Schriesheim im Bild 2023

08.05.2008

Der Vandalismus macht Weiss Sorgen

Der Vandalismus macht Weiss Sorgen

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Der Theorie folgte die Praxis: Bei der Weinberg-Begehung der Winzergenossenschaft ging es jetzt um die "Jungfeldpflege" und die "Stammerziehung" von Reben. Was man dabei falsch oder lieber richtig machen kann, erfuhren die Winzer schon bei einer Veranstaltung Anfang März. Aber wie gesagt nur theoretisch. Zum "Anschauungsunterricht" in den neuen Weinbergterrassen der Rebflurbereinigung kamen Dr. Reinhard Vogel, Weinbauberater beim Regierungspräsidium Karlsruhe, und Tim Ochßner, der ansonsten schwerpunktmäßig die Winzer im Kraichgau betreut.

"Wir wollen keinen Vortrag halten, sondern Fragen beantworten", hieß es zum Auftakt der Begehung. Als Geschäftsführer der Winzergenossenschaft hätte sich Harald Weiss mehr Beteiligung gewünscht und hofft, dass die nächsten Informationsveranstaltungen auf mehr Interesse stoßen.

Sorgen bereitet ihm indessen der Vandalismus im flurbereinigten Teil des Kuhbergs. Aus einer mühsam in Handarbeit aufgebauten Trockenmauer wurden beispielsweise Steine gestohlen. Jetzt steht dort ein Schild, das die strafrechtliche Verfolgung des Vandalismus’ androht. Unterzeichnet hat es Frank Holtmann als Leitender Ingenieur der Flurneuordnung. Gestern Morgen soll ein Steine-Dieb auf frischer Tat von einem Mountainbiker ertappt worden sein. Bei der Begehung stößt die Gruppe auch auf eine Sitzbank, die wahrscheinlich mit roher Gewalt von ihrem ursprünglichen Standort entfernt wurde und nun zwischen den jungen Reben liegt, denen sich Ochßner intensiv widmet. Er gräbt eine Pflanze aus dem "Jungfeld" an. Und mit ihr die Wurzel eines alten Rebstocks, die durch Faulgase das Wachstum des Nachwuchses sicherlich bald behindert hätte.

Bei der Grabung wird auch deutlich: Momentan ist es ganz schön trocken. Aufgrund der Wettervorhersage, die sommerliche Temperaturen prognostiziert, muss es demnächst wohl eine Bewässerungsaktion geben. Dann werden die Winzer mit dem Tankwagen unterwegs sein. Nun setzt Ochßner den jungen Weinstock wieder in die Erde. Vorher hatte dieser keinen "Bodenschluss", saß also etwas zu locker.

Bei der Begehung ist auch der "Blitzbinder" zum Befestigen von jungen Rebstöcken ein Thema oder die richtige Verdrahtung. So sollte der Draht an den äußeren Haken befestigt und damit Richtung Westen befestigt werden. Wenn ein Sturm kommt, dann meist von dort. Nachdem im vergangenen Jahr rund 1,6 Hektar Rebfläche im ersten Bauabschnitt der Rebflurbereinigung bepflanzt wurden, kommen nun im zweiten Bauabschnitt weitere 6,5 Hektar hinzu, davon fünf Hektar in Kleinterrassen und 1,5 Hektar im Direktzug. Die Begehung hatte so gesehen auch den Sinn, aus Fehlern zu lernen.

Etwas Sorge bereitet den Fachleuten, dass sich vor Ort der "Trips" breitgemacht hat. Die Milben schädigen die Blätter. Einiges an eingerolltem Blattgut soll nun im Weinbauinstitut näher untersucht werden.

Ansonsten ging an die Winzer die Empfehlung, wegen den Stickstoffmangels auf dem Gelände immer mal wieder Bodenproben zu entnehmen. Und was lässt sich gegen Trockenheit tun? Zum Beispiel Grünschnitt ausstreuen. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Drainage nicht leck wird. Das Amt für Flurneuordnung arbeitet zurzeit an der Bewässerungsanlage für die neu angelegten Weinbergterrassen. Dass der Steilhang inzwischen auch gern mit Motocross-Rädern befahren wird, ist der Winzergenossenschaft ebenfalls ein Dorn im Auge.

Im Idealfall wären die Reben auch vor "Wildverbiss" zu schützen. Fragt sich nur wie. Derzeit blüht es im bereits angelegten Gelände "senfgelb". Die Senfpflanzen wurden wie Hafer oder Grasmischungen gegen die Erosion gepflanzt, haben inzwischen aber ausgesamt. Sieht eigentlich schön aus. Aber irgendwann werden sie aus den Weinbergen verschwinden müssen.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung