Schriesheim im Bild 2023

19.04.2008

Die Gläubigen überwanden alle Hürden

Von Silvia Rothenburger

Schriesheim-Altenbach. Am Sonntag beim Festgottesdienst in Altenbach geht es ökumenisch zu. Die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde Altenbach erinnern gemeinsam an den Bau und die Einweihung ihrer Kirchen im Jahr 1898, also vor 110 Jahren.

Das ist zwar kein rundes Jubiläum. "Aber wir wollen ein Zeichen für die Ökumene setzen", so Diakon Reinhard Losch von der Evangelischen Kirchengemeinde Altenbach, der mit dem Vorsitzenden des katholischen Kirchengemeinderates, Michael Weiner, organisatorisch zu Werke ging. Die meisten Gläubigen in Altenbach erinnern sich noch an die 100-Jahr-Feier. Viele blätterten intensiv in den Kirchenbüchern, um die Wurzeln ihres Kirchenbaus und der Grundsteinlegung auszugraben. Denn bevor es in Altenbach zwei Kirchen gab, mussten die Gläubigen beider Konfessionen in Heiligkreuzsteinach die Gottesdienste besuchen.

Viele machten sich mangels fahrbaren Untersatzes zu Fuß auf den Weg. Noch heute gibt es in Altenbach den "Kirchenweg", diese "Direttissima" führt von Altenbach direkt hoch zur Kreuzung Lampenhain/Vorderheubach und von dort hinunter nach Heiligkreuzsteinach. Eigene Kirchen in Altenbach: Dieses Ziel verfolgten beide Konfessionen alsbald mit Elan.

Bürokratische Hürden waren zu überwinden und Eigenmittel nachzuweisen. Ein Kraftakt war das für die Gläubigen. Doch sie erreichten ihr Ziel. Im Juni 1896 trafen sich mehrere Hundert Personen aus nah und fern, um die feierliche Grundsteinlegung vorzunehmen. Zwei Jahre später, am 15. Mai 1898, konnte die evangelische Kirche eingeweiht werden und am 9. Oktober des gleichen Jahres auch die katholische.

Beide waren im neugotischen Stil erbaut worden. Bereits ein Jahr zuvor, 1897, wurde der evangelische Kirchenchor gegründet, der katholische Kirchenchor konstituierte sich 1927. Die katholische Kirche wurde noch bis 1921 von Heiligkreuzsteinach aus mitbetreut, dann mit Unterbrechung von Schriesheimer Geistlichen. Im Jahr 1973 wurde sie Filialgemeinde von Schriesheim. Inzwischen gehört sie mit der Kernstadt und Dossenheim zu einer Seelsorgeeinheit. Die evangelische Kirche war bis 1995 Filialgemeinde von Wilhelmsfeld, erst in diesem Jahr kam sie zu Schriesheim und erhielt einen Gemeindediakon, nämlich Reinhard Losch, dem der Landesbischof Verkündigungsvollmacht und Sakramentsverwaltung verlieh und der Kirchengemeinde eine gewisse Eigenständigkeit.

Nach den beiden Weltkriegen begann im Jahr 1948 mit dem 50-jährigen Jubiläum der evangelischen Kirche der Neuanfang. Auch die katholische Kirche feierte ihr 50-jähriges Bestehen mit einer festlichen Messe und vielen Chören aus der Umgebung. Die Flüchtlinge katholischen Glaubens ließen die Kirchengemeinde wachsen. Bauliche Veränderungen wurden nötig. Ostern 1961 fand der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt.

Die Katholiken zogen zum Gottesdienst provisorisch in den "Adler". Im April 1963 wurde die vergrößerte Kirche eingeweiht. Buntsandsteine der alten Kirche fanden als Erinnerung im Beton der modernen Kirche ihren Platz. Darunter schufen sich die katholischen Christen einen großen Pfarrsaal, der bis heute ein geräumiger und wichtiger Treffpunkt ist.

Auch die evangelische Seite dachte an Umbau und Erweiterung, zumal auch der Dachreiter mit den Glocken baufällig war. Sie baute einen neuen Turm und einen Vorbau mit Versammlungsraum. Als die Stadt Schriesheim das alte Altenbacher Rathaus abriss, war der Platz für den Bau des Evangelischen Gemeindehauses frei, das im Jahr 1993 eingeweiht wurde. Vor elf Jahren folgte die Renovierung der Kirche.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung