Schriesheim im Bild 2023

25.06.2008

„Wir haben da andere Vorstellungen"

Schriesheim. (cab) Die Grüne Liste (GL) lehnt den Neubau der Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte an ihrem heutigen Standort am Wiesenweg ebenso ab wie auf einem Grundstück südlich des Ladenburger Fußwegs, das die Verwaltung dafür im Auge hat. Diesen Standpunkt, den die Fraktion bereits im Gemeinderat vertreten hatte, bekräftigte GL-Fraktionssprecher Christian Wolf gegenüber der RNZ.

Zudem ist die GL dagegen, dass die Unterkünfte weiterhin an nur einer Stelle platziert werden sollen. "Wir haben da andere Vorstellungen", so Wolf: "Wir wollen Flüchtlinge und Obdachlose innerhalb von Schriesheim verteilt und nicht zentral unterbringen." Es müsse der Verwaltung möglich sein, eine dezentrale Unterbringung innerhalb der Stadt zu planen und zu verwirklichen – "so, wie es die meisten umliegenden Gemeinden auch versuchen", sagte Wolf. Nur so könnten nachbarschaftliche Beziehungen aufgebaut und die "soziale Kontrolle" gewährleistet werden. Zudem sollten Flüchtlinge und Obdachlose "innerhalb unserer Stadt auch unseren Schutz genießen". Die von der Verwaltung verfolgte Lösung sehe dagegen einen neuen Standort "auf der grünen Wiese" vor, der mindestens genauso weit außerhalb liege wie der bisherige.

"Wir wollen nicht, dass diese Menschen auf Dauer dort angesiedelt werden, wo keinerlei Kontakt zu einer Nachbarschaft aufgebaut werden kann", fuhr Wolf fort. Die GL sei außerdem dagegen, dass die Wohnsitzlosen weit weg von der normalen Bebauung "womöglich der Willkür irgendwelcher Verrückten ausgesetzt sind". Keinem Privaten würde überdies jemals erlaubt, an dieser Stelle ein Haus zu bauen, wo zudem noch wertvolles Ackerland verlorengehen würde. Der jetzige Standort der Obdachlosenunterkünfte zwischen den Plätzen des Schriesheimer Tennisclubs und dem Push-Gelände sei nie optimal und "immer provisorischer Natur" gewesen, so Wolf.

Im Jahr 1992 habe der Gemeinderat beschlossen, die sogenannten "Hollandhäuser" hier aufzubauen, "und es gab auch damals schon Kritik". Die GL habe den Standort abgelehnt, weil er zu weit weg von der sonstigen Bebauung lag, "und wir die Unterbringung als zu massiv empfanden". Die Grüne Liste spricht hier von "Ghettobildung".

Auch aus den anderen Parteien habe es seinerzeit Kritik gegeben, erinnerte Wolf an Aussagen von CDU-Stadtrat Siegfried Schlüter, der ebenfalls eine dezentrale Unterbringung favorisiert habe. Auch er habe zudem auf den ungeeigneten Standort am Sportplatz sowie auf die räumliche Enge hingewiesen, die "Zündstoff" berge. "Diese Sätze galten damals wie heute", sagte Wolf schließlich.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung