Schriesheim im Bild 2023

08.10.2007

„Jeder will eine tanzende Trommel sein"

(kaz) Zululand im Zehntkeller: Das gab’s noch nie. Es ist laut, fröhlich und bunt, als die junge Tanzgruppe aus dem südafrikanischen Distrikt der Provinz Kwazulu-Natal dort gastiert: afrikanisches Lebensgefühl im Kellergewölbe. Die "Original Zulu-Dancers" sind seit Ende September auf Einladung der an der Musik- und Singschule Heidelberg agierenden Afrika-Chöre Mokonsané und Mokoni in der Region.

Den Abend im Zehntkeller moderiert Annette Lennartz. Die Journalistin lebte einige Jahre in Südafrika, wo ihr Mann als ARD-Korrespondent tätig war. Zurück in der Heimat leitete sie den von Eva Buckman gegründeten Afrika-Chor Mokosané. Insgesamt haben die Chöre um die 140 Mitglieder. Bei einer Südafrika-Reise vor zwei Jahren kam der Kontakt zu den Zulu-Tänzern zustande. Die Gruppe besteht aus 26 Schülern im Alter von zehn bis 18 Jahren, die in Ratanda wohnen. Nur acht konnten sich den Flug nach Deutschland leisten. Viel mehr hätte die Bühne im Zehntkeller wohl auch nicht ausgehalten. Afrikanischer Tanz ist einfach zu energiegeladen.

Das Bein in Augenhöhe führen und kräftig mit dem Fuß aufstampfen: Das ist wesentliches Element des "Umzany". Der "Tanz des Widerstands" gegen die britische Kolonialmacht entstand vor etwa 150 Jahren und ist laut Lennartz der beliebteste Tanz Afrikas überhaupt. So ein Tanz könne bei afrikanischen Festen die ganze Nacht andauern. Dabei geht es darum, wer am gelenkigsten ist und auch beim Fallenlassen auf den Boden die beste Figur abgibt: "Jeder will eine tanzende Trommel sein," erklärt Lennartz.

Über den Hochzeitstanz "Izingili" weiß sie, dass er "schon fast etwas Heiliges" habe und es auch bei der Kleidung aufs Detail ankomme. Demnach muss der Lendenschutz der Männer vom Springbock stammen. "Wir lieben unsere Kultur und unsere Traditionen, sind eigentlich immer gut drauf und mögen uns untereinander sehr" – diese Botschaft der "Zulu-Dancers" übermittelt Lennartz ebenfalls.

Die jungen Leute haben es wirklich nicht einfach. In ihrem Distrikt beträgt die Arbeitslosenquote 75 Prozent. Auch Themba, der 25-jährige Leiter der Tanzgruppe, ist schon seit einigen Jahren arbeitslos. Das tägliche Training über mehrere Stunden, das er leitet, ist so etwas wie ehrenamtliche Sozialarbeit. Von der Gage bei den Auftritten an den Wochenenden kann niemand leben. Und doch hat Themba, dessen Name übersetzt "Hoffnung" bedeutet, das Ziel vor Augen, mit seiner Gruppe noch richtig Karriere zu machen. Diese trat in Südafrika übrigens auch schon bei vielen Veranstaltungen zum Thema "Aids" auf. Von der Krankheit handelt auch eines der Lieder, die an dem Abend zu hören sind. Auch die Heidelberger Afrika-Chöre mischen im Programm mit. Sie sind inzwischen durch den von ihnen gegründeten Verein "Voices for Africa" für den schwarzen Kontinent tätig und kooperieren mit dem in Ladenburg ansässigen Verein "Freunde Ugandas". Irgendwie geht alles Hand in Hand. Auch beim Chor Mokosané. Während Eva Buckman dirigiert, spielt ihr Mann Gitarre oder schlägt die Trommel. Klar, dass der Chor und die "Zulus" im Zehntkeller eine Zugabe geben.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung