Schriesheim im Bild 2023

04.11.2008

149 Namen in würdigem Erscheinungsbild

149 Namen in würdigem Erscheinungsbild

Von Stefan Zeeh.

Arbeitsgruppen-Mitglied Monika Stärker-Weineck, Bürgermeister Hansjörg Höfer, Steinmetz Herbert Wink, Stadtarchivar und Wirtschaftsförderer Dr. Hans Jörg Schmidt sowie die Leiterin des Kerg-Museums, Lynn Schoene (von links), bei der Präsentation der Alu-Tafeln. Foto: Dorn

Schriesheim. "Die Schriesheimer Kriegsopfer-Gedenkstätte bekommt mit dem kommenden Volkstrauertag wieder ein würdiges Erscheinungsbild", betonte Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern im Gespräch mit der Presse. Dann werden die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen 149 Schriesheimer Bürger nicht mehr auf dem verwitterten und dadurch unansehnlich gewordenen Muschelkalk zu lesen sein, sondern auf drei Aluminiumtafeln.

Die bisherigen Namenstafeln aus Muschelkalk bleiben jedoch erhalten, da an ihnen die farblich angepassten Aluminiumtafeln befestigt werden. Zusätzlich wird eine Informationstafel bei der Gedenkstätte aufgestellt, welche die Entwicklung des Denkmals erläutert.

Damit endet die zweijährige Arbeit von neun engagierten Schriesheimern, die sich der Neugestaltung des in die Jahre gekommenen Denkmals angenommen hatten. "Als künstlerischer Mensch bin ich daran interessiert, wie die Stadt aussieht", begründete die Leiterin des Kerg-Museums, Lynn Schoene, ihre Mitwirkung in dem Arbeitskreis. Für die in England geborene Künstlerin war es durchaus interessant zu sehen, wie in Deutschland mit dem Thema Weltkrieg umgegangen wird, kannte sie die Zeit doch vor allem durch Schilderungen ihrer Eltern.

Die historisch interessierte Seite vertraten in dem Arbeitskreis beispielsweise die unermüdliche Monika Stärker-Weineck und Archivar Dr. Hans Jörg Schmidt. "Die Gedenkstätte wurde bisher nie von der Stadt bezahlt", ist Monika Stärker-Weineck besonders stolz darauf, dass auch dieses Mal durch Spenden die Restaurierung der Gedenktafeln der Gefallenen des Ersten Weltkrieges ohne finanzielle Beteiligung der Stadt gelungen ist. Fast gelungen, denn Bürgermeister Höfer wies darauf hin, dass man weiterhin für Spenden dankbar sei, denn die Gesamtsumme von etwa 14000 Euro für die Erneuerung des Denkmals ist noch nicht ganz gedeckt. Einen wichtigen Beitrag zur Neugestaltung des Denkmals leistete auch der Schriesheimer Steinbildhauermeister Herbert Wink: "Durch ihn sind wir auf das Material Aluminium gekommen, das sich gut an die Farbe des Muschelkalks anpasst", erläuterte Monika Stärker-Weineck. Darüber hinaus hat Herbert Wink den alten Muschelkalkblock wieder ausgerichtet, gesäubert und neu verfugt. "Eine Behandlung mit dem Hochdruckreiniger kam allerdings nicht in Frage", erklärte Stein-Fachmann Wink. Würde man nämlich den Stein derartig abstrahlen, würde er nur um so schneller wieder verschmutzen.

Nächste Woche wird Herbert Wink die drei anthrazitgrauen Aluminiumplatten mit den in silbriger Schrift verzeichneten Namen der Gefallenen an den alten Gesteinstafeln befestigen. Völlig neu ist die Informationstafel im Layout des Altstadt-Rundweges zur Geschichte der Kriegsopfer-Gedenkstätte. Sie zeigt, dass deren Anlage bis in das Jahr 1874 zurückreicht. Damals wurde auf Initiative des "Verschönerungsvereins" ein Denkmal für die "Helden" des deutsch-französischen Krieges errichtet. 1927 folgte dann der Muschelkalkblock mit den Namen der Gefallenen Schriesheimern des Ersten Weltkrieges, und vor zwei Jahren kamen sieben bronzefarbene Namenstafeln der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges sowie der Opfer der NS-Diktatur hinzu. Noch gut in Erinnerung sind Stärker-Weinecks langwierigen Recherchen, Ermittlungen und Ergänzungen an der Namensliste, und auch der Beitrag von Prof. Joachim Maier ist nicht zu vergessen.

"Der Muschelkalkblock musste bereits 1936 das erste Mal saniert werden, da das Gestein zu schnell verwitterte", ergänzte Monika Stärker-Weineck die Historie des Gedenksteins. Seitdem ist er wohl nur noch ein Mal gereinigt worden, so dass die jetzige Restaurierung mehr als überfällig war. Zeitlich aber durchaus passend, endete doch der Erste Weltkrieg am 11. November vor 90 Jahren.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung