Schriesheim im Bild 2023

19.11.2007

Hinschauen, einmischen und handeln" lautet die Devise

Hinschauen, einmischen und handeln" lautet die Devise

Von Stephanie Kuntermann

"Erinnern ist Sichtbarmachen", erklärte VdK-Vorsitzender Karl-Heinz Grüber bei der Feier zum Volkstrauertag. Zahlreiche Schriesheimer hatten trotz unfreundlicher Temperaturen den Weg zur Kriegsopfergedenkstätte gefunden. Neben Freiwilliger Feuerwehr und Jugendfeuerwehr waren auch etliche Stadträte und Vertreter von Vereinen und politischen Ortsvereinen anwesend. Musikalisch eröffnet und auch beendet wurde die Veranstaltung vom Posaunenchor.

Als Ermahnung gegen Krieg und Unfreiheit und zum Erinnern an die Verluste der Hinterbliebenen habe der Tag nichts von seiner Bedeutung verloren, führte Grüber weiter aus. Die Menschen müssten sich neuer Bedrohungen durch Terrorismus, mafiöse Kriminalität und die internationale Verbreitung von Massenvernichtungswaffen bewusst werden.

Er brach eine Lanze für die Auslandseinsätze der Bundeswehr und forderte zum Dialog der Kulturen und Religionen auf. "Hinschauen, einmischen, handeln" sollten die Menschen, da auch bei uns Gewalt gegenwärtig sei. Die Aufgabe der jüngeren Generationen sei es, die Erinnerung an Gewalt und Krieg wachzuhalten.

Dazu passte der fiktive Dialog zwischen verstorbenen jungen Kriegsopfern und Jugendlichen aus der Gegenwart. Ausgeführt wurde er von Schülern der Kurpfalz-Grund- und Hauptschule. Jasmin Schneider, Selina Reiser, Julia Theilinger, Marlen Holdernig, Nicolai Mohr und Schülersprecherin Mariam Khalil setzten ihre Aussage eindrucksvoll in Szene: "Euer Tod soll uns Mahnung sein."

Stimmig waren auch die Motette von Matthias Claudius und das Gotthilf-Fischer-Stück "Frieden". die der Männergesangverein "Liederkranz" vortrugen.

"Es ist schön, in Frieden zu sterben, es ist schöner, in Frieden zu leben", so der katholische Diakon Alfred Müller. Die Erinnerung an die Geschichte sei nicht nur Mahnung, sondern auch Herausforderung. "Menschen brauchen Feiertage", sollten diese aber nicht daheim auf dem Sofa vertun, ohne zu wissen, warum der Feiertag stattfinde. Für den Frieden "im Kleinen" könne jeder etwas tun, da jeder die Verantwortung für die Welt mittrage. In Familie, Ehe und Vereinen sei der einzelne nicht machtlos und könne eingreifen. Auch Vergnügungen müssten dann eben einmal zurückgestellt werden. "Spaß ist nicht alles." Wichtig seien Achtung, Verantwortung und Hilfsbereitschaft.

In seiner Ansprache erinnerte Bürgermeister Hansjörg Höfer an die Gedenkfeier des letzten Jahres, als die Enthüllung der Gedenktafeln Interesse über die Grenzen der Weinstadt hinaus ausgelöst hatte: "Der Platz in der Mitte der Stadt strahlt nun eine gewisse Würde aus." Gleichzeitig rief er zum Spenden für das Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs auf. Die Namen auf den Tafeln seien nicht mehr gut lesbar. Auch im benachbarten Kindergarten hatten Kriege ihre Spuren hinterlassen: "Die Kinder wurden zum Krieg verführt und mussten mit Holzgewehren auf den Gruppenfotos posieren."

Hinter dem Leid der Opfer stehe auch das Leid der Angehörigen, der Mütter, Frauen und Kinder. So sei es wichtig, Brücken zu bauen zwischen Staaten, Generationen und Menschen mit und ohne Behinderungen.

Er dankte Vereinen wie dem Partnerschaftsverein, Schulen, Kirchen und Organisationen für die Integration von Behinderten.

Mit der Kranzniederlegung am Denkmal und dem Uhland-Lied "Ich hatt’ einen Kameraden" endete die Veranstaltung.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung