Schriesheim im Bild 2023

30.10.2007

„Warum wird privaten Einzelhändlern der Hahn zugedreht?"

Von Carsten Blaue

"Als wahrscheinlich am stärksten betroffener Lebensmitteleinzelhändler vor Ort, sehe ich mich gezwungen, mich an die Öffentlichkeit zu wenden", sagt Dieter Zipser. Schriesheims Edeka-Einzelhändler aus der Bismarckstraße reagiert auf die Ankündigung von Aldi, sich im Gschwander-Gelände niederlassen zu wollen und dafür den Markt im Gewerbegebiet aufzugeben. Der Discounter hatte den Kauf des Areals bestätigt (siehe RNZ vom 20. Oktober). Zudem war davon die Rede, dass auch die Rewe die Absicht habe, ihren Markt aus dem Gewerbegebiet auf das Gelände des heutigen Holzfachhandels zu verlegen. Aldi will sich am neuen Standort zudem etwas vergrößern. Die ganze Entwicklung könne "für den innerörtlichen Einzelhandel nicht wertvoll sein", meint Zipser in einer Presseerklärung.

Keinesfalls habe er untätig der Entwicklung des Gschwander-Areals zugesehen, so der Einzelhändler. Vielmehr habe er sich "frühzeitig zusammen mit der Edeka um eine mögliche, zukunftsweisende Nutzung bemüht". Seinerzeit war Peter Riehl noch als Bürgermeister im Amt. Dieser habe die Vorschläge abgelehnt: "Vertreter der Edeka haben zusammen mit mir bereits im Jahr 2005 im Rathaus vorgesprochen, um uns über die Nutzung des Geländes zu informieren und ein Konzept vorzustellen, das die Nahversorgung mit einem modernen Stadtrandgroßmarkt verbindet", so Zipser: "Uns wurde jedoch eine klare Absage erteilt mit der Begründung, dass auf dem betroffenen Gelände einem Lebensmittelmarkt größeren Umfanges keine Genehmigung erteilt würde", schreibt Zipser.

"Wie man hört", würden Aldi und Rewe jedoch die Zusage erhalten, ihre "schon damals gegen den Willen des Gemeinderates erbauten Großmärkte", so Zipser wörtlich, "näher an den Stadtkern heranzubringen und zu vergrößern – ohne jedoch in irgendeiner Weise zu berücksichtigen, wie die zukünftige Nahversorgung der Bevölkerung aussehen soll".

In Dossenheim seien unlängst "ähnliche, für uns nicht nachzuvollziehende Argumentationsweisen geführt worden, die letztendlich das Projekt ’Kaufland’ zuließen", so Zipser. Die innerstädtische Grundversorgung im Lebensmittelbereich scheint für ihn akut gefährdet zu sein: "Warum wird großen Filialbetrieben ohne Nahversorgungskonzept der Vortritt gelassen und privaten Einzelhändlern der Hahn zugedreht?", fragt sich Zipser abschließend.

Bürgermeister Hansjörg Höfer bekräftigte gestern auf RNZ-Anfrage, dass er sich einem Umzug der Märkte nicht verschließen werde: "Warum sollten wir einer Standortverlagerung im Wege stehen?". Er wolle nur keinen neuen Markt in Schriesheim sehen, so der Bürgermeister. Wie die frei werdenden Flächen im Gewerbegebiet genutzt werden sollen und wie nicht, werde das Einzelhandelsgutachten zeigen, sagte Höfer.

Die Studie werde gesicherte Daten und Handlungsempfehlungen für die künftige Einzelhandesentwicklung liefern. Darüber hinaus wies Höfer darauf hin, dass sich der Bauausschuss zu gegebener Zeit mit dem Umzug der Märkte beschäftigen werde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung