Schriesheim im Bild 2023

03.06.2008

Noch ein Jahr Einbahnstraße und Sperrung?

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am 18. Juni wird der Gemeinderat darüber entscheiden, was aus der Sperrung der St.-Wolfgang-Straße und der Einbahnstraßenregelung im Dossenheimer Weg zwischen Alfred-Herbst-Straße und Großem Mönch wird. Deren einjährige Probephase ist vorbei. Der Bund der Selbstständigen (BDS) und die Geschäftsleute des Gewerbegebiets haben die Folgen dieser Maßnahmen wiederholt kritisiert. Mit der Sperrung und der Einbahn-Regelung sollten der Verkehr in Richtung Gewerbegebiet auf die B3 umgelenkt und die St.-Wolfgang-Straße sowie der Dossenheimer Weg entlastet werden. "Das Ziel wurde erreicht. Aber bei einem Eingriff in gewachsene Strukturen kann man es nicht jedem recht machen", sagte gestern Bürgermeister Hansjörg Höfer, der an den beiden Verkehrsmaßnahmen festhalten möchte, und das noch für mindestens ein Jahr.

Er begründete das damit, dass die St.-Wolfgang-Straße, die Alfred-Herbst-Straße und der Dossenheimer Weg ab September sowieso wegen der Kanalbauarbeiten gesperrt seien, und das für mindestens acht Monate. Zudem stehe der Umzug von Aldi und Rewe auf das Gschwander-Areal an: "Ich gehe davon aus, dass der Bau noch dieses Jahr beginnt." Durch die neuen Märkte würden sich auch die Rahmenbedingungen für den Verkehr ändern. Daher riet Höfer gestern im RNZ-Gespräch: "Wir sollten die Verkehrssituation so lassen wie sie ist, bis die Märkte und die Kanäle fertig sind." Danach müsse man die Lage neu analysieren. Seine Ansicht möchte Höfer dem Runden Tisch zum Verkehr rund um das Gewerbegebiet am Donnerstag erläutern und ein "Stimmungsbild einholen". Höfer kennt die Kritik der Geschäftsleute aus der Heidelberger Straße, die Umsatzeinbußen mit den Verkehrsregelungen in Verbindung bringen: "Aber wir haben die Zahlen", so der Bürgermeister mit Blick auf die jüngsten Verkehrszählungen der Verwaltung. Diese stellte er gemeinsam mit Ordnungsamtsleiter Willy Philipp vor und verglich sie mit den Zahlen aus dem Jahr 2003, als das Büro Köhler und Leutwein den Verkehr für sein Schriesheimer Verkehrsgutachten zählte.

So wie das Karlsruher Büro erfasste die Verwaltung den Verkehr donnerstags zwischen 6 und 10 Uhr sowie 15 und 19 Uhr, und das an 17 Punkten. Nach den neuen Zahlen reduzierte sich der Verkehr im nördlichen Dossenheimer Weg bis zum Großen Mönch von 600 Fahrzeugen im Jahr 2003 auf nun 300. In der St.-Wolfgang-Straße nahm der Verkehr von 1200 auf 400 Fahrzeuge täglich ab. Diesen Entlastungen stehe mehr Verkehr in der Panoramastraße (von geschätzten 150 auf 300 Fahrzeuge pro Tag) und im Steischleifenweg (von geschätzten 70 auf 470 Fahrzeuge) gegenüber, so Höfer und Philipp.

Die Heidelberger Straße verließen in Richtung Passein nicht mehr 1600, sondern nur noch 1300 Fahrzeuge. Dazu Höfer: "Die Heidelberger Straße bleibt trotz der Sperrungen ein Einkaufsmagnet. Dort fahren zwar jetzt etwas weniger Autos. Dadurch wird aber die Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Fahrradfahrer höher." Man könne Verkehrs- und Umsatzzahlen ohnehin nur schwer aufeinander beziehen.

Zudem stellte die Verwaltung fest, dass die Anzahl der Autos im Gewerbegebiet gleich geblieben sei. Die Carl-Benz-Straße befuhren 3300 Fahrzeuge: "Der Umsatzrückgang der Supermärkte hat also weniger etwas mit dem Verkehr als mit der Existenz der Märkte in Dossenheim zu tun", so Höfer. Außerdem würde der Kunde heute selektiver einkaufen, da alles teurer werde. Der Bürgermeister zog also das Fazit: Insgesamt gab es rund um das Gewerbegebiet weniger Verkehr, "aber einen Königsweg für alle gibt es nicht." Die neuen Belastungen rund um den Steinschleifenweg und die Panoramastraße nehme das Rathaus ernst. Unstrittig sei dagegen die Sperrung des Dossenheimer Wegs zwischen Robert-Bosch-Straße und Spännigweg: "Das war ein voller Erfolg", so Höfer.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung