Schriesheim im Bild 2023

05.11.2007

Die „Rattles" zu Gast bei Freunden

Von Karin Katzenberger-Ruf

In den 60ern waren sie die Stars im legendären "Starclub" in Hamburg und traten auch schon mal als Vorgruppe der "Beatles" auf. Die gibt’s nicht mehr. Die "Rattles" aus dem hohen Norden schon. Jetzt begeisterten sie wieder in der "Rock-’n’-Riesling-Night" der Winzergenossenschaft (WG).

Im Zehntkeller ging der Veranstaltungsklassiker am Samstag zum 20. Mal über die Bühne. Die "Rattles", die vor zwei Jahren ihren ersten Auftritt im Gewölbe hatten, kamen auch zu diesem Jubiläum gerne wieder – seinerzeit feierte die WG ja ihr 75-jähriges Bestehen.

Seitdem gibt es freundschaftliche Kontakte zwischen der Band und Schriesheims Winzern. Insbesondere zu Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Amann und seiner "T-Band", die an dem Abend fürs "Einheizen" zuständig war. "Ich bin tropfnass, aber so muss es sein", sagte Amann nach dem Auftritt und ging mal kurz "backstage". Nicht ahnend, dass er bald wieder ins Schwitzen kommen würde. Irgendwer hatte wohl ein Kabel gezogen. Oder es gab einen technischen Defekt, der nicht so schnell zu orten war. "Das ist ärgerlich, aber live", sagte Amann. Nach einem gut halbstündigen Soundcheck konnten die "Rattles" endlich loslegen. Die "Rattles", das ist zunächst mal Herbert Hildebrandt, Mitbegründer der Band und Komponist. Die erste Goldene Schallplatte bekam er 1970 für "Mademoiselle Ninette". Der Titel verkaufte sich 1,5 Millionen Mal. Die zweite "Goldene" folgte schon ein Jahr später für "The Whitch", und Hildebrandt wurde überdies zum erfolgreichsten Komponisten Deutschlands gekürt.

Schon 1963 stieg Schlagzeuger Dicky Tarrach bei den Rattles ein, 1967 wieder aus und nahm nach vielen anderen Aktivitäten in der Musik-Szene 1986 wieder Kontakt zur Band auf. Eggert Johansen gehört als Sänger und Rhythmus-Gitarrist seit 1994 zur Band. Manche kennen ihn vielleicht noch als Leadsänger der Gruppe "Pegasus" oder als Solointerpret mit dem Künstlernamen Martin Storm. Ein ausgefülltes Musikerleben hatte auch Manne Kraski schon hinter sich, als er 1990 zu den Rattles kam.

Ausverkauft war diese "Rock-’n’-Riesling-Night" übrigens nicht. Was Herbert Hildebrandt gar nicht so schlecht fand. Beim letzten Konzert wurde es im Kellergewölbe seiner Schilderung nach nämlich so warm, dass er mehrfach das T-Shirt wechseln musste. Neben Titeln aus der neuen "Rattles"-CD bekam das Publikum (darunter auch viele "junge Gesichter", wie der Band-Leader feststellte) erstmal alte Hits wie "Fly" oder "Baby" zu hören. Oder den "Beatles"-Klassiker "Twist and shout".

Unter den Gästen waren auch Mitglieder der Fanclubs Hamburg, Hannover, Stuttgart und Aalen. Als "Hamburger Jung" ist Matthias Tretau, Jahrgang 1965, dabei. Er ist auch Fan des FC St. Pauli, der tags zuvor gegen Hoffenheim spielte. Da hatte er noch Carsten Rothenbach angefeuert, ein "Schriesheimer Bub" in den Reihen der Hamburger Zweitliga-Fußballer.

Die "Rattles" kennt Matthias noch aus seiner Kindheit: "Meine Mutter hat ständig deren Platten aufgelegt", sagte er. In Schriesheim und überhaupt an der Bergstraße gefalle es ihm gut. Nur bedauerte er, dass im Zehntkeller nicht auch Bier ausgeschenkt wird und ließ den unglaublichen Spruch los: "Das Schönste am Wein ist das Bierchen danach." Und sowas im Zehntkeller! Zum Glück ist Hamburg weit.

Wer zu den Liedern der "Rattles" ausgelassen tanzte (und das waren beim "Disco-Fox" nicht wenige) "outete" damit sein wahres Alter. Dennoch flirteten die Älteren im Halbdunkel wie die Teenager. Besonders bei den Schmuse-Songs.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung