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16.12.2008

„Wir können die ,Hollandhäuser' ja nicht wegzaubern"

Schriesheim. (cab) Der Tennisclub Schriesheim (TCS) hat den Druck auf die Verwaltung erhöht und eine Bauvoranfrage für zwei neue Tennisplätze nordwestlich des Clubhauses gestellt – dort, wo heute noch die Obdachlosenunterkünfte stehen. Das Gelände wurde dem Verein zwar stets als Erweiterungsfläche in Aussicht gestellt. Aber eben erst dann, wenn die "Hollandhäuser" nicht mehr gebraucht werden. Und sie werden noch gebraucht, wie Bürgermeister Hansjörg Höfer erst kürzlich betonte. Der Bauausschuss wollte den Erweiterungswunsch des TCS dennoch nicht einfach ablehnen. Auch wenn er an drei Stellen gegen die Vorgaben der Bebauungspläne "Sportzentrum" und "Sportzentrum, 2. Änderung und Erweiterung" verstößt.

Friedhelm Urban aus dem Bauamt hatte sich im Landratsamt informiert. Dass die Tennisplätze an der Nordseite bis zu 7,5 Metern weit in eine ausgewiesene Grünfläche mit Weg ragen, auf der Südseite genauso weit auf das Push-Gelände übergreifen und noch dazu eine naturgeschützte Feldhecke tangieren würden, das alles war dann doch zu viel der Ausnahme. Man habe ihm beim Landratsamt gesagt, dass eine Bebauungsplanänderung nötig sei.

"Wir können die ,Hollandhäuser’ ja nicht wegzaubern. Wir sollten die Bauvoranfrage ablehnen und die Verwaltung auffordern, den Bebauungsplan so zu ändern, dass der TCS sein Gelände erweitern kann", meinte Alfred Burkhardt (FW). Das sah Christian Wolf (GL) genauso. Der Antrag des TCS sei mehr als verständlich, sagte Rainer Dellbrügge (SPD). Eine Alternative für die "Hollandhäuser" sehe er zwar nicht: "Aber wir müssen nochmal alle Vorschläge dafür auf den Tisch bringen. Das Thema muss Anfang 2009 Prioriät haben und gelöst werden." Erster Bürgermeisterstellvertreter Siegfried Schlüter, der die Sitzung leitete, plädierte auf Vertagung. Die Verwaltung sollte zunächst mit dem TCS verhandeln, sagte er: "Denn eventuell gibt es ja die Möglichkeit, ohne Bebauungsplanänderung zu einer Lösung zu kommen." Wenn sich die Stadt mit dem Verein zusammengesetzt habe, könne sich der Bauausschuss bereits im Februar oder März vor Ort mit der Sache beschäftigen. Gebe es diese Lösung nicht, so könne man die Bebauungsplanänderung immer noch in die Wege leiten. Das begrüßten die Fraktionen. Wenn es eine Möglichkeit ohne Bebauungsplanänderung gebe, dann müsse man die nutzen, so Paul Stang (CDU). Theoretisch wäre es möglich, im Nordwesten des TCS-Geländes nur einen Platz zu bauen und den zweiten westlich des bestehenden Clubareals, wovon das Push-Gelände wohl stärker betroffen wäre.

Ohne Aussprache stimmte das Gremium dem Bau eines Aldi-Marktes sowie eine Vollsortimenters auf dem Gschwander-Gelände zu. Sie sollen in Zukunft die noch bestehenden Märkte im Gewerbegebiet ersetzen. Zwar liegt der Bebauungsplan "Gewerbegebiet östlich der B3, 2. Änderung" zurzeit noch offen. Öffentliche Belange stehen den neuen Märkten aber nicht im Wege und daher auch nicht die Veränderungssperre, die bauliche Tätigkeiten während des Bebauungsplanverfahrens verhindert. Diese kann man per Ausnahmeregelung aufheben.

Glatt durch den Ausschuss gingen sowohl die Bauvoranfrage für den Bau einer Gerätehütte des Ersten Bergsträßler Drachen- und Gleitschirmfliegervereins, als auch die Bauvoranfrage für einen Glockenturm am evangelischen Gemeindehaus West. Dieser soll 12,5 Meter hoch sein und hatte in den Plänen, die der Verwaltung vorlagen, eine gerade, nach oben hin spitz zulaufende Linienführung. In 4,75 Metern Höhe soll sich der Glockenstuhl befinden, der ein würdiger Platz für die Glocke sein soll, die der Gemeinde gestiftet wurde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung