Schriesheim im Bild 2023

23.10.2008

Sie haben genug Schwein gehabt

Schriesheim. (Si) Sie wollten nur die süßesten Trauben in den Weinbergen. Die von den Winzern im Vorfeld der Lese zur Qualitätssteigerung abgeschnittenen Beeren am Boden ignorierten die Wildschweine. Damit hatten die Winzer ein Problem. Der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Harald Weiss, hatte Alarm geschlagen und Bürgermeister Hansjörg Höfer eingeschaltet. Dieser hat inzwischen mit seinem Kollegen aus Dossenheim, Hans Lorenz, über das Problem gesprochen. Gestern erläuterte Höfer im Rathaus die Ergebnisse der Bemühungen.

Neben dem Verwaltungschef und Weiss waren Jäger und Winzer Georg Bielig, die Jagdpächter Lothar Müller und Friedrich Habenicht sowie Hegeringleiter Karl Balmert dabei. Die hohe Wildschweinpopulation habe viele Ursachen, hieß es in der Runde. Die warmen Winter würden eine natürliche Auslese unter den Wildschweinen verhindern. Im Vorgebirge würden sie ein "Schlaraffenland" vorfinden. Neben Früchten stehen im Herbst Eicheln und Kastanien auf dem Speiseplan. Das Problem: Der hohe Freizeitdruck macht eine Bejagung im Vorgebirge zu dieser Jahreszeit besonders schwer, wenn nicht gar unmöglich. Zumal sich hier viele Flächen befinden, die zu so genannten "befriedeten Bezirken" gehören, in denen das Gesetz die Jagd verbietet. Zudem ist das Blattwerk auch in den Weinbergen dicht. Ein Sicherheitsrisiko bei der Jagd.

Man wolle "Ruhezonen" im Vorgebirge ausweisen, so dass dort eine nachhaltige Bejagung möglich sei, so Höfer. Auch mit den Nachbargemeinden stehe man im Dialog. Unterstützung komme zudem vom Landratsamt. Die Stadt werde unterstützende Maßnahmen ergreifen und beispielsweise die "Einstände", also die Unterschlupfe der Wildschweine, bereinigen. Erwogen würden Wildschutzzäune zum Wald hin. Bielig bestätigte, dass Stadt und Forst hier den Winzern entgegenkämen. Die von Schäden gezeichneten Weinberge und Feldkulturen bezifferte Bielig auf zwei bis drei Hektar. Die Reduktion des Bestandes sowie der Sinn und Unsinn großer Drückjagden wurde diskutiert. Eine großflächige Absperrung des Waldes aus Sicherheitsgründen sei problematisch, sagte Höfer.

Andererseits bestehe die Notwendigkeit einer nachhaltigen Bejagung. Hegeringleiter Balmert sagte, er sei kein Verfechter großer übergreifender Drückjagden, plädierte aber für "vorbeugende individuelle Drückjagden, wo immer sich die Möglichkeit ergibt". Inzwischen ergeht an alle Jagdpächter ein Aufruf der Jägervereinigung Mannheim, zu der auch der Hegering I Weinheim gehört, auf die revierübergreifende Drückjagd: "Aus aktuellem Anlass (Populationsexplosion des Schwarzwildes und der im kausalen Zusammenhang stehende enorme Anstieg der Wildschäden) möchten wir eine verbindliche revierübergreifende Drückjagd auf Schwarzwild im Hegering I durchführen." Zwei Termine werden dafür angesetzt: Samstag, den 13. Dezember, und Samstag, den 24. Januar 2009.

Zeitnahe Rückmeldung der beteiligten Reviere wird bis zum 30. Oktober bei Hegeringleiter Karl Balmert oder seinem Stellvertreter Mathias Rechner erbeten.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung