Schriesheim im Bild 2023

04.08.2007

„Die Steillage macht einfach wahnsinnig viel Arbeit"

Von Carsten Blaue

Stefan Röger nennt ein ganz besonders schönes Fleckchen Weinberg sein Eigen. Direkt südwestlich unter der Strahlenburg und unweit der Aussichtsplattform gehört seiner Familie ein 20 Ar großer Riesling-Wingert. Die Ruine im Rücken, hat man von hier aus einen wunderbaren Blick auf die gesamte Rheinebene. "Ja, es ist schon schön hier", sagt Röger. "Aber die Steillage macht einfach wahnsinnig viel Arbeit." Weitere 50 Ar besitzt der Nebenerwerbswinzer oberhalb der Kelterhalle in der Lage Kuhberg, den Weinbergen zwischen Schriesheim und Dossenheim. Die kann er maschinell bearbeiten. Im Direktzug unterhalb der Strahlenburg ist das undenkbar. Dazu Röger: "Das ist der drei- bis vierfache Arbeitsaufwand."

Kein Wunder, dass er die Rebflurbereinigung als Segen empfindet. Er geht davon aus, dass er auch danach einen Weinberg in dieser exponierten Lage bekommt. Zudem sagt er: "Die Querterrassierung wird eine Arbeitserleichterung bedeuten und ist auch betriebswirtschaftlich sinnvoll." Alleine für die Abschlussspritzung brauchte Röger in der Steillage fast doppelt so lange, wie in seinen anderen Weinbergen, in denen Spätburgunder, Weiß- sowie Grauburgunder wachsen. Röger sieht in der Rebflurbereinigung zudem ein Stück Zukunftssicherung für Schriesheims Weinbau. Schon seine beiden Großväter waren Winzer: Emil Röger, der Wirt des "Grünen Baums" in der Talstraße, und Wilhelm Ewald, der Schuhmacher und damalige Hüttenwart der Schriesheimer NaturFreunde. Nach dem Tode seines Vaters vor zehn Jahren wurde auch Stefan Röger Mitglied der Schriesheimer Winzergenossenschaft.

Auch wenn der Hobbywinzer über die Arbeiten der letzten Wochen spricht, kommt er an der Rebflurbereinigung nicht vorbei: "Die Querterrassierung wird eine bessere Durchlüftung der Rebzeilen mit sich bringen. Die Reihen hier in meinem Riesling-Weinberg sind eigentlich unzeitgemäß eng." Da kann der Wind schlecht durch, um feuchte Trauben nach Niederschlägen zu trocknen. Die Nacharbeiten am Blattwerk seien jetzt besonders wichtig, um die Belüftung der Trauben zu gewährleisten. Zumal das feucht-warme Wetter die Gefahr von Botrytis erhöhe, so Röger. Wie immer ist neben der Ertragsregulierung also auch der natürliche Pflanzenschutz im Weinberg angesagt. Zumal auch der Termin der Abschlussspritzung längst hinter den Winzern liegt – rund drei Wochen früher als gewöhnlich: "In den vergangenen zwei Monaten war man mit dem Pflanzenschutz schon ganz schön Termin gebunden. Die Abschlussspritzung für die späten Sorten, wie Riesling, war am 21. Juli. Für die Sorten, die früher gelesen werden, wie etwa Müller-Thurgau, war der Termin am 14. Juli."

Dass danach mit dem Spritzen endgültig Schluss sein muss, erklärt Röger einleuchtend: "Die Spritzmittel sollen sich auf natürlichem Wege abbauen, damit sie später keine Rückstände im Wein hinterlassen. Man geht von einer Abbauzeit von etwa 35 Tagen aus." Und die Kontrollen seien zu Recht scharf, so Röger. Zuletzt habe er Kupfer gegen falschen Mehltau (Peronospora) und ein Botrytizit gespritzt. Die Spritzmittel bezieht Röger über den Großhandel. Sein Sachkundenachweis berechtigt ihn dazu. Den habe er in einem Kurs samt Prüfung über das Landwirtschaftsamt erworben, sagt Röger, der nochmals die Wichtigkeit des natürlichen Pflanzenschutzes durch die Arbeit am Weinstock betont. Die Zeit im Weinberg, sagt Stefan Röger, der Cousin des Schriesheimer VHS-Leiters, Frank Röger, sei für ihn ein guter Ausgleich zum Alltag. Und vielleicht steht mit seinen Kindern Maurice und Fabienne ja schon die vierte Winzer-Generation der Rögers in den Startlöchern. "Vielleicht", so Röger. "Da wird keiner gedrängt."

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung