und der brauchte in den vergangenen Wochen besonders gute Pflege.

Der Regen sorgte in letzter Zeit für ein enormes Wachstum. Die Nässe setzte nicht nur Nährstoffe frei, sondern erhöhte auch das Botrytis-Risiko. Auf die Anfälligkeit für Pilz-Krankheiten müssen sich die Winzer in ihrem Pflanzenschutz einstellen. Mitte Juni war Traubenschluss. Das heißt, die Traubenbeeren hängen jetzt dicht an dicht am Traubengerüst. Dabei sind die Beeren der Burgunder-Sorten besonders kompakt. Um die Spannung aus den Traubenhenkeln zu nehmen, haben Peter und Hartmut Haas die Trauben in den vergangenen Wochen quergeteilt.

Mit der Schere haben sie horizontal mitten durch die Traubenhenkel geschnitten. Was für den Laien brachial anmuten mag, ist für die Winzer natürlicher Botrytis-Schutz und ein Beitrag zur Qualitätssicherung, den die Traube gut verkraftet. Noch ist ihr Säuregehalt recht hoch. Also trocknen die zwei bis drei Beeren schnell ein, die beim Querteilen beschädigt wurden.

Rund 70 Stunden haben Vater und Sohn Haas für die Sorte Grauburgunder gebraucht. Zeit, die sich in der Lese wieder auszahlen wird. Denn gesunde Trauben bedeuten gute Qualitäten und eine leichtere Ernte. Peter Haas, einer der "Qualitätsbeauftragten" der Winzergenossenschaft, beschreibt die weiteren Tätigkeiten, die in letzter Zeit in den Weinbergen angefallen sind, zum Beispiel das Mähen zwischen den Rebzeilen und die weitere Durchlüftung der Traubenzone.

Auch gegipfelt habe man schon zwei Mal. Dabei werden überhängende Triebe maßvoll gestutzt. Auch hier ist das Ziel eine bessere Belüftung und Sonneneinstrahlung. Neben dem Querteilen zählen das Gipfeln und die Durchlüftung der Traubenzone für Haas zu den Kulturmaßnahmen, die den Botrytisschutz auf natürliche Art erhöhen.

Für Haas ist auch der ständige Prozess der Qualitätskontrolle im Weinberg wichtig. Den Weg der permanenten Qualitätssteigerung, der sich längst auch bei den Kunden der "WG" herumgesprochen hat, trägt er mit, denn er weiß: "Geht es der Winzergenossenschaft gut, dann profitiert auch jeder einzelne Winzer."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung