Schriesheim im Bild 2023

15.07.2008

„Ein besonderer Tag"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Es spricht für eine Schule, wenn die Abschlussfeier für ihre erfolgreichen Prüflinge bei aller Festlichkeit und Würde der Zeugnisübergabe auch heitere Freude und menschliche Wärme zulässt. Und wenn dazu nicht nur die Schüler selbst, sondern auch die Lehrer und der Schulleiter beitragen, dann bleibt so ein Abend in Erinnerung. Die 72 erfolgreichen Kurpfalz-Realschüler, die am Freitagabend in der Mehrzweckhalle ihre Zeugnisse bekamen, dürften diese Stunde wohl nicht so schnell vergessen.

Nach dem Schulchor unter der Leitung von Sybille Bachmaier waren es die drei Klassenlehrer der Prüfungsklassen, die eine musikalische Bilanz der vergangenen sechs Jahre zogen.

Das begann beim Schuleintritt mit "Ihr Kinderlein kommet", endete bei der bestandenen Prüfung mit "We are the Champions" und führte über so manche Irrungen und Wirrungen eines Schulalltags zwischen Kindheit, Pubertät und allmählichem Erwachsenwerden. Zwischenapplaus und fröhliches Gejohle aus den Reihen ihrer (ehemaligen) Schüler waren Ralph Burggraf, Boris Borkowski und Norbert Kotzan sicher. Auch Bürgermeister Hansjörg Höfer war so angetan, dass er das Lehrer-Trio kurzerhand mit einem Augenzwinkern zur Jam-Session von "Schriesheim jazZt" einlud.

An die Schüler gerichtet, sagte Höfer, dass sie in den Prüfungen fächerübergreifende Kompetenz und Teamfähigkeit bewiesen hätten. Überdies habe sie die Schule gut vorbereitet auf "die Realität" – ganz gleich ob in einer Berufsausbildung oder an einer weiterführenden Schule. Dieser Abschlussjahrgang, so Höfer, sei ein besonderer. Denn es ist der letzte von Rektor Hans-Jürgen Krieger vor dessen bevorstehender Pensionierung. In Kürze wird er verabschiedet – nach 26 Jahren an der Schule und "16 Jahrgängen als Schulleiter", wie Krieger selbst sagte. Höfer würdigte ihn schon jetzt.

Mit Weitsicht habe Krieger die Kurpfalz-Realschule (KRS) mitgeprägt. Ihr guter Ruf in der Region sei mit seinem Namen verbunden. Für die Schüler sei Krieger zudem ein Vorbild in seinem ehrenamtlichen Engagement.

Es sei für ihn wirklich ein besonderer Tag, gestand Krieger. Dass alle 72 Prüflinge bestanden hätten, sei für ihn ein schönes Abschiedsgeschenk gewesen. Jeder und jede Einzelne könne stolz sein auf das Erreichte: "Ihr habt einen hochqualifizierten Abschluss, und dieses Zeugnis werdet ihr nie mehr verlieren", so Krieger. Die Schüler hätten sich ein Ziel gesetzt und es erreicht. Umso wichtiger sei es, auch künftig Ziele zu formulieren: "Denn wer kein Ziel hat, wird beliebig, wird Spielball von Moden und Trends." Jetzt gelte es neugierig zu bleiben, "denn es gibt so viel Neues zu erleben." Und das müssten die Schüler als Chance begreifen. Zwar würden sie nun den "sozial recht geschützten, sicheren Raum" der KRS verlassen: "Aber das muss nicht schlecht sein. Es ist eine Chance, euch neu zu definieren", so Krieger.

Soziale Kompetenz hätten alle Schulabgänger bewiesen: "Ihr könnt das." Teamfähigkeit sei umso wichtiger, da die Zeit der "ausgefahrenen Ellenbogen" sowieso vorbei sei. Jeder Einzelne müsse zudem sehen, wie viel er bereit ist für den Erfolg zu bezahlen: "Und wenn ihr Erfolg habt, denkt an die, die nicht diese Startvoraussetzungen hatten", appellierte er an die soziale Verantwortung der Schüler und leitete über zum zentralen Teil des Abends: "So, meine Lieben! Jetzt gibt’s die Zeugnisse". Zudem verlieh Krieger die Fachpreise und stimmte ein "Happy Birthday" für Julia Bähr aus der 10 a an.

Der Freundeskreis der KRS vergab einen Sozialpreis, und zwar an Marc Hartmann. Lehrerin Ursula Tröndlin schilderte, wie sich Hartmann nicht nur um das Klassenzimmer seiner Klasse kümmerte, sondern auch noch mit seinem Werkzeugkasten Wunder wirkte – selbst bei der Abschlussfahrt. Hatte Elternbeiratsvorsitzende Ute Hering in ihrem Gruß unterstrichen, dass es immer wichtig sei, auch zu wollen, was man tut, gaben die Klassensprecher Julia Bähr, Stefan Vierling und Franziska Höhr zu bedenken, dass sich den Schülern nicht immer erschlossen habe, was sie da gerade lernen.

Dennoch zogen sie eine positive Bilanz, und der vielfache Dank, in den sie auch die Eltern einbezogen, war aufrichtig. Danach rockte nochmal die bejubelte Schulband um Norbert Kotzan, in der Dilara Jahn, Mirijam Suchalla und Max Roos mit ihrem Gesang für bewunderndes Staunen sorgten. Krieger löste derweil auch bei diesem letzten Abschied sein Versprechen vom ersten Realschultag des Jahrgangs ein und füllte die Original-Schultüten von damals wieder mit Süßem.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung