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25.10.2008

Die Insolvenz kam völlig überraschend

'Das Unternehmen hat sich bislang geweigert, Einblick in Unterlagen zur wirtschaftlichen Lage zu gewähren', sagt Lothar Jordan, Vizepräsident des Arbeitsgerichts Mannheim.

Von Carsten Blaue.

Schriesheim/Mannheim. Der Insolvenzantrag des Produktionszweigs der Firma Duscholux (wir berichteten) stieß gestern auf heftige Kritik. Im Streit um den Sozialplan wirft die Gewerkschaft IG Metall der Unternehmensleitung des Duschkabinenherstellers Nötigung vor.

"Die Insolvenz kam völlig überraschend, während Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsleitung noch vor einer Einigungsstelle verhandeln", sagte Gewerkschaftssekretär Klaus Stein gestern in Mannheim. Auch der Vizepräsident des Arbeitsgerichtes Mannheim und Vorsitzende der Einigungsstelle, Arbeitsrichter Lothar Jordan, reagierte verblüfft auf diese Entwicklung. Eine Insolvenz sei bislang nicht thematisiert worden. So einen Vorgang habe er in 20 Jahren Tätigkeit bei der Einigungsstelle noch nicht erlebt.

Diese ist unter anderem dazu da, einen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Nachteilen der Beschäftigten durch den Arbeitsplatzverlust und der finanziellen Belastbarkeit des Unternehmens zu prüfen und beide Aspekte gegeneinander abzuwägen. Seit Monaten versuche die Einigungsstelle zu schlichten. Dazu Jordan: "Das Unternehmen mauert jedoch und hat sich bislang geweigert, Einblick in Unterlagen zur wirtschaftlichen Lage zu gewähren – obwohl es dazu gesetzlich verpflichtet ist."

Der Geschäftsführer von Duscholux in Schriesheim, Dieter Preissing, wies die Vorwürfe zurück. "Wir hatten keine andere Wahl", verteidigte er den Insolvenz-Antrag beim Amtsgericht Mannheim. "Unsere Produktion schreibt seit Monaten rote Zahlen." Laut Preissing sei die kritische Situation mehrfach erwähnt worden.

Der Geschäftsführer erhob seinerseits Vorwürfe gegen die IG Metall: Die Gewerkschaft sei zwar an den Verhandlungen nicht beteiligt gewesen, habe aber einen mit dem Betriebsrat vereinbarten Sozialplan kurz vor dessen Unterschrift scheitern lassen: "Dadurch sah sich die Geschäftsleitung nun gezwungen, Insolvenz anzumelden", sagte Preissing. Aus Sicht der IG Metall konnte der Sozialplan nicht wirksam werden, weil dem Betriebsrat kein Einblick in die wirtschaftliche Lage des Unternehmens gewährt worden sei. Auch die "rechtlichen Verflechtungen" der Duscholux-Gruppe würden im Unklaren bleiben, so Gewerkschafter Stein gestern gegenüber der RNZ: "Seit 2007 kämpft der Betriebsrat der Duscholux GmbH vergeblich um die Einsichtnahme in die Geschäftsdaten. Der Betriebsrat wurde nun genötigt, die Vereinbarung zu unterschreiben", sagte Stein. Darum sei die IG Metall eingeschritten. Nach Angaben von Arbeitsrichter Jordan gehen die Verhandlungen zum Sozialplan am 3. November weiter: "Denn diese sind keinesfalls gescheitert – soweit waren wir noch gar nicht."

Dann soll auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens erörtert werden. Die Gespräche würden Jordans Angaben zufolge auch fortgesetzt, wenn tatsächlich ein Insolvenzverfahren eröffnet werde. Wie die IG Metall mitteilte, habe die Duscholux GmbH vor dem Insolvenzantrag "noch schnell" in Duschwand-Produktion und Montagegesellschaft mbH (DPM) umfirmiert. Auch darüber seien weder der Betriebsrat, noch die Gewerkschaft oder Jordan informiert worden. Für Reinhold Götz, Zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Mannheim, ein "beispielloses Verhalten": "Ich verurteile das Vorgehen der Geschäftsleitung auf das Schärfste."

[ZW_TITEL_2Z]"Mysteriöse Rolle"

[/ZW_TITEL_2Z]Das Unternehmen Duscholux wurde 1967 vom Schriesheimer Heinz Georg Baus gegründet, der bereits 1960 die Bauhaus-Kette aus der Taufe hob. Die IG Metall will ein "möglicherweise schuldhaftes Verhalten der Geschäftsführung" bezüglich der Duscholux-Insolvenz prüfen lassen: "Dabei muss auch die mysteriöse Rolle des Multimilliardärs und Miteigentümers Herrn Baus geklärt werden", hieß es von Seiten der IG Metall. Wesentlich bleibe aber das Schicksal der 65 Beschäftigten und deren Familien. Ähnlich wie die Belegschaft des Produktionszweiges der Duscholux hätten auch die Mitarbeiter der Vertriebs- und Aufmaßsparte in Schriesheim seit dem Jahr 2004 zum Beispiel auf Entgelterhöhungen und Weihnachtsgeld verzichtet. Alle acht Geschäftsführer der Duscholux, die seit dem Jahr 2000 eingesetzt wurden, seien mit ihren Strategien gescheitert, weil sie nur halbherzig oder gar nicht umgesetzt worden seien, so die IG Metall.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung