Schriesheim im Bild 2023

27.10.2008

Hochkarätiges für Augen und Gaumen zuhauf

Schriesheim. (sk) Es gab hochkarätige Weine und dazu hochkarätige Unterhaltung: Die siebte heiter-literarische Weinprobe war so, wie es sich der Kulturkreis vorgestellt hatte. Mit den Worten des Vorsitzenden Albert Kesseler: "Für Augen, Ohren und Gaumen ein kurzweiliger Abend."

Schon das Ambiente stimmte: Die Mitglieder hatten den Zehntkeller in ein herbstliches Idyll mit bunten Blättern und Kerzen verwandelt. Dort wartete kein Geringerer als Heinz Erhardt auf die Gäste. Vom pomadigen Schädel über die markante Hornbrille bis zur dezenten Kleidung war Gerhard Piske schon optisch ganz Erhardt, aber auch in Sprache, Mimik und Gestik, sogar bis zum hüstelnden Lacher, glich er dem großen Mimen zum Verwechseln. Angefangen vom Gedicht "An meine Brille" bis zum letzten Lied "Fährt der alte Lord fort" reihte Piske einen Klassiker an den anderen, und die Ehrhard-Fans im Publikum sangen und rezitierten nur allzu gern mit. Begleitet wurden sie und Piske dabei von Martin Lang, der sowohl Keyboard als auch Akkordeon bravourös spielte.

Natürlich durfte auch ein "Opfer" nicht fehlen, das Piske beim Lied "Tante Hedwig" fand. "Wenn du denkst, es geht nich’, geh zu Tante Hedwich", schüttelreimte er und fand gleich in der ersten Reihe im vollbesetzten Keller "seine" Hedwig, die sich im Verlauf des Abends nicht nur ansingen lassen, sondern später auch noch ein Tänzchen mit dem Schauspieler aufs Parkett legen musste.

Dazu schmeckte zum Auftakt ein 2007er St. Laurent vom Schriesheimer Rittersberg. "In Schriesheim gibt es nur zwei Hektar St. Laurent", informierte Winzergenossenschafts-Geschäftsführer Harald Weiss. Granatrot, nach Wildkirsche und Wachholder duftend, machte der im Barriquefass gereifte Tropfen einen ausgewogenen Eindruck. "Am 29. November stellen wir schon den 2008er St. Laurent vor", so Weiss. Ein gut durchgefärbter, nach Kirschen und Pflaumen duftender, fruchtbetonter 2007er Spätburgunder Rotwein Spätlese trocken kam als nächster ins Glas, und dazu passte Erhards "Märchen vom Muselman", in dem der Muselman zu tief ins Glas, "gefüllt mit gutem Muselwein", guckte, "dann trank er und trank er, hin sank er als Kranker." Dieses Schicksal musste übrigens niemand erleiden, gab es zu den Weinen neben Brot auch Winzerteller als "Grundlage". Serviert wurde von zehn ehemaligen sowie den drei amtierenden Weinhoheiten.

Mit der Goldmedaille des Badischen Weinbauverbands und dem Goldenen Preis der DLG-Bundesweinprämiierung ausgezeichnet wurde der Schriesheimer Kuhberg Spätburgunder Rotwein Selection trocken aus dem Jahr 2006. "Von diesem Wein gibt es nur ein paar tausend Flaschen", so Weiss. Erstmals vorgestellt wurde auch ein anderes feines Tröpfchen: eine Grauburgunder Spätlese vom Rittersberg aus der Exklusiv-Serie der Winzergenossenschaft. Der kräftige und trotzdem raffinierte Wein des Jahrgangs 2006, der im Geschmack an Birnen und reife Melonen erinnert, wird von Starkoch Harald Wohlfahrt zur Vorspeise im diesjährigen "Palazzo" empfohlen.

Brutal endete Erhardts Gedicht vom Apfelschuss, allerdings weder für den bösen Vogt Gessler noch für Vater oder Sohn Tell, sondern für einen Wurm, der in dem Apfel wohnte. Ebenso wie ihm, so informierte Weiss, geht es derzeit vielen Wildschweinen auf Schriesheimer Gemarkung an den Kragen, da sie sich mit großem Appetit über die reifen Trauben hermachen. "Im Laden der Winzergenossenschaft liegen übrigens Wildrezepte aus", empfahl Kesseler augenzwinkernd.

Ein 2007er Rittersberg Sauvignon Blanc QbA aus der Exklusiv-Serie und ein 2007er Gewürztraminer vom Kuhberg, ebenfalls mit der Goldmedaille des Badischen Weinbauverbands ausgezeichnet, rundeten die gelungene Weinprobe ab.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung