Schriesheim im Bild 2023

17.05.2008

BDS fordert freie Fahrt ins Gewerbegebiet

Von Carsten Blaue

Eigentlich stehen die neuen Verkehrsmaßnahmen rund um das Gewerbegebiet erst am 18. Juni auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Doch die Sperrung der St.-Wolfgang-Straße und die Einbahnstraßenregelung im Dossenheimer Weg erregen die Gemüter schon jetzt. Für Schriesheims Chef des Bundes der Selbstständigen (BDS), Horst Kolb, ist klar, dass beide Verkehrsführungen wieder rückgängig gemacht werden müssen. Mit dieser Forderung vertritt er nicht nur Einzelhändler der Innenstadt. Kritik kommt auch von den Unternehmen im Gewerbegebiet. Der Gemeinderat hatte die Regelungen für ein Jahr auf Probe beschlossen. Am 18. Juni wird das Gremium entscheiden, ob es bei dieser Verkehrsführung bleibt. Sie sollte dafür sorgen, dass der Verkehr aus der Innenstadt in Richtung Gewerbegebiet nicht mehr durch die Wohnstraßen, sondern auf der B 3 fließt.
"Die Probezeit war richtig", so Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern im RNZ-Gespräch. Trotz aller Debatten liege die Entscheidung über die Zukunft der Verkehrsregelungen alleine in den Händen des Gemeinderats, stellte er klar: "Und ich weiß nicht, warum das Thema gerade jetzt so massiv diskutiert wird." Dabei seien noch nicht mal die Zahlen der Verkehrszählung bekannt, die die Verwaltung bisher nur dem Bauausschuss übermittelt hat. Höfer sagte, er werde die Diskussionen bald mit Fakten untermauern. Zudem kündigte er einen Runden Tisch mit Vertretern aus den Gemeinderatsfraktionen, aus den betroffenen Straßen sowie des BDS an. Dessen Ortsvorsitzender Kolb reagierte auf Höfers Aussagen: "Mag ja sein, dass der Gemeinderat zu entscheiden hat. Aber dann sollte man vorher nicht nur den Verkehr zählen oder eine Umfrage bei Anwohnern machen. Dass die es toll finden, wenn weniger Autos durch ihre Straßen fahren, kann ich verstehen.

Aber das ist eben nur ein Teil des Stimmungsbildes." Ein anderer sei die Reaktion der Einzelhändler – vor allem in der Heidelberger Straße. Da es von hier aus keine direkte Durchfahrtsmöglichkeit mehr ins Gewerbegebiet mit seinen Supermärkten gebe, bleibe in der Innenstadt auch "ein bestimmter Prozentsatz" jener Kunden aus, die auf dem Weg zum Einkaufen schnell etwas in der Innenstadt erledigen: "Das ist die Rückmeldung der Geschäftsleute, und darauf muss ich mich verlassen. Die sagen das ja nicht aus Jux und Dollerei", so Kolb. Wenn er wieder freie Fahrt ins Gewerbegebiet fordere, dann nicht lediglich um irgendeiner Forderung willen, stellte Kolb klar: "Da hätte ich anderes zu tun." Auch kommt für ihn die Diskussion nicht zu früh: "Man sollte damit nicht zu spät anfangen." Der BDS-Chef gab schließlich zu bedenken, dass die Heidelberger Straße längst eine Fußgängerzone wäre, wenn sie den Durchgangsverkehr nicht bräuchte. Dieses Thema sei aber lange vom Tisch.

Auch Unternehmer im Gewerbegebiet stellen der neuen Verkehrslenkung kein gutes Zeugnis aus: "Alle schimpfen", sagte BMW-Vertragshändler und FW-Stadtrat Dieter Knopf auf RNZ-Anfrage: "Wenn das so weitergeht, kommt man irgendwann nur noch mit dem Hubschrauber hierher. Für uns ist das alles eine mittlere Katastrophe." Die Kunden würden Umwege durch die Wohnstraßen fahren: "Da werden auch Umweltbelastungen herausgefordert", so Knopf, der darauf hoffte, dass sich die Mehrheit des Gemeinderats für die Aufhebung der Einbahnstraße und der Sperrung ausspricht. Ebenso wie Knopf beobachteten auch Baustoffhändler Thomas Bloemecke, Bauunternehmer Stefan Pfeifer und Thomas Pötzl aus der Schreinerei Grüber, dass der Einkaufsverkehr das Schriesheimer Gewerbegebiet immer öfter links liegen lässt: "Die fahren alle durch nach Dossenheim zum Kaufland, wenn sie einmal auf der B 3 sind. Die Verkehrsregelungen sind absolut nachteilig", sagte Bloemecke. "Die Parkplätze der Supermärkte sind nicht mehr so voll wie vorher", hat Pfeifer beobachtet. Der Verkehr habe sich nur verlagert, ergänzte Pötzl: "Viele ignorieren aber einfach auch die Sperrung und fahren um den Pfosten herum", berichtete er aus der Carl-Benz-Straße. Dass viele auch die Einbahnstraßenregelung im Dossenheimer Weg zwischen Alfred-Herbst-Straße und Großem Mönch missachten, erwähnte die Geschäftsführerin von Gassert Metallbau, Ursula Gassert-Morast: "Den Sinn davon versteht sowieso niemand." Zudem erzählte sie von ratlosen Lastwagenfahrern: "Früher oder später stehen die in unseren Straßen immer vor irgendeiner Sperre und kommen nicht weiter."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung