Schriesheim im Bild 2023

01.12.2008

Vom Käthchen und der Prinzessin aus Thailand

Schriesheim. (sk) "Diese Veranstaltung gibt dem ehrenamtlichen Engagement die Wertschätzung, die es auch wirklich verdient hat", bemerkte Stadtarchivar und Wirtschaftsförderer Dr. Hans Jörg Schmidt bei der Vorstellung des neuen Schriesheimer Jahrbuchs. So wurde die Präsentation in den letzten Jahren immer mehr zum "großen Bahnhof", den sich Vertreter aus Politik ebenso wenig entgehen lassen wollten wie Vereinsvertreter oder Gemeinderäte. Das Gitarrenensemble eröffnete die Veranstaltung. Mit ihrer unkonventionellen Spielweise begeisterten die zehn jungen Musiker.

"Abwechslungsreiche und informative Beiträge, aber auch zum Schmunzeln anregende Geschichten und Anekdoten", kündigte Bürgermeister Hansjörg Höfer an. Das Verfassen des 352 Seiten starken Jahrbuchs sei eine anspruchsvolle Aufgabe gewesen. Höfer selbst gehört zum Kreis der Autoren: Er hat einen Nachruf auf Heinrich Rufer, selbst einmal Jahrbuch-Autor, verfasst. An Fritz Hartmann erinnert die Laudatio von Prof. Dr. Hans- Peter Schwöbel anlässlich der Verleihung der Goldmedaille der Stadt. Der erste Beitrag stammt vom Archäologen Dr. Dirk Hecht, der sich mit einem Matronenrelief aus römischer Zeit beschäftigt. Die Zeit von 1650 bis etwa 1900 wird in mehreren Beiträgen lebendig. "Schriesheimer Brunnen nach dem Dreißigjährigen Kriege" heißt ein Artikel des verstorbenen Heimatforschers Dr. Hermann Brunn. Die Wiederbelebung des Bergwerks war 1779 dem Bergmann Eugen Schulmeister zu verdanken, über dessen Leben Curt R. Full berichtet. Schriesheims Verwicklung in die revolutionären Ereignisse 1848/49 beleuchtet Schmidt in seinem Beitrag "Bald war jedoch der ganze Ort rebellisch". Ein gutes halbes Jahrhundert später, vor genau 100 Jahren, wurde der "christliche Mütterverein" gegründet, über dessen Geschichte Bernhard Wachter einige Bilder und viel Wissenswertes zusammentrug. 149 Schriesheimer kamen als Soldaten im Ersten Weltkrieg um. Die vollständige Liste ist nach einem Bericht von Monika Stärker-Weineck über die Gedenktafeln abgedruckt.

Vier Beiträge beschäftigen sich mit Nazidiktatur, Zweitem Weltkrieg und Nachkriegszeit. Prof. Dr. Joachim Maier reflektiert eine Gedenkveranstaltung vor 20 Jahren, von ihm stammt auch ein Bericht über die Briefe der Mathilde Strauss aus dem Internierungslager Gurs. "Dass die Leute von nichts gewusst haben wollen, wird hier widerlegt", kündigte Schmidt den Beitrag von Dr. Helmut Jenne an, der ab 1939 insgesamt 50 englische und amerikanische Flugblätter sammelte. Mit einem ehemaligen Besatzungssoldaten sprach Konstantin Groß – die Geschichte des "Besatzungskindes" Susanna Martinez aus dem Jahrbuch 2006 wird damit fortgesetzt.

Kulturelles wie der Besuch der thailändischen Prinzessin in Schriesheim, ein Schwöbel-Essay über Sprache, Schriesheim-Bilder von Henner W. Harling oder eine Untersuchung des "Käthchen von Heilbronn"-Stoffes findet ebenso Platz im Jahrbuch wie ein Beitrag über Schriesheimer Brunnen aus der Feder des ehemaligen Wassermeisters Martin Ringelspacher und einer Gratulation für Klaus Claasen. Die frühere Stadtarchivarin Ursula Abele erinnert an die jahrelange Fotografen-Tätigkeit Claasens, dem das Stadtarchiv einen unschätzbaren Bilder-Schatz verdankt.

"Im Waldschwimmbad" ist eine humorvolle Charakterstudie von Schwöbel, unfreiwillig komisch sind Knittelverse aus dem Jahr 1790, die Gerhard Merkel ausgegraben hat, und mit einer Sammlung von Anekdoten zum Mathaisemarkt kommt Georg Döringer zu Wort. Abgerundet wird das Werk wie in jedem Jahr durch die Chronik von Andrea Erdmann, die mit Schmidt für die Gesamtleitung des Jahrbuchs zuständig war.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung