Schriesheim im Bild 2023

22.04.2008

„Wertverlust" der Immobilien befürchtet

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Der geplante Bau des Branichtunnels wirft im Neubaugebiet "Nord" viele Fragen auf. Das zeigte sich beim Ortstermin mit Mitgliedern der SPD-Gemeinderatsfraktion am Samstagnachmittag. Trotz regnerischen Wetters kamen etwa 40 Anwohner zum Treffpunkt Leimengrubweg/Uzèsring. Von diesem Standort aus wird klar: Die angrenzenden Felder und Berge sorgten bisher für eine bevorzugte Wohnlage. Nun befürchten die Zugezogenen allerdings einen erheblichen Wertverlust ihrer Immobilien.

Dies durch die Lärmschutzwand in unmittelbarer Nachbarschaft, die durch die Zufahrtsstraße zum westlichen Tunnelportal nötig wird. Also lautet die Forderung: Wenn eine Wand gebaut wird, soll es eine einigermaßen ansehnliche sein und nicht die billigste Variante. "Niemand hat Interesse daran, Ihnen irgendetwas hinzustellen", versicherte SPD-Fraktionssprecher Hans-Jürgen Krieger. Seinen Worten nach war Bürgermeister Hansjörg Höfer "vielleicht etwas unvorsichtig", als er kürzlich von Kosten um die 500000 Euro sprach, ohne über ein Angebot zu verfügen.

Laut Krieger kann es nach abgeschlossenem Planfeststellungsverfahren nicht darum gehen, den Tunnel zu verhindern ("Wir sind ja froh, dass er kommt"), sondern muss an der sozialverträglichen Umsetzung der Baupläne gearbeitet werden. Also bat er um entsprechende Anregungen.

Das Neubaugebiet werde in den nächsten Jahren "von der Baustelle geprägt" sein, so ein Anwohner. In der Nachbarschaft würden Steinbrecher, Betonmischer und wahrscheinlich auch ein Containerdorf für die Arbeiter aufgestellt. Da möge man sich doch wenigstens für möglichst leisen Steinbrecher entscheiden, so sein eher bescheidener Wunsch: Allerdings: Der Tunnelbau ist Landessache. "Ich komme mir vor, als hätte ich die Schriesheimer T-Aktie gekauft", so Eugen Serrallach. Er geht davon aus, dass der Tunnelbau die Idylle zerstört, die ihn in die Stadt an der Bergstraße lockte. Außerdem geht er davon aus, dass sein Domizil, für das er eine halbe Million Euro bezahlte, schon jetzt zehn Prozent weniger wert ist. "Im Bauplan war kein Tunnel eingezeichnet, nur im Text stand was davon", so seine Beschwerde. Seiner Rechnung nach wurden in das Neubaugebiet rund 100 Millionen Euro investiert. Also müsse sich die Stadt den "Werterhalt" etwas kosten lassen.

Eine Anwohnerin erkundigte sich mehrfach nach dem "Mitspracherecht" bezüglich der Lärmschutzwand. Trotz Anhörungen wird letztlich der Gemeinderat entscheiden. "Können wird davon ausgehen, dass die Stadt nicht das Billigste nimmt?", wollte sie von Hans-Jürgen Krieger wissen. "Davon können Sie ausgehen", sagte Krieger und erklärte, dass der Entscheidung für die "günstigste" Variante eine Kosten-Nutzen-Rechnung vorausgehen werde. Noch stehe man ja ganz am Anfang und werde die Anwohner weiterhin einbeziehen. "Reden Sie mit den Parteien und Fraktionen", so Kriegers Aufforderung. Außerdem bekräftigte er, dass die Überdeckelung der Trasse kein Thema mehr sei. Das Wichtigste sei nun "ein Gespür für die Möglichkeiten" zu bekommen.

In Sachen "Lärmschutzwand" werde die SPD in den nächsten Tagen ein Schreiben an den Bürgermeister verfassen und auf die Anliegen der Anwohner eingehen. Es gab auch noch andere Anregungen. Ein Anwohner befürchtete schon jetzt, Tempolimit 70 im Tunnel werde nicht eingehalten. Deshalb sein Vorschlag: Die Grenze nach unten korrigieren und einen festen "Blitzer" installieren.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung