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27.09.2007

Der Gemeinderat will die Mensa immer noch

Von Carsten Blaue

Der Gemeinderat steht zum Neubau der Mensa. Mit breiter Mehrheit sprach sich das Gremium gestern in seiner Sitzung im katholischen Gemeindesaal in Altenbach für das Projekt aus, das mit Kosten in Höhe von etwa 525 000 Euro kalkuliert wird. Die Stadt muss wohl rund 220 000 Euro davon tragen, die im Haushalt 2008 berücksichtigt werden sollen. Der Rest ist durch Zuschüsse gedeckt. Michael Mittelstädt und Anselm Löweneck (beide CDU) sowie die Freien Wähler Heinz Kimmel und Dieter Knopf stimmten gegen den Grundsatzbeschluss.

"Die Abstimmung macht keinen Sinn", sagte Löweneck. Der Stadtrat der Union machte eine ganz eigene Rechnung auf. Eigentlich seien es ja nur drei Schüler, die täglich im Mensa-Provisorium von Sema Aslan ein warmes Mittagessen zu sich nehmen würden. Für die Investitionskosten könne man die drei Kinder 300 Jahre lang verköstigen. Wenn im Bistro Schnitzelbrötchen, Pizza, Fanta und Schokoriegel verkauft würden, dann decke sich das erstens mit dem Angebot des Bäckers und Metzgers ums Eck und sei zweitens nicht die Kost, deren Verkauf man auch noch mit Steuergeldern fördern müsse. Kimmel sah die provisorische Mensa in Bezug auf das warme Essen als zu wenig frequentiert an. Das Geld könne man besser für weitere Sanierungen des Schulzentrums ausgeben.

Gisela Reinhard (Grüne Liste) meinte, man dürfe das Thema nicht zerreden. Schon aufgrund sozialer Aspekte müsse man damit positiv umgehen. Und über Löwenecks Beitrag sagte sie, dieser sei weder Vater, "noch Lehrer – zum Glück". Dr. Wolfgang Metzger (FW) sprang dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden später zur Seite. Es habe ihm weh getan, wie Reinhard Löweneck angegangen habe: "Das war unqualifiziert." Nachdem Bürgermeister Hansjörg Höfer zunächst die Notwendigkeit des Neubaus bekräftigt hatte (siehe auch RNZ vom 20. September), signalisierte CDU-Stadtrat Siegfried Schlüter, "dass wir dazu stehen".

Für ihn war es aber nicht nachvollziehbar, warum es einen Unterschied von 200 000 Euro ausmachen soll, wenn man den Speiseraum des Neubaus an einer Stelle nicht rund, sondern eckig plant. Höfer hatte erläutert, dass der ursprüngliche Entwurf seines Bauamts mit über 700 000 Euro zu Buche geschlagen hätte. Also habe man umgeplant und dafür die Hilfe von Architekt Norbert Morast in Anspruch genommen – worüber sich Schlüter ebenso wunderte: "Denn erst hat die Stadt gesagt: ’Das können wir selbst.’". Auch die Standortfrage war für den CDU-Stadtrat nicht ausdiskutiert. Höfer hatte die freie Fläche in Richtung Baugebiet "Fensenbäume" als idealen Platz genannt. "Warum hat man den Standort zwischen Realschule und Gymnasium nicht weiter verfolgt", wollte Schlüter wissen und bat die Verwaltung darum, bei der Vergabe der endgültigen Planung durch den Gemeinderat im Oktober alle Standortalternativen vorzulegen.

Hauptamtsleiter Edwin Schmitt antwortete, dass der Standort zwischen den Schulen zu "Belästigungen im Aula-Bereich" führen könne, etwa wenn dort Veranstaltungen seien. Außerdem habe es Bedenken in Bezug auf den Brandschutz gegeben. Schließlich könne man an dieser Stelle keine Hausanschlüsse mitbenutzen. Also habe die Stadt eine Standortalternative gesucht, die Teil des Zuschussantrags und -bescheids gewesen sei.

"Eigentlich können wir’s kurz machen bei diesen finanziellen Konditionen", kündigte Christian Wolf eine Zustimmung der Grünen Liste "ohne Wenn und Aber" an. Die provisorische Mensa platze aus allen Nähten, wenn auch das warme Essen etwas umständlich vorzubestellen sei. Dafür werde anderes gekauft, nannte er die Produkte, die Löweneck in seiner späteren Stellungnahme finanziell nicht gefördert sehen wollte. Für Wolf war die Standortfrage offen: "Darüber muss man noch reden".

Metzger machte deutlich, dass für die Mehrheit der Freien Wähler nur das Argument Ausschlag gebend gewesen sei, dass man sich langfristig die Möglichkeit für diese wichtige Investition nehme, wenn man sie jetzt ablehnen würde. Man sollte aber diejenigen nicht mitleidig belächeln, die dagegen sind, führte Metzger negative Entwicklungen in Sachen Mensa aus Schwetzingen vor Augen. Hier seien die Kosten für das Essen und für den Bau explodiert. Das Schriesheimer Mensa-Provisorium boome mit Fastfood, kritisierte Metzger: "Die Kinder sollten aber eine gesunde Ernährung bekommen."

Schriesheim werde eine professionelle Mensa erhalten und damit bildungs- und schulpolitisch die "Pole Position" einnehmen, wurde Sebastian Cuny (SPD) motorsportlich. Der erste Startplatz sei also sicher, zumal der Neubau eine Mensa für alle Schulen des Schulzentrums werde: "Wir erhalten hier einen sozialen Mittelpunkt. Über den Standort können wir gerne später beraten." FDP-Einzelstadtrat Marc Gnädinger sagte, die Standortfrage werde entscheidend sein. Er erneuerte gerne seine Zustimmung, "mich würde aber auch die Meinung des Jugendgemeinderats interessieren."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung