Schriesheim im Bild 2023

25.02.2008

„Marie Luise hat den Schalk im Nacken"

„Marie Luise hat den Schalk im Nacken"

Von Carsten Blaue

Muntere Runde mit künftigen und amtierenden Weinhoheiten: WG-Vorstandschef Friedrich Ewald, Katharina Rufer, Sandra Gutfleisch, Weinkönigin in spe und jetzige Weinprinzessin Marie Luise, Weinkönigin Målin, Lena Bühler und Bürgermeister Hansjörg Höfer. Fotos: Peter Dorn

Schriesheim. Es war ein Abend der großen Emotionen am Freitag im Zehntkeller. Weinkönigin Målin hielt bei der offiziellen Vorstellung der künftigen Weinhoheiten ihre erste Abschiedsrede. Ihre Amtszeit neigt sich nun langsam dem Ende zu, und Weinprinzessin Marie Luise Fleck wird am 29. Februar im Festzelt den Platz in der Mitte der Schriesheimer Weinhoheiten einnehmen. Ihr werden Katharina Rufer und Lena Bühler als neue Weinprinzessinnen zur Seite stehen: "Drei hübsche, intelligente, junge Damen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Schriesheimer Winzergenossenschaft (WG), Friedrich Ewald mit einem stolzen Strahlen.

Überhaupt hatte die WG dieses Jahr wieder ein Luxusproblem. Marie Luise hatte ihren Wunsch und die Bereitschaft signalisiert, Weinkönigin zu werden, und für das Amt der Weinprinzessin gab es wieder mehr Bewerberinnen als Kronen. Zudem kommt mit Lena Bühler wieder eine Weinhoheit aus Leutershausen (genauer gesagt: aus dem Schwanenstein, was WG-Aufsichtsratsmitglied Lore Jost quasi als Nachbarin besonders freute). Und Katharina Rufer entstammt sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits langen Weinbautraditionen. Auch Bürgermeister Hansjörg Höfer freute sich auf "ein schönes Jahr" mit den künftigen Weinhoheiten, hatte aber nach Målins Abschiedsrede erstmal Gänsehaut: "Das war für uns alle ergreifend. Ihr habt das Amt aus dem Bauch heraus gelebt." Neben Weinprinzessin Sandra Gutfleisch habe er ob ihrer Größe immer aufrecht gestanden, scherzte Höfer. Marie Luise habe stets den "Schalk im Nacken" gehabt, fuhr Höfer fort, der Målin wünschte, dass sie ihren Weg so weitergehen möge.

Noch bis Freitag wird sie Schriesheims Weinkönigin sein: "Die Kronen werden wir abgeben, aber die Erinnerungen bleiben ewig", sagte Målin in ihrem zum Schluss doch noch tränenreichen Resümee ihres Amtsjahres, dem auch Hirschbergs "Ehrenbürgermeister" Werner Oeldorf aufmerksam lauschte. Målin fand persönliche Worte des Dankes, zum Beispiel für Ewald (den "ultimativen Modeberater der Weinhoheiten"), für WG-Geschäftsführer Harald Weiss (den "perfekten Bodyguard, Chauffeur und Rocker") oder für Höfer ("unseren Cowboy"). Und natürlich stand der Dank an die Eltern an erster Stelle. Für alle gab es individuelle Präsente.

Für ihre Prinzessinnen (ihre "Mädels") hatte die scheidende Weinkönigin Fotoalben kreiert. Mit jedem Bild habe sie nochmal die einzelnen Termine durchlebt und dabei viel gelacht. Durch Sandra und Marie Luise sei es für sie "so ein tolles Jahr geworden". Unkompliziert, spontan, fröhlich und unbeschwert seien ihre Prinzessinnen gewesen, so Målin: "Ihr wart die besten Prinzessinnen, die ich hätte haben können".

Auch für sie sei es ein unvergessliches Jahr gewesen, so Sandra und Marie Luise. Und zwar ein Jahr "mit der wahrscheinlich verrücktesten Weinkönigin, die Schriesheim je hatte", so ihre Nachfolgerin Marie Luise. Målin habe ihr Ziel erreicht und im Amt Akzente gesetzt. Die künftige Weinkönigin erinnerte an Målins heisere Rede während der Mittelstandskundgebung, die Festredner Peter Hauk als die "erotischste Rede" bezeichnet hatte, die er je gehört habe. Überhaupt war der Minister für Ernährung und ländlichen Raum "unser besonderer Freund", wie Sandra lächelnd feststellte.

Ja, für zwei der drei Weinhoheiten geht nun eine ereignisreiche Amtszeit zu Ende. Vielleicht machten die Weine der Schriesheimer Winzer am Freitag im Zehntkeller den langen Abschied etwas erträglicher. Wilhelm Müller schenkte einen "schlanken" 2006er Schwarzriesling Kabinett ein, Peter Jäck seinen "Exoten", die im Barrique gereifte 2006er Cabernet Dorio Auslese. Christiane Majer goss aus jenem Jahr einen Weißherbst Kabinett in die Gläser, den wahren "Mathaisemarktwein".

Ein "wunderbarer Begleiter" ist der 2006er Riesling Kabinett trocken, den Gerhard Teutsch zum Probieren gab. Georg Bielig wollte nicht länger dabei zusehen, dass der Silvaner nur noch besungen und besprochen, aber nicht mehr getrunken wird. Ein Versäumnis, wie seine trockene Spätlese des jüngsten Jahrgangs auch in den Gläsern der Familien der Weinhoheiten, der Ehrenbürger, der Mathaisemarkt-Macher sowie vieler Stadträte bewies. Die Grauburgunder-Spätlese der Winzergenossenschaft und die Riesling Spätlese von Karl-Heinz Wehweck (beide von 2006) rundeten den Reigen der Weine ab.

In ihrem Weinspruch zum Abschluss ihrer ersten Rede als künftige Weinkönigin erinnerte Marie Luise jedoch nicht nur an den Wein, sondern auch an ein weiteres Traditionsprodukt der Landwirtschaft an der Bergstraße, dessen Lobby nicht mehr die beste ist: den Tabak. Das war daher mutig, aber richtig.

Noch ist Marie Luise Weinprinzessin und freute sich über die "unvergessliche Zeit" bereits in diesem Amt. Als sie im Jahr 2003 in die Pfalz gezogen sei, da habe sie sich eigentlich schon damit abgefunden gehabt, "nie Weinkönigin zu werden", sagte Marie Luise, die vor zwei Jahren zurück nach Schriesheim kam. Auch eine Hoheit darf sich eben mal irren.

Natürlich klang der offizielle Teil des Abends mit dem "Schriesheimer Lied" aus. Doch zuvor gab es noch ein Geburtstagsständchen – und zwar für Ilse Krämer, die Frau von WG-Aufsichtsratschef Winfried Krämer.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung