Schriesheim im Bild 2023

06.09.2007

Die Einzelhändler werden ab Montag befragt

Von Carsten Blaue

Die Verwaltung will tun, was sie kann, um den Schriesheimer Einzelhandel zu unterstützen und zu stärken. Sie kann keine neuen Geschäfte ansiedeln, wohl aber sagen, an welchen Stellen der Innenstadt weiterer Einzelhandel wünschenswert wäre – und wo nicht. Auch über die Größenordnung neuer Geschäfte kann sie Aussagen machen. Aber: Das Ganze muss nachvollziehbar und schlüssig begründet werden – gerade auch städtebaulich. Grundlage der nicht zuletzt rechtlich relevanten Argumentation soll das Einzelhandelskonzept sein, das das Büro für Stadt- und Regionalentwicklung von Dr. Donato Acocella aus Lörrach ausarbeitet. Dieses Konzept, das für die Stadt also steuernde Funktion hat, basiert auf einer städtebaulichen Stärke- und Schwächenanalyse Schriesheims, auf einer Untersuchung der Nahversorgungssituation und auf einer Befragung der Einzelhändler, die am kommenden Montag beginnt und etwa eine Woche dauern soll.

Acocellas Mitarbeiterin Sabine Menzel wird die Geschäfte aufsuchen und einen Fragebogen dabei haben, der eine aktuelle Bestandsaufnahme des Schriesheimer Einzelhandels ermöglichen soll. Gefragt wird nach den Sortimenten, der Herkunft der Kunden, der Größe der Verkaufsfläche, nach der Anzahl der Beschäftigten sowie nach Stärken und Schwächen Schriesheims. Zudem wird erhoben, ob der Einzelhändler sein Geschäft in eigenen Räumlichkeiten führt oder sie gemietet hat. Auch die Höhe der Miete wird erfragt. Heikel dürften für die Einzelhändler die Fragen nach künftigen Veränderungsabsichten des Geschäfts sowie nach dem Umsatz des letzten Jahres und der Umsatzentwicklung der drei Jahre zuvor sein. Umso wichtiger war es Dr. Donato Acocella, der die Arbeitsschritte zur Aufstellung des Gutachtens gestern Abend im Rathaus erläuterte, auf den datenschutzrechtlich wasserdichten Umgang mit allen Angaben zu verweisen.

Acocella warb um das Vertrauen der Geschäftsleute. Sie bräuchten nicht mehr als zehn bis 20 Minuten, um den Fragebogen auszufüllen. Sein Ziel sei es, im Einzelhandelskonzept darzustellen, was die Stadt zu ihrer eigenen Stärkung tun kann.

Auch Vorschläge zur Zukunft des OEG-Geländes werde er einbringen, so Acocella, nachdem CDU-Stadtrat Siegfried Schlüter auf das Gutachterverfahren zur Zukunft des Bahnhofsumfelds hingewiesen hatte. Acocella empfahl, das Einzelhandelskonzept abzuwarten, um es in dieses städtebauliche Gutachterverfahren einbringen zu können. Das solle jedoch bis zum Frühjahr fertig sein, unterstrich Bürgermeister Hansjörg Höfer.

Acocella will die Ergebnisse der Arbeit seines Büros Ende Oktober, Anfang November in den begleitenden Arbeitskreis einbringen, der sich jeweils aus zwei Vertretern des Schriesheimer Bundes der Selbstständigen, BdS, und der Arbeitsgemeinschaft Schriesheimer Einzelhändler ("agse") sowie aus je einem Vertreter der Gemeinderatsfraktionen zusammensetzt. Mit den Anregungen des Arbeitskreises werde sein Büro danach weiterarbeiten, so Acocella.

Er sagte, sein Büro werde auch räumliche Entwicklungsmöglichkeiten in Schriesheim prüfen. Empfehlungen bezüglich der Verkehrsführung in der Stadt seien ebenfalls möglich. Aufgrund seiner Erfahrung seien Einkauf und Bummel wichtigste Motivationen für den Besuch einer Innenstadt. Daher bedürfe es einer nach innen orientierten Entwicklung.

Doris Miech vom BdS äußerte bereits gestern Bedenken, dass das Einzelhandelskonzept "etwas bringt". Die Lage der Geschäftsleute bleibe schwierig. Für Uli Groß ("agse") klangen Acocellas Ausführungen zu sehr nach einem städtebaulichen Konzept. FDP-Stadtrat Marc Gnädinger vermisste eine Analyse der Kundenströme innerhalb der Stadt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung