Schriesheim im Bild 2023

01.08.2008

Hier lässt es sich gut leben und feiern

Von Karin Katzenberger-Ruf.

Schriesheim-Ursenbach. "Mit dem Auto zweimal um die Kurve, und schon ist man durch", hat einmal ein Scherzbold gesagt – dabei ist Ursenbach ein idyllisch gelegener Ort, vor allem von oben betrachtet. Ein Mal im Jahr geht im Feuerwehrhaus das Dorfgemeinschaftsfest über die Bühne, das die örtliche Löschgruppe und der Sängerchor gemeinsam organisieren. Kürzlich war es mal wieder soweit – Fazit: In schöner Natur lässt es sich prima feiern.

Aber wie lebt es sich eigentlich in Ursenbach? Die RNZ ist dieser Frage nachgegangen – und die Antworten jener, die in dem vor 35 Jahren eingemeindeten "160-Seelen-Dorf" wohnen, fallen durchweg positiv aus. Fangen wir mal bei Ortsvorsteherin Rosemarie Edelmann an. Die gebürtige Schriesheimerin hat vor einem Vierteljahrhundert in einen Bauernhof "eingeheiratet" und ist Mutter zweier Töchter im Alter von 20 und 16 Jahren.

Ihren Worten nach war der Wohnort Ursenbach anfangs schon gewöhnungsbedürftig. Doch nun möchte sie nicht mehr tauschen. Ohnehin ist die Floristin mehrmals in der Woche unten in der Stadt, wo sie im Blumengeschäft ihrer Schwägerin arbeitet. Die 16-jährige Tochter Clarissa hat überhaupt kein Problem mit der Abgeschiedenheit. Im Gegenteil: Sie hat es genossen, mit Tieren aufzuwachsen. Auf dem Bauernhof – der heute keiner mehr ist – gibt es immer noch Ziegen, Hasen, Hühner, Laufenten sowie Hund und Katze. Das prägt. Clarissa möchte am liebsten Tierärztin werden.

Eine echte "Ursenbacherin" ist Inge Pfrang. Mit ihrem Mann Uwe, der aus Ladenburg stammt, lebte sie zwar sechs Jahre lang in der Römerstadt. Doch als der Umzug zurück in den Odenwald anstand, hatte dieser dagegen nichts einzuwenden.

"Wir hatten hier viele Freiheiten. Weil kaum Autos durch den Ort fuhren, konnten wir noch auf der Straße Fußball oder Federball spielen", erzählt sie über ihre Kindheit. Heute ist das anders. Der Durchgangsverkehr hat zugenommen, und die meisten Wagenlenker halten sich leider nicht an das vorgeschriebene Tempo 30. Von Mannheim zog Imke Felden vor 13 Jahren nach Ursenbach und fühlt sich hier rundum wohl. Dabei hat sie die Quadratestadt wirklich mal geliebt. Nur hatte sie irgendwann genug von der städtischen Anonymität beziehungsweise jener in ihrem Wohnort. Sie berichtet von einem Schlüsselerlebnis. Demnach hat sie abends mal versehentlich das Licht an ihrem Auto brennen lassen. "Das müssen ein paar Leute im Haus gesehen haben. Aber meinen Sie, es hätte mal jemand bei mir geklingelt und mir Bescheid gesagt?" Mal beim Nachbar klingeln – das ist in Ursenbach selbstverständlich.

Und sei’s nur, weil der Zucker ausgegangen ist und es im Ort keine Einkaufsmöglichkeit gibt. Apropos Einkaufen: Man organisiere das einfach besser, sind sich die drei Frauen einig.

Imke Felden, die als Steuerberaterin in Lützelsachsen arbeitet, lernte Ursenbach übrigens zusammen mit ihrem Freund Thomas Hufnagel durch Fahrrad-Touren kennen. Der stammt ihren Worten nach "aus dem Hinteren Odenwald", nämlich aus Hilsenhain. Das wäre ihr dann doch zu abgelegen. So kam es zum Wohnort Ursenbach – "für einen naturverbundenen Menschen ideal", wie Thomas meint.

Und Uwe, der im Außendienst arbeitet, sagt, er lasse den Arbeitsstress hinter sich, wenn er abends nach Ursenbach hoch fahre. Einen Zweitwohnsitz in Lampenhain hat Rolf Edelmann. Die Frage, wo es ihm besser gefalle, beantwortet er mit einem "Auf alle Fälle in Ursenbach". Hier ist er aufgewachsen, hier ist er Vorsitzender des Sängerchores, den sein Großvater Adam im Jahr 1912 mitbegründete. Dies damals schon als gemischten Chor. "Wir haben ein breites Repertoire", lächelt Edelmann..

"War widder ä schäns Fescht", so das Resümee von Feuerwehrkommandantin Franziska Reinhardt. Sie ist vor 37 Jahren aus dem Gorxheimer Tal zugezogen, hat zwischen erster und zweiter Schwangerschaft den Führerschein gemacht, um nicht mehr auf den Bus angewiesen zu sein.

Der fährt den Ort auch heute noch meistens nur auf Anfrage an und macht dann auf dem Wendeplatz mitten im Ort kehrt. Was ist mit Jugendlichen, die abends mal ausgehen wollen? "Das organisieren wir dann schon", ist zu erfahren.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung