Schriesheim im Bild 2023

03.07.2008

Der Rauch hat sich noch nicht verzogen

Schriesheim. (sk) Wie umstritten ist das Rauchverbot in Schriesheims Gaststätten? Das wollten Esther Volz, Alice Rensland und Dr. Dieter Alt wissen. Sie führten im Herbst letzten Jahres eine Umfrage bei sämtlichen Schriesheimer Gastwirten durch. Als Teil und Abschluss der Kampagne "Rauchfrei" des Jugendgemeinderats (JGR) stellten sie ihre Ergebnisse vor. Die zwei Mitglieder des Jugendgemeinderats und Alt, der als "Privatperson" und nicht als Vorsitzender der Initiative "Bewusstsein für Brustkrebs" teilgenommen hatte, investierten viel Zeit und Arbeit – herausgekommen war ein umfangreiches und sorgfältig recherchiertes Zahlenwerk, das auch dem Gemeinderat vorgelegt werden soll.

"16 der 32 Lokale gehören zur Kategorie ,Restaurants/Hotels’, die anderen 16 sind ,Kneipen/Imbisse’", erklärte Alt die Vorgehensweise. Für die Umfrage besuchten die drei alle Lokale und legten den Inhabern einen anonymisierten Fragebogen vor. Alt, der die Betreiber von Restaurants und Hotels befragte, freute sich über die Zusammenarbeit und Freundlichkeit.

"Wir mussten oft mehrmals kommen oder wurden immer wieder mit Ausreden abgewiesen", bedauerte dagegen Volz. Bei den Kneipenwirten, die sie zusammen mit Rensland befragte, hatte das Verbot für große Frustration gesorgt – unterm Strich ergab sich trotzdem ein leicht positives Stimmungsbild.

Nur wenige Lokale bieten eigene Raucherräume an – zum Teil, weil größere Nebenzimmer für Gesellschaften reserviert sind. Wintergärten, Außenterrassen und sogar ein kleiner fensterloser Raum mit Abzug sind die Ausweichquartiere für Raucher. Drei der fünf Kneipenwirte mit Raucherzimmer beklagten, dass es kaum genutzt werde. Die Gäste würden sich hier ausgeschlossen fühlen. Entsprechend ist die Akzeptanz des Rauchverbots: die Hälfte der Kneipenwirte ist dafür. Bei den Restaurantbesitzern befürworten es 62,5 Prozent.

Für einige brachte das Verbot eine Erleichterung: "Damit gibt es keine Diskussionen mehr mit und unter den Gästen", sagte ein Wirt. Positiv bewertet wurden außerdem der Schutz der Mitarbeiter, bessere Luft, ein Ende des kalten "Rauchmiefs" und ein besseres Raumgefühl. Ein Wirt freute sich, dass offene Speisen wie Kuchen vom Buffet nicht mehr unter dem Qualm zu leiden hätten. Die Gegner des Verbots beklagten Bevormundung und Diskriminierung der Raucher und fürchteten Umsatzverluste.

Einer hatte angegeben, dass ihm mit dem Verbot täglich 400 Euro an Umsatz verloren gingen. Weil der Nichtraucherschutz nicht durch ein Bundesgesetz geregelt ist, sondern zu den Länderkompetenzen gehört, fürchten manche eine Wettbewerbsverzerrung, wenn in den benachbarten Bundesländern keine Verbote existieren. Trotzdem wurde das Verbot fast von allen eingehalten.

Mehr als der Hälfte der Kneipenwirte kamen noch keine Klagen über Rauch zu Ohren, in den Restaurants hatten sich über 62 Prozent der Gäste schon einmal darüber beschwert. Zu Beschwerden kam es vor allem, wenn das Lokal an Sonntagen von Gästen besucht wurde, die hauptsächlich wegen des Essens gekommen waren. Die Akzeptanz des Verbots ist bei den Restaurant-Gästen höher: Viele freuen sich über die bessere Luft. Die rauchenden Gäste von Kneipen reagierten unterschiedlich: von Kritik, Unzufriedenheit und Diskussionen bis zum Verlassen des Lokals reichten die negativen Reaktionen, viele Raucher nehmen das Verbot aber auch hin.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung