Schriesheim im Bild 2023

04.04.2008

„Innenstadt verdient eine anständige Tür"

Schriesheim. (ans) Zwar waren die Zahlen durchaus positiv, die Dr. Donato Acocella gestern dem Gemeinderat präsentierte. Doch er zeigte auch mit dem von ihm und zwei Mitarbeitern erstellten Einzelhandelskonzept, wo er noch Verbesserungsmöglichkeiten sieht.

Für ihn ganz wichtig: die Stadteingänge. "Die Innenstadt verdient eine anständige Tür", erklärte er. Wie die aussehen könnte, zeigte er mit einem Entwurf für das Festplatzgelände, auf dem ein Gebäude zu sehen war. Einen "Frequenzbringer" könnte er sich dort vorstellen wie beispielsweise einen Lebensmittelhandel. Der war auch zu einem Thema der Einwohner-Fragestunde geworden. Denn da meldete sich Dieter Zipser, Betreiber des Edeka-Marktes in der Bismarckstraße, zu Wort. Er wollte von Bürgermeister Hansjörg Höfer wissen, ob nicht auch Edeka, anstatt Rewe, mit Aldi gemeinsam auf das Gschwander-Gelände umziehen könnte. Wobei der Markt in der Bismarckstraße erhalten bleiben sollte. Denn er befürchtete, dass durch den Umzug von Rewe und Aldi die Zukunft des Edeka-Marktes in der Bismarckstraße gefährdet werden könnte.

Höfer sagte dazu, dass der Eigentümer des Geländes aber Aldi sei. "Daher ist das keine Sache der Stadt, sondern die von Aldi." Auch Acocella ging später auf diese Thematik ein und sagte: "Durch die Verlagerung verbessert sich die Nahversorgung."

In Bezug auf die Geschäfte in der Innenstadt erläuterte er, dass die Kommune mit Blick auf den Genussmittelbereich eine gute Position habe, in Sachen Drogerie diese aber schwach sei. Positiv bewertete Acocella, dass drei Viertel des Umsatzes aus der Stadt selbst kommen würde. Dies vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und steigenden Mobilitätskosten. Bei einer Verkaufsfläche von insgesamt rund 17400 Quadratmetern ermittelte er durch die Befragung der Einzelhändler einen Umsatz von 63, 5 Millionen Euro, wobei jedoch nicht alle Selbstständigen ihren Umsatz angaben. Acocella betonte, wie wichtig es sei, die Innenstadt zu schützen. Und erläuterte, wie der Gemeinderat durch Bebauungspläne festlegen kann, wo sich ein neues Geschäft ansiedeln kann oder nicht. Da es in Bezug auf die Flächen jedoch relativ wenig Entwicklungsspielraum gebe, mahnte er: "Die Stadt muss bei Ansiedlungsentscheidungen vorsichtig sein."

Acocella hatte auch schon eine "Schriesheimer Liste" vorbereitet, in der zentrenrelevante und nichtzentrenrelevante Waren aufgeführt werden, um festzuhalten, wo man solche anbieten sollte und wo nicht. Auch weitere Vorschläge brachte er ein. So kritisierte er die Enge der Tal- und der Heidelberger Straße. "Eine Neuordnung des Straßenraums" und eine "Verbreiterung der Fußwege" schlug Acocella vor. Durchgängiges Pflaster und schön gestaltete gastronomische Außenbereiche waren weitere Punkte. Hinterhöfe seien kleine Bereiche, "die man in die Stadt holen kann".

Er machte auch deutlich, dass Hauseigentümer, in deren Gebäude sich ein Miete zahlender Betrieb befindet – in der Innenstadt seien es fast drei Viertel der Geschäfte – große Verantwortung trügen. Später ging Acocella auch noch auf das OEG-Gelände ein. Nur schade, dass er die drei "Szenarien" einer möglichen Gestaltung dann derart schnell behandelte, dass es schwer möglich war, seiner Präsentation zu folgen.

Gisela Reinhard (Grüne Liste) erkundigte sich, warum die Friedrichstraße nicht in den Bereich der (Einzelhandels-)Innenstadt aufgenommen wurde. Und Anselm Löweneck (CDU) vermisste die Hübsche Mühle auf der Karte. Dr. Herbert Kraus (Freie Wähler) kritisierte den Vorschlag Acocellas, die Talstraße vom Rathaus bis zur B 3 runter komplett zu bebauen. Dieser entgegnete, dass es ja auch nur ein Gebäude sein könnte, "das der Stadt gut tut".




Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung